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Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Titel: Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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dass ich aufschrak und lange nicht wieder einschlafen
     konnte.
    Mein zweiter Traum war unendlich viel schöner, ja geradezu wunderbar. Ich saß in meinem Zuhause in Exeter auf einem Schaukelstuhl
     und drückte einen Säugling an meine Brust. Während ich das kleine, rundliche Wesen in meinen Armen barg, küsste ich seinen
     weichen, warmen Kopf und sog seinen wunderbaren Säuglingsduft ein, streichelte ihm über das dunkle, seidige Haar. Es war mein
     Kind, mein eigenes Kind, der erste mir blutsverwandte Mensch, den ich je gekannt hatte, ein Wesen, das gleichzeitig ein Teil
     von mir und von Jonathan war. Ich spürte, wie mein Herz vor Liebe überströmte, vor mehr Liebe, als ich je in mir vermutet
     hätte. Ich |246| wusste, dass ich alles tun würde, um dieses Kind zu beschützen, alles. Ich wachte auf und strahlte vor Glück. Eines Tages,
     dachte ich, eines Tages, wenn dieser Wahnsinn vorüber ist, wenn der böse Dracula tot ist und wir alle in unser Alltagsleben
     zurückkehren können, würde ich dieses Kind zur Welt bringen. Ich würde viele Kinder bekommen, sie im Arm halten, verwöhnen,
     ihnen vorsingen und vorlesen, mit ihnen spielen und sie zu glücklichen, gesunden Kindern heranwachsen sehen. Selig versank
     ich erneut in wohligen Schlummer.
    Der dritte Traum hatte mit Herrn Wagner zu tun. Ich befand mich im Pavillon von Whitby, und wir wirbelten zusammen über die
     Tanzfläche. Ich schwebte dahin, getragen von der Musik und beseligt von dem Zauber, wieder in seinen Armen zu liegen. Die
     Musik schwoll in einem gewaltigen Crescendo an, während wir im Walzertakt auf die Terrasse hinaustanzten, wo er mich noch
     näher an sich zog und mir liebevoll tief in die Augen schaute. Dann küsste er mich. Es war ein langer, inniger Kuss.
    Ich wachte erhitzt und schwitzend auf, und mein Herz schlug so wild, dass ich dachte, es müsste mir die Brust sprengen. Oh,
     warum musste ich ausgerechnet von
ihm
träumen? Wie verräterisch das Unterbewusste doch war! Solche Träume und Phantasien, glaubte ich, waren genauso sehr ein Bruch
     meines Treueversprechens, wie es eine wirkliche körperliche Begegnung gewesen wäre. Und doch lag ich mehrere beschämende Minuten
     lang im Dunklen und genoss die Erinnerung an die geträumte Umarmung und an den Kuss. Dann rüttelte ich mich wach und machte
     mir strenge Vorhaltungen: Mina Harker, du darfst nie wieder an ihn denken.
    Ich setzte mich auf und warf die Bettdecke zur Seite. Die Vorhänge waren aufgezogen. Sonnenlicht strömte ins Zimmer, und die
     Uhr schlug ein Viertel nach Mittag. Erschreckt stellte ich fest, dass Jonathans Gepäck gleich neben der Tür im Zimmer stand.
     Er war hier, aus Whitby zurückgekehrt!
    Rasch kleidete ich mich an. Ich war erleichtert, dass es Arbeit |247| zu erledigen gab. Denn unsere Aufgabe, den üblen Grafen Dracula zu finden und zu vernichten, würde sicherlich meine Gedanken
     von der Sehnsucht nach Herrn Wagner ablenken, nach einem Mann, den ich liebte, aber niemals mein eigen nennen durfte.

[ Menü ]
    12
    Als ich nach unten kam, saß Jonathan, ins Gespräch mit Dr. Seward vertieft, im Wohnzimmer. Das Mittagessen sollte gleich aufgetragen
     werden. Der Anblick seines lieben Antlitzes erfüllte mich mit stiller Freude. An seinem Aussehen und dem Klang seiner Stimme
     konnte ich ablesen, dass er voller Energie war. Die Reise hatte ihm wohl gutgetan. Jeder, der ihn heute zu sehen bekäme, würde
     kaum glauben, dass dieser starke und entschlossene Mann das gleiche niedergeschlagene Wesen sein sollte, das ich erst vor
     sechs Wochen in Budapest im Krankenhaus vorgefunden hatte.
    »Liebling! Da bist du ja«, rief Jonathan und sprang mit einem herzlichen Willkommenslächeln von seinem Stuhl auf, als ich
     ins Zimmer trat. »Dr. Seward hat mir erzählt, dass du die ganze Nacht hindurch gearbeitet hast. Also habe ich dich schlafen
     lassen.«
    »Danke.« Ich ging zu ihm hinüber, und wir küssten uns zärtlich. »Ich sehe, dass ihr euch schon miteinander bekannt gemacht
     habt.«
    »Ja«, antwortete Dr. Seward, der sich nun ebenfalls erhoben hatte und auf einen Platz am Tisch deutete, der für mich gedeckt
     war. »Ihr Ehemann ist ein hervorragender Bursche.«
    »Das Gleiche kann ich auch von Ihnen sagen, Sir«, erwiderte Jonathan mit einem aufrichtigen und dankbaren Nicken. Während
     wir unsere Plätze einnahmen, legte er seine Hand auf die meine und fügte ernst hinzu: »Wir haben den ganzen Morgen, seit ich
     angekommen bin, über den Fall

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