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Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Titel: Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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Stadt?«
    »Ja.«
    »Aber nicht geschäftlich oder zum Einkaufen, denke ich? Dafür ist es ein wenig spät am Tag. Vielleicht besuchen Sie Freunde?«
    »Nein.« Ich hielt inne. Er schaute mich so fragend an, dass ich mich verpflichtet fühlte, mich näher zu erklären. »Wenn ich
     Ihnen erzähle, wohin ich will, halten Sie mich gewiss für eine Närrin.«
    »Das bezweifle ich.«
    Mit einem Seufzer sagte ich: »Ich hatte plötzlich den Gedanken, mir das Haus anzusehen, in dem meine Mutter gelebt und gearbeitet
     hat.«
    »Ihre Mutter?«, fragte er überrascht. »Dann haben Sie also von ihr gehört?«
    »Sie hat vor vielen Jahren, kurz vor ihrem Tode, im Waisenhaus |218| einen Brief für mich abgegeben. Ich habe ihn erst heute Morgen bekommen. Nun weiß ich, dass sie Anna hieß und dass der Familienname
     meines Vaters Cuthbert war. Sie schreibt, dass sie zwei Jahre in einem Haus in Belgravia gearbeitet hat.«
    »Dann war sie also wirklich ein Hausmädchen? Und die Geschichte, die Sie als Kind belauscht haben, entsprach der Wahrheit?«
    »Es scheint so.« Ich fühlte mich geschmeichelt, dass er sich an die Einzelheiten meiner kleinen Geschichte erinnerte, die
     ich ihm damals am Tag unserer Bootsfahrt so aufgeregt erzählt hatte. Ich zog den Umschlag aus der Tasche, der den kostbaren
     Brief meiner Mutter enthielt, und zeigte ihm den. »Sie schreibt, dass sie mich liebte, Sir, und mich behalten wollte. Es hat
     mir sehr viel bedeutet, das zu erfahren.«
    »Das kann ich mir denken«, sagte er freundlich. »Und nun sind Sie auf dem Weg nach Belgravia. Was gedenken Sie dort zu tun?«
    »Ich weiß es nicht genau. Ich möchte die Straße suchen, in der sie gelebt hat. Ich möchte sehen, wie es dort ist.«
    »Ein ehrenwertes Vorhaben, und überhaupt nicht närrisch. Ich verstehe und empfehle es. Haben Sie die Anschrift?«
    »Sie hat nur Marlborough Gardens geschrieben.«
    »Das sollte nicht schwer zu finden sein. Darf ich um die Ehre bitten, Sie dabei begleiten zu dürfen, Frau Harker? Es ist für
     eine Frau nicht eben gut, um diese Tageszeit allein durch die Straßen Londons zu gehen, nicht einmal in Belgravia. Ich habe
     heute Abend keine Verpflichtungen mehr, und vielleicht kann ich Ihnen behilflich sein.«
    »Danke, Herr Wagner«, erwiderte ich sofort mit einem Lächeln. Ich freute mich über diesen Vorwand, noch einige Zeit mit ihm
     zu verbringen. »Ich wäre Ihnen sehr verbunden für Ihre Begleitung.«
    Wir plauderten auf dem ganzen Weg in die Stadt. Zunächst riefen wir uns unsere gemeinsame Zeit in Whitby ins Gedächtnis. Herr
     Wagner fragte, ob ich seither wieder einmal tanzen gewesen |219| wäre. Ich verneinte dies voller Bedauern. Dann erklärte mein Begleiter, er sei seit unserem letzten Treffen viel gereist und
     hätte eine große Vorliebe für die Eisenbahn entwickelt.
    »Ihre Züge hier in England sind großartig. Sie sind so leistungsfähig und verkehren so häufig. Man kann fahren, wohin man
     mag – wenn man will, quer durch das ganze Land –, dort einige höchst angenehme Stunden verbringen und genauso rasch wieder
     zurückkehren.« Ebenso lobend äußerte er sich über das System der Untergrundbahn. »Auf der ganzen Welt gibt es nichts Vergleichbares.
     Was für eine ungeheure und fortschrittliche Unternehmung! Was für eine Großtat der Ingenieurwissenschaften! Mit größtem Interesse
     habe ich in den Zeitungen die Entwicklung dieser Bahnen verfolgt, seit man angefangen hat, das unterirdische System zu errichten.«
    »Nun, vielleicht doch nicht ganz von Anfang an«, erwiderte ich mit einem Lachen. »Schließlich wurde der erste Abschnitt, soweit
     ich weiß ich, vor siebenundzwanzig Jahren eröffnet. Damals können Sie höchstens ein kleiner Junge gewesen sein.«
    »Ich habe mich schon sehr früh für derlei interessiert.«
    Sobald wir die Stadt erreicht hatten, rief er eine Droschke herbei, die uns nach Belgravia brachte. Als er sich in der engen
     Droschke neben mich setzte, ließ mir seine bloße Nähe eine warme Welle durch alle Glieder fahren, und mein Herz pochte nach
     wie vor heftig. »Sind Sie schon lange in London?«, fragte ich.
    »Einige Wochen. Ich habe mir all die Sehenswürdigkeiten angeschaut, die Sie bei unserem letzten Treffen erwähnten, und viele
     andere auch noch. Ich halte London für weitaus moderner und weltläufiger als jede andere Hauptstadt, die ich in Europa kenne.«
    »Würden Sie nicht Paris vorziehen?«
    »Keineswegs.« Mit seiner tiefen, erregenden Stimme fügte

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