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Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Titel: Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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weiter.
    »Es ist ein merkwürdiges Gefühl«, flüsterte ich Jonathan zu, als wir langsam durch den vertrauten, dunklen Korridor im Erdgeschoss
     schritten, »wieder in den alten Räumen und doch fremd zu sein.«
    Er nickte. »Ich habe wesentlich mehr Zeit hier unten mit dir und den anderen Kindern verbracht als in unseren Zimmern oben
     mit Mutter.«
    »Weißt du noch, wie wir die Bonbons aus Herrn Howells Schreibtisch gestohlen und uns dann im Schrank unter der Treppe versteckt
     und restlos alle aufgegessen haben?«, fragte ich.
    »Mir war so schlecht, dass ich monatelang keine Süßigkeiten mehr sehen konnte!«
    Lachend erinnerten wir uns noch an einige andere Jugendstreiche. Als wir am Speisesaal vorüberkamen, hörten wir drinnen das
     Murmeln vieler Stimmen, das Klirren von Geschirr, Gabeln und Löffeln. Abwechselnd spähten wir durch das kleine Fenster in
     der Tür in den Saal und erblickten dort fünfzig oder mehr Kinder, die an langen Tischen saßen und ihr Mittagessen einnahmen.
     Der Anblick ihrer blassen, kleinen Gesichter und der bunt zusammengewürfelten, schlecht sitzenden Kleidungsstücke erinnerte
     mich an mich selbst in diesem Alter und schmerzte ein wenig.
    Plötzlich kam ein kleiner Junge, der vielleicht acht Jahre alt gewesen sein mag, mit hochrotem Kopf den Flur entlanggerannt
     und steuerte auf die Tür des Speisesaals zu. Als Jonathan |153| und ich zur Seite traten, um ihn vorüberzulassen, blieb er stehen und schaute uns mit weit aufgerissenen Augen an. »Wollen
     Sie jemanden adoptieren?«, fragte er hoffnungsvoll.
    »Tut mir leid, junger Mann«, erwiderte Jonathan freundlich. »Wir sind nur zu Besuch. Wir haben früher als Kinder selbst hier
     gelebt.«
    Der Junge schaute auf Jonathans blitzblanke Schuhe und den neuen Anzug, und dann blieben seine Augen lange an seinem wunderschönen
     roten Kaschmirschal hängen. »Aber jetzt muss es Ihnen richtig gutgehen! Das ist meine Lieblingsfarbe: rot.«
    »Wirklich?«, fragte Jonathan. Ich wusste, dass er den Schal vor Jahren von Herrn Hawkins geschenkt bekommen hatte und sehr
     schätzte. Doch ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, sagte er: »Er gehört dir« und legte dem kleinen Jungen den Schal
     um den Hals.
    Der schnappte in sprachloser Verzückung nach Luft. Dann schienen ihn die Gefühle zu überwältigen, und er schob die Tür auf
     und verschwand im Speisesaal.
    Ich ergriff Jonathans Hand und drückte sie, während wir weiter den Korridor entlanggingen. »Das war sehr lieb und sehr großzügig
     von dir.«
    Jonathan zuckte nur die Achseln. »Ich wünschte nur, wir könnten jedem Einzelnen von ihnen ein Heim bieten und Eltern, die
     sie lieben.«
    Wir hatten gerade die Eingangshalle erreicht, als eine alte Frau mit weißem Häubchen und gestärkter Schürze vorüberging. Ich
     erkannte sie sofort. Sie war eine der Angestellten, die ich nie besonders gemocht hatte. Sie war es gewesen, die ich mit einer
     anderen über meine Mutter hatte tratschen hören, als ich gerade einmal sieben Jahre alt war. Als sie uns erblickte, blieb
     die alte Frau stehen und rief: »Meiner Seel, wenn das nicht Fräulein Mina und Master Jonathan sind. Solche Kinder wie euch
     haben wir schon viele Jahre hier nicht mehr gesehen.«
    |154| »Guten Tag, Frau Pringle«, erwiderte ich höflich. »Wie geht es Ihnen?«
    »Ach, wie immer, nur älter bin ich geworden. Und wie geht es euch beiden?«
    »Sehr gut, danke, Madam«, antwortete Jonathan. »Wir sind jetzt verheiratet.«
    »Ach wirklich? Gut gemacht! Ihre Mutter hätte sich darüber gefreut.« Nun schaute sie mich an und wurde einen Augenblick ganz
     still, als versuchte sie, sich an etwas längst Vergessenes zu erinnern.
    »Nun, Madam«, sagte Jonathan mit einem Lächeln, »es war schön, Sie wiederzusehen. Adieu.« Er nahm meinen Arm, und wir wollten
     gerade zur Tür gehen, als die alte Frau herausplatzte: »Haben Sie den Umschlag jemals bekommen, Fräulein Mina?«
    Überrascht wandte ich mich zu ihr um. »Welchen Umschlag?«
    »Na, den Umschlag, der für Sie hier abgegeben wurde, als Sie noch ein Kind waren.«
    Jonathan und ich wechselten einen verwirrten Blick, und ich sagte: »Ich habe keinen Umschlag erhalten, Frau Pringle. Wieso
     wissen Sie davon?«
    »Nun, ich war an dem Tag hier, als er angekommen ist. Eine junge Frau gab ihn mir, hier an der Tür. Sie war so blass und kränklich,
     dass ich mich erinnere, gedacht zu haben: Die lebt bestimmt nicht mehr lange. Sie hatte Ihren Namen auf den Umschlag

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