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Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Titel: Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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ihres Haushaltes. Derlei gehört
     sich einfach nicht.«
    »Ich verstehe, wie du in dieser Sache denkst, mein Lieber. Ich möchte doch nur einige Stunden in der Woche unterrichten, hier
     in meinem Zuhause. Das würde mich sehr glücklich machen.«
    Er klatschte seine Papiere auf einen in der Nähe stehenden Tisch und schaute mich finster und wütend an. »Ich verdiene genug
     für einen respektablen Lebensunterhalt, Mina. Was würden denn die Leute denken, wenn du anfingest, Unterricht zu geben? Dass
     ich nicht in der Lage bin, uns beide zu ernähren? Dass ich deinen Beitrag zum Haushalt benötige, damit wir unser Dasein fristen
     können? Das wäre beschämend, zumal wir ja hier in diesem Hause leben, wo wir praktisch keinerlei Ausgaben haben!«
    »Macht es dir so viel aus, was die Leute denken würden, Jonathan?« Kaum hatte ich den Satz ausgesprochen, da erkannte ich,
     wen ich zitierte. Genau diese Worte hatte Herr Wagner an jenem Morgen vor unserer Bootsfahrt benutzt.
    »Ja, es macht mir sogar sehr viel aus!«, rief Jonathan. »Ich bin jetzt Teilhaber der Kanzlei Hawkins und Harker. Ich treffe
     mich jeden Tag mit Mandanten. Ich muss mich der Verantwortung würdig erweisen, die man mir übertragen hat. Falls ich … falls
     wir Fehler machen, reden die Leute, und das beeinträchtigt unsere Geschäfte!«
    |146| Nun fühlte ich mich wirklich elend. Jonathan hatte sich so in die Sache hineingesteigert, dass ich fürchtete, er könnte einen
     Rückfall in seinen früheren Krankheitszustand erleiden. »Es tut mir leid«, antwortete ich rasch. »Ich hatte nicht daran gedacht,
     dass es sich auf deine Geschäfte auswirken könnte. Wir werden es natürlich so machen, wie du es für das Beste hältst.«
     
    In jener Nacht hatte ich einen seltsamen Traum von Lucy.
    Ich hatte mir schon eine ganze Weile Sorgen um sie gemacht. Ich hatte Lucy aus Budapest geschrieben und ihr dann auch noch
     eine Karte geschickt, um ihr mitzuteilen, dass wir bald die Heimreise antreten würden. Jedoch hatte ich trotz Lucys Versprechen,
     regelmäßig mit mir zu korrespondieren, seit dem Tag, an dem ich Whitby verließ, nichts von ihr gehört. Und damals war sie
     gar nicht wohlauf gewesen. Ich hatte mich selbst ermahnt, mich nicht zu sehr um sie zu sorgen, da sie schließlich ihre Mutter
     und Arthur hatte, die sich um sie kümmern würden. Ich war viele Wochen im Ausland gewesen, und die Post geht manchmal seltsame
     Wege, besonders wenn sie ins Ausland geschickt wird, wie Lucy mich selbst so oft erinnert hatte. Trotzdem hatte ich das unbestimmte
     Gefühl, dass etwas geschehen war.
    Mein Traum erhöhte meine Sorge nur noch. In diesem Traum sah ich von meinem Bett auf und stellte fest, dass die Vorhänge aufgezogen
     und unsere Verandatüren weit geöffnet waren. Durch die Dunkelheit hindurch schaute mich eine gespenstische Gestalt an. Es
     war Lucy! Sie stand draußen auf dem Balkon, nur in ihr weißes Nachtgewand gekleidet, und das goldene Haar fiel ihr wirr um
     die Schultern. Sie lächelte und winkte mich mit einem Finger zu sich heran. Ich erhob mich und trat durch die Tür ins Freie.
    Plötzlich veränderte sich die Landschaft. Ich war nicht mehr auf meinem Balkon, sondern wieder in Whitby, am Fuß der Treppe
     zur Ostklippe. Lucy lachte fröhlich, wandte sich um |147| und eilte die Stufen hinauf. Irgendwie war ich gewiss, dass sie in eine große Gefahr hineinlief, dass die furchterregende
     finstere Gestalt mit den roten Augen dort oben auf sie warten würde.
    »Halt, Lucy! Halt!«, rief ich hinter ihr her. Doch sie hörte nicht auf mich.
    Ich hastete hinter Lucy her, aber sie war mir weit voraus. Je schneller ich lief, desto länger wurde die Treppe, sie erstreckte
     sich endlos vor mir, hinauf und immer weiter hinauf, bis ich dachte, sie würde niemals enden. Plötzlich tauchte eine andere
     Gestalt neben mir auf. Es war Lucys hoch aufgeschossener, attraktiver Verlobter mit dem lockigen Haar, Arthur Holmwood.
    »Lucy!«, rief er. »Wo willst du hin?«
    »Arthur? Was machst du denn hier?«, erwiderte Lucy, während sie kurz innehielt, um zu ihm zurückzuschauen und ihm ein lüsternes
     und zugleich verächtliches Lächeln zuzuwerfen. »Geh nach Hause, Arthur. Es ist zu spät. Du bist hier nicht mehr erwünscht.«
     Sie wandte sich um und rannte weiter.
    Herr Holmwood schaute bestürzt drein. »Lucy!«, stieß er mit todtrauriger Stimme hervor. »Liebling! Komm zurück!«
    »Sie weiß nicht, was sie sagt, Herr Holmwood. Sie

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