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Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Titel: Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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aber wieder. Das Strahlen verschwand so plötzlich aus
     ihren Augen, als hätte jemand eine Kerze ausgeblasen. »Ich fürchte, das wird mir nicht möglich sein.«
    »Ich könnte wiederkommen, wenn der Zeitpunkt jetzt ungelegen ist.«
    Sie schüttelte den Kopf und wirkte nun sehr besorgt. »Das wäre nicht gut. Es tut mir leid, aber ich muss Sie jetzt bitten
     zu gehen.«
    »Denken Sie doch nur, wie viel es der jungen Dame bedeuten würde«, wandte Herr Wagner freundlich ein und fixierte die Frau
     mit Blicken, »wenn sie einmal durch das Haus gehen könnte, in dem ihre Mutter einst lebte und arbeitete. Sicherlich könnten
     Sie dafür einige wenige Minuten entbehren?«
    Die Frau starrte ihn an. Dann wandte sie sich mir zu und sagte leicht benommen: »Dann kommen Sie am besten herein, gnädige
     Frau.«
    Ich hatte schon einmal eine ähnliche Reaktion eines Menschen |225| erlebt, nämlich damals vor dem Postamt in Whitby, als Herr Wagner irgendwie die Aufmerksamkeit meiner neugierigen Pensionswirtin
     abgelenkt hatte. Als ich ihm einen dankbaren, doch überraschten Blick zuwarf, trat er nur einen Schritt zurück und meinte
     lächelnd: »Ich warte hier draußen auf Sie.«
    Es war ein kurzer Rundgang, den ich aber niemals vergessen werde. Die Haushälterin stellte sich mir als Fräulein Hornsby vor.
     Sie zeigte mir den Salon mit seiner hohen Decke, eine wunderschöne Bibliothek und ein Wohnzimmer im Erdgeschoss. Als wir die
     Treppe zu den Kammern der Dienstboten hinaufstiegen, konnte ich im Erdgeschoss Kinder lachen und herumtollen hören und vernahm
     dann die strenge Stimme einer Person, die offenkundig die Aufsicht führte. Der Gedanke, dass ich dieselben Stufen betrat,
     über die meine Mutter einst geschritten war, und die Kammer sah, in der sie geschlafen hatte, rührte mich zu Tränen.
    »Ich war damals eines von vier Hausmädchen«, erklärte Fräulein Hornsby auf dem Rückweg nach unten, »als der Vater selig von
     Sir Cuthbert hier lebte, Gott sei seiner Seele gnädig. Dieses Haus sauber zu halten, das war eine nicht enden wollende Aufgabe,
     das kann ich Ihnen sagen. Wir hatten kaum eine Minute für uns, und nur einen Tag im Monat frei, um einmal nach Hause zu gehen.
     Nicht, dass Anna ein Zuhause gehabt hätte, dem sie einen Besuch hätte abstatten können.«
    »Sie hatte keine Eltern?«
    »Nein. Sie hat nie viel von sich erzählt, aber einmal hat sie gesagt, dass ihre Eltern beide einer Krankheit zum Opfer gefallen
     seien und sie deshalb schon in jungen Jahren in Stellung gehen musste. Sie war ein fröhliches Ding und sehr hübsch. Sie hatte
     nicht viel Schulbildung, hat sich aber selbst das Lesen beigebracht und Bücher sehr geliebt. Sie hat stets versucht, mehr
     aus sich zu machen. Und sie hatte eine Art, Dinge vorherzusehen, die dann auch wirklich eintraten. Wissen Sie, was ich meine.«
    »Nein, eigentlich nicht, Fräulein Hornsby?«
    |226| »Nun, ich erinnere mich, dass Anna einmal, als ich mich mit einem Freund am Sonntag treffen und in die Kirche gehen wollte
     und er nicht kam, gesagt hat: ›Er hatte einen Unfall, hat sich auf dem Stallhof am linken Fuß verletzt.‹ Und so war es auch.
     So war sie. Im Gegensatz zur Mutter des jungen Herrn Cuthbert, wusste sie stets auf die Minute genau, wann er auf einen überraschenden
     Besuch von der Universität hier auftauchen würde. Ich habe immer zu Anna gesagt, dass sie wohl von Zigeunern abstammte und
     sich ihren Lebensunterhalt auch als Wahrsagerin verdienen könnte, wenn sie wollte.«
    Das erfüllte mich mit so großer Verwunderung, dass ich kaum sprechen konnte. Ich hegte nun keinerlei Zweifel mehr, wer wohl
     mein Vater sein könnte. Wir näherten uns der Eingangshalle, als meine Stimme mir endlich wieder gehorchte. »Fräulein Hornsby,
     Sie sagten, Sie seien eine Freundin meiner Mutter gewesen. Wäre es zu viel zu erhoffen … Als sie fortging, hat sie da etwas
     von ihren Habseligkeiten hier zurückgelassen?«
    Fräulein Hornsby spitzte den Mund und dachte nach. »Jetzt, da Sie es erwähnen, glaube ich mich zu erinnern, dass sie mir etwas
     gegeben hat, das ich vielleicht aufgehoben habe. Ich werde es suchen. Sagen Sie mir doch bitte, wohin ich es schicken soll.«
    Während sie forteilte, um ein Blatt Papier und einen Federhalter zu holen, hörte ich draußen eine Kutsche vorfahren. Fräulein
     Hornsby kehrte zurück, und während ich ihr meine Adresse in Exeter aufschrieb, flog die Haustür auf und ein gutgekleidetes
     Paar trat herein.

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