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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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… Sollte dieser entsetzliche Graf wirklich nach London gekommen sein, »mit seinen sich drängenden Millionen«? Dann wäre auch die »unabdingbare Situation« gekommen, und wir hätten eine heilige Pflicht, vor der wir nicht zurückschrecken dürften … Ich muss vorbereitet sein. Ich werde meine Schreibmaschine holen und sofort mit der Transkription des Tagebuches beginnen, damit wir es bei Bedarf für die Augen anderer parat haben. Wenn dieser Fall eintreten sollte, so kann ich vielleicht auch im Namen meines lieben Jonathan sprechen und dadurch verhindern, dass er sich über diese Dinge erneut aufregen, ängstigen und grämen muss. Und wenn sich Jonathan später wieder gefangen hat, dann wird er vielleicht selbst das Bedürfnis verspüren, mit mir darüber zu sprechen. Dann kann ich ihm immer noch Fragen stellen und Dinge herausfinden. Vielleicht gelingt es mir mit der Zeit sogar, ihn von seinem Albdruck zu erlösen.
     
    Brief von van Helsing an Mrs. Harker
     
    24. September
    vertraulich
    Sehr geehrte gnädige Frau,
    ich bin Ihnen insofern bekannt, als ich Ihnen seinerzeit die traurige Nachricht vom Tod Miss Westenras sandte, und bitte um Entschuldigung, wenn ich mich heute wieder an Sie wende. Durch die Liebenswürdigkeit Lord Godalmings bin ich in den Stand gesetzt worden, Miss Lucys Briefe und Aufzeichnungen zu lesen, und ich bin tief besorgt über einige Angelegenheiten |262| von einschneidender Bedeutung. Ich fand unter den Papieren einige Briefe von Ihnen und ersah daraus, dass Sie mit Lucy eng befreundet waren und wie lieb Sie sich gehabt haben. Verehrte Madame, um dieser Liebe willen beschwöre ich Sie, helfen Sie mir! Auch zum Wohle anderer bitte ich Sie, um großes Unrecht wiedergutzumachen und schreckliches Leid zu verhüten – größeres Leid, als Sie sich vorzustellen vermögen. Kann ich Sie persönlich sprechen? Sie dürfen mir vertrauen, ich bin mit Dr. Seward und Lord Godalming (Lucys Arthur) eng befreundet, allerdings bin ich gezwungen, die Angelegenheit vor diesen einstweilen noch streng geheim zu halten. Ich würde nach Exeter kommen, sobald Sie mir erlauben, Sie zu besuchen. Sie brauchen mir nur Zeit und Ort mitzuteilen. Da ich Ihre Briefe an Miss Lucy gelesen habe, weiß ich, wie gut Sie sind und wie sehr Ihr Gatte leidet. Ich bitte Sie, wenn es irgend möglich ist, ihn
nicht
einzuweihen, da es ihm nur schaden würde. Noch einmal bitte ich Sie um Vergebung.
    van Helsing
     
    Telegramm von Mrs. Harker an van Helsing
     
    25. September
    Kommen Sie heute mit dem Zug viertel nach zehn, wenn Sie ihn noch erreichen. Bin jederzeit bereit, Sie zu empfangen.
    Wilhelmina Harker
     
    Mina Harkers Tagebuch
     
    25. September
    Ich kann mir nicht helfen, aber ich werde immer aufgeregter, je näher die Stunde kommt, da ich diesen Dr. van Helsing treffen werde. Und seltsam, irgendetwas in mir scheint zu erwarten, |263| dass mit diesem Treffen auch etwas Licht auf Jonathans traurige Geschichte fällt. Dabei wird van Helsing mir wohl eher von Lucy erzählen wollen, die er in den letzten Tagen ihrer Krankheit behandelt hat. Einzig aus diesem Grund kommt er ja, es handelt sich um Lucy und ihr Nachtwandeln, und nicht um Jonathan. Wie töricht ich doch bin! Dieses entsetzliche Tagebuch hat mein Denken vollständig in Beschlag genommen und alles mit seinen düsteren Farben infiziert. Zweifellos kommt er wegen Lucy. Ihr Schlafwandeln musste sie wieder gepackt haben, und auch die schreckliche Nacht auf den Klippen wird nicht ohne Folgen geblieben sein.
    Ich hatte über meinen eigenen Angelegenheiten ganz vergessen, wie schlimm es ihr in der letzten Zeit gegangen sein muss. Sie wird dem Doktor von ihrem nächtlichen Abenteuer auf dem Cliff erzählt haben, und auch davon, dass ich die ganze Sache kenne. Nun möchte er von mir gewiss Näheres erfahren, um den Fall vollständig zu verstehen. Ich hoffe sehr, ich habe recht daran getan, Mrs. Westenra die Angelegenheit zu verschweigen; ich könnte mir nie verzeihen, wenn eine meiner Handlungen oder Unterlassungen der armen Lucy irgendeinen Schaden zugefügt haben sollte. Ich hoffe zuversichtlich, dass van Helsing mich nicht tadeln wird; ich habe in letzter Zeit so viele Sorgen und Ängste gehabt, dass ich gegenwärtig nicht imstande wäre, noch mehr zu ertragen …
    Etwas zu weinen tut uns allen von Zeit zu Zeit gut, es klärt die Luft wie ein reinigender Regen. Mich hat das Lesen des Tagebuches gestern zu sehr aufgeregt, und dann fuhr Jonathan heute auch noch für

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