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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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studieren können.«
     
    Später
    Nach dem Frühstück mit Mina begleitete ich van Helsing zum Bahnhof. Als wir uns verabschiedeten, fragte er:
    »Würden Sie mich wohl einmal in der Stadt besuchen kommen, Sie und Madame Mina?«
    »Wir werden kommen, wann immer Sie es wünschen«, antwortete ich.
    Ich hatte ihm die Morgenzeitungen sowie die Londoner Abendblätter mitgebracht, und während wir am Waggonfenster plaudernd auf die Abfahrt des Zuges warteten, blätterte er sie rasch durch. Plötzlich schien sein Auge wie erstarrt auf etwas zu haften – es war die »Westminster Gazette«, ich erkannte sie an der Farbe –, und sein Gesicht wurde aschfahl. Er fing an, aufmerksam zu lesen, wobei er vor sich hin murmelte: »Mein Gott, mein Gott! 2 So früh schon, so früh!« Ich glaube, er hatte mich in diesem Augenblick |276| völlig vergessen. Dann ertönte das Signal, und der Zug setzte sich langsam in Bewegung. Van Helsing kam wieder zu sich, er beugte sich aus dem Fenster, winkte mir zum Abschied zu und rief: »Grüßen Sie Madame Mina; ich werde schreiben, sobald ich kann!«
     
    Dr. Sewards Tagebuch
     
    26. September
    Nichts ist endgültig. Noch keine Woche ist es her, dass ich »Fi nis « schrieb, und heute schon beginne ich von Neuem, oder vielmehr: Ich fahre in meiner Chronik fort. Bis heute Nachmittag hatte ich keinen Grund, über das nachzudenken, was abgeschlossen ist. Renfield ist wieder ganz der Alte. Seine Fliegensammlung ist bereits wieder so weit fortgeschritten, dass er gegenwärtig in die Spinnenbranche überwechselt – er bereitet mir also kein Kopfzerbrechen. Von Arthur habe ich einen am Sonntag datierten Brief erhalten, dem zu entnehmen ist, dass er sich gut erholt. Quincey Morris ist bei ihm, was sicher sehr hilfreich ist, denn er ist eine Quelle des Optimismus. Auch Quincey hat einige Zeilen mitgeschickt, in denen er mir mitteilt, dass Arthur schon wieder einiges von seinem alten Schwung zurückgewonnen habe. Was also diese beiden angeht, mache ich mir keine Sorgen. Was mich selbst anbetrifft, so hatte ich mich wieder mit dem alten Enthusiasmus an meine Arbeit gemacht und war guter Hoffnung, dass die Wunde, die die arme Lucy in mir hinterlassen hatte, rasch vernarben würde. Nun aber ist alles wieder aufgerissen, und wie es enden soll, weiß Gott allein. Ich nehme an, dass auch van Helsing zu wissen meint, wie es enden wird, aber er gibt immer nur gerade so viel von seinem Wissen preis, dass meine Neugier gereizt wird. Gestern fuhr er nach Exeter und blieb dort die Nacht über. Heute kam er etwa gegen halb sechs zurück und stürzte sogleich in mein Zimmer, um mir die gestrige Abendausgabe der »Westminster Gazette« in die Hand zu drücken.
    |277| »Was halten Sie davon?«, fragte er, indem er zurücktrat und die Arme kreuzte.
    Ich ließ den Blick über das Papier schweifen, denn ich verstand wirklich nicht, was seine Frage bedeuten sollte. Da griff er nach dem Blatt und deutete mit dem Finger auf einen Artikel, der die Entführung mehrerer Kinder aus Hampstead behandelte. Der Text interessierte mich nicht besonders, bis ich an eine Stelle kam, wo kleine, punktförmige Wunden an den Kehlen der Kinder beschrieben wurden. Ein Gedanke schoss mir durch den Kopf, und ich blickte auf. »Nun?«, fragte er.
    »Es ist ganz wie bei der armen Lucy.«
    »Und was mag das wohl bedeuten?«
    »Ganz einfach, dass alle diese Fälle auf die gleiche Ursache zurückzuführen sind. Dasselbe, was Lucy verletzt hat, hat auch die Kleinen verletzt.«
    Er antwortete mit einem mir unverständlichen Satz:
    »Indirekt ist das wohl richtig, direkt aber nicht.«
    »Wie meinen Sie das, Herr Professor?«, fragte ich. Ich war geneigt, seinen Ernst nicht allzu schwer zu nehmen, denn nach all der überstandenen herzzerreißenden Angst waren vier Tage der Ruhe und Freiheit bereits imstande, wieder etwas froheren Mut in mir aufkommen zu lassen. Als ich aber in sein Gesicht sah, wurde ich nachdenklich. Nie zuvor, nicht einmal in der tiefsten Verzweiflung um Lucy hatte er ernster ausgesehen.
    »So sprechen Sie doch!«, bat ich. »Ich kann mir keine Meinung von dieser Sache bilden, ich weiß nicht, was ich denken soll, und ich habe auch keine Anhaltspunkte, auf denen ich eine Vermutung aufbauen könnte.«
    »Wollen Sie damit sagen, Freund John, dass Sie keine Ahnung haben, woran Lucy gestorben ist? Nach all den Andeutungen, die ich und die auch die Ereignisse selbst Ihnen gegeben haben?«
    »An nervöser Erschöpfung infolge eines

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