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Dracula, my love

Dracula, my love

Titel: Dracula, my love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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schockierte: Er sah, wie sich Graf Dracula aus einem der tiefer gelegenen Fenster zwängte und wie eine Eidechse die Burgmauer hinunterbewegte. Jonathan wollte seinen Augen nicht trauen. Der alte Mann kletterte, mit dem Kopf nach unten, oberhalb des fürchterlichen Abgrunds, wobei sich seine Finger und Zehen in die Mauerritzen krallten. Dann verschwand er durch eine Öffnung, die zu einem weiter unten gelegenen Pfad führte. Was für ein Mensch ist das, überlegte Jonathan voller Schrecken, der ein Gebäude auf diese Art verlässt? Oder vielmehr, was für eine Kreatur ist das, die sich hier in Menschengestalt verbirgt?
    Jonathan beschloss, die Burg weiter zu erkunden und einen Weg hinaus zu suchen. Endlich gab eine Tür am Ende eines langen, dunklen Gangs seinem Druck nach. Er befand sich in einem staubigen, aber bequem eingerichteten Salon, von dem er annahm, dass sich in längst vergangenen Zeiten hier die Damen aus Draculas Familie aufzuhalten pflegten. Die schreckliche Einsamkeit dieses Ortes krampfte ihm das Herz zusammen und machte seine Nerven erzittern. Schon bald übermannte ihn eine bleierne Müdigkeit, und trotz der Warnung des Grafen legte er sich auf eine Ottomane und schlief ein.
    Die darauffolgenden Ereignisse ähnelten einem grausigen Albtraum, und doch muss er sie als erschreckend wirklich empfunden haben. Drei wunderschöne junge Frauen erschienen plötzlich im Raum, ihrer Kleidung und ihrer Haltung nach vornehme Damen. Zwischen ihren sinnlichen roten Lippen strahlten blendend weiße Zähne hervor. Zwei waren dunkelhaarig, die Dritte blond. Sie näherten sich Jonathan lachend und flüsternd. Sie verursachten ihm Unbehagen, doch gleichzeitig (so schrieb er beschämt nieder) verlangte ihn brennend danach, dass sie ihn küssten.
    „Nun los!“, sagte eine der dunkelhaarigen Schönheiten wollüstig zu der Blonden. „Du bist die Erste, und wir schließen uns dann an.“
    „Er ist jung und stark“, fügte die andere heißblütig hinzu. „Das gibt Küsse für uns alle.“
    Die blonde Frau, die Schönste von allen, beugte sich über ihn und leckte sich kokett die Lippen. Ihr Atem war honigsüß, und Jonathan zitterte und bebte vor Verzückung und Begierde, als sie seinen Hals mit ihren Lippen berührte. Er verharrte in banger Erwartung, als er die harten Spitzen zweier scharfer Zähne spürte, die seine Haut berührten und plötzlich innehielten. Graf Dracula kam ins Zimmer gestürzt. Er packte den schönen Nacken der blonden Frau und riss sie mit Riesenkräften zurück. Seine Augen sprühten vor roten Flammen höllischer Wut, und er rief: „Wie könnt ihr es wagen, ihn anzurühren? Wie könnt ihr es wagen, eure Augen auf ihn zu werfen, wo ich es verboten habe? Zurück, sage ich euch! Dieser Mann gehört mir!“
    Jonathan war vor Schrecken starr. Das harte, seelenlose Lachen der Frauen klang noch durch den Raum, während die blonde Frau herausfordernd zum Grafen sagte: „Du selbst hast doch nie geliebt, und du wirst nie lieben!“
    „Doch, auch ich kann lieben“, erwiderte der Graf im leisesten Flüsterton. „Ihr selbst solltet euch noch daran erinnern können.“ Dann befahl er ihnen, den Raum zu verlassen.
    „Sollen wir denn heute Nacht gar nichts bekommen?“, fragte eine der Frauen enttäuscht.
    Als Antwort hielt ihnen Dracula ein Bündel hin, das er mitgebracht hatte und in dem es sich bewegte, als sei etwas Lebendiges darinnen. Jonathan meinte zu seinem Entsetzen, ein leises Wimmern aus dem Bündel zu hören, wie von einem kleinen, halberstickten Kind. Die furchtbaren Frauen ergriffen das entsetzliche Bündel voller Freude und schwanden aus dem Raum, als zerflössen sie in den Strahlen des Mondes. Dann verlor Jonathan das Bewusstsein.
    Ich hielt beim Lesen inne. Mein Puls raste. Großer Gott! Das war also das fürchterliche Bündel, von dem Jonathan im Schlaf phantasiert hatte! Ein Bündel, das ein halbersticktes Kind enthielt! Und wer mochten wohl diese furchtbaren Geisterfrauen sein? Ich las weiter.
    Später wachte Jonathan, von Schrecken überwältigt, in seinem eigenen Bett auf. Was war gerade mit ihm geschehen? War es Wirklichkeit oder Traum gewesen? Warum hatte der Graf gesagt: „Dieser Mann gehört mir“? Hatten die Frauen vorgehabt, ihn zu küssen oder ihre scharfen Zähne zu benutzen, die er an seinem Hals verspürt hatte? Hatten sie die Absicht, das zu verschlingen, was in dem fürchterlichen Bündel gewesen war? Wie hatten sie sich vor seinen Augen einfach auflösen können?

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