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Dracula, my love

Dracula, my love

Titel: Dracula, my love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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schrieb ihr einen langen Brief, in dem ich ihr von unserer Rückkehr nach Exeter berichtete und ihr die neuesten Nachrichten mitteilte. Kaum hatte ich das Schreiben zur Post gegeben, da erreichte mich auch schon eines von Lucy.
    Erleichtert nahm ich den Umschlag an mich, lächelte über den Anblick von Lucys vertrauter Krakelschrift. Doch dann bemerkte ich, dass der Brief bereits vor einem Monat von der Post abgestempelt war - wenige Tage nach meiner Abreise aus Whitby - und dass er ursprünglich an mich in Budapest adressiert und mir dann von dort nachgesandt worden war. Ich nahm die beiden darin enthaltenen Blätter heraus und las sie neugierig. Lucy schrieb, es ginge ihr wieder wunderbar, sie hätte „einen Bärenhunger“, schliefe hervorragend und hätte das Nachtwandeln völlig aufgegeben. Arthur war gekommen. Sie ruderten, ritten und spielten Tennis. Sogar ihrer Mutter gehe es scheinbar etwas besser.
    Für kurze Zeit munterte mich der Brief auf, bis ich die Nachschrift las.
    „PPS. Wir heiraten am 28. September.“
    Ich schaute auf den Kalender. Heute war bereits der 18. September! Lucys Schreiben, rief ich mir in Erinnerung, war tatsächlich sehr alt. Sollte Lucy wirklich schon in zehn Tagen heiraten? Wenn das so war, warum hatte ich dann noch keine Einladung erhalten? Sie wusste doch, wie sie mich in Exeter erreichen konnte. Wenn ich Lucys Ehrenjungfer sein sollte, dann hätte ich doch sicherlich inzwischen etwas von ihr hören müssen? Sie musste mich mit den Einzelheiten der Zeremonie und des anschließenden Empfangs vertraut machen. Ich wusste, dass Lucy und ihre Mutter geplant hatten, in der letzten Augustwoche in ihr Londoner Haus in Hillingham zurückzukehren. Waren sie vielleicht jetzt gerade in London? Könnte es sein, dass Lucy wieder krank geworden war?
    Am gleichen Abend ereignete sich ein schreckliches Unglück, das für einige Zeit alle Gedanken an Lucy und ihre Hochzeit aus meinem Kopf verbannte.
    7
    Es geschah alles so plötzlich. Kurz vor dem Abendessen beklagte sich Herr Hawkins über heftige Kopfschmerzen und bat, sich zurückziehen zu dürfen. Jonathan und ich küssten ihn zur guten Nacht, und er ging zu Bett. Als mein Mann und ich uns später unsererseits anschickten, schlafen zu gehen, hörten wir aus dem Zimmer von Herrn Hawkins einen lauten Schrei. Wir eilten auf den Korridor und fanden dort das Hausmädchen, das in der Tür zu Herrn Hawkins' Zimmer stand und weinte.
    „Ich hab dem Herrn nur seine abendliche Medizin gebracht, wie immer, aber der arme alte Mann liegt da, kalt wie Eis, und will einfach nicht aufwachen!“
    Der Arzt meinte, es sei wahrscheinlich ein Blutgerinnsel im Gehirn gewesen, das zum sofortigen Tod geführt habe. Oh! So ein freundlicher Herr, der von allen wegen seines gleichmütigen Temperaments und seiner Großzügigkeit geliebt wurde. Und jetzt war er von uns gegangen! Herrn Hawkins' unerwarteter Tod war ein schwerer Schlag für alle Mitglieder des Haushalts. Wir hörten die Angestellten den ganzen nächsten Tag weinen, während Jonathan und ich eng aneinandergeschmiegt im Salon saßen und benommen ebenfalls Tränen vergossen.
    „Es ist so ungerecht“, sagte ich voller Trauer. „Ich hatte damit gerechnet, mich noch viele Jahre an der Gesellschaft von Herrn Hawkins erfreuen zu können.“
    „Genau wie ich“, erwiderte Jonathan und wischte sich mit fahriger Hand die traurigen Augen. „Wie soll ich nur ohne ihn weitermachen, Mina? Ich habe mich in so vielen Dingen auf ihn verlassen. Mein Leben lang war er mir Vater, Mentor und Freund. Er hat mir ein Vermögen hinterlassen, das für so bescheidene Leute wie uns fürstlich zu nennen ist. Du weißt, wie dankbar ich ihm dafür bin. Aber gleichzeitig ...“
    „Gleichzeitig was, mein Liebster?“
    „Ich bin im April als neu bestallter Rechtsanwalt aus England abgereist, und jetzt liegt plötzlich die Verantwortung für die ganze Kanzlei in meinen Händen. Ich weiß nicht, ob ich einer so ungeheuren Aufgabe gewachsen bin.“
    „Du bist ihr gewachsen, mein Liebster“, bestärkte ich ihn und nahm seine Hände. „Herr Hawkins hätte dich nicht zum Teilhaber gemacht, wenn er nicht das Gefühl gehabt hätte, dass du es verdient hast. Er hat an dich geglaubt. Ich glaube auch an dich. Nun musst nur noch du selbst an dich glauben. Und dann nimm einen Tag nach dem anderen, wie er kommt.“
    Herr Hawkins hatte in seinem letzten Willen angeordnet, dass er in einem Grab mit seinem Vater ruhen wollte, das auf einem

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