Draculas Darling
oder Ihren Diensteid, denn jetzt geht es um dieses Menschenleben. Um etwas anderes kann ich Sie nicht bitten, wobei ich weiß, wie schwer es Ihnen fällt.«
Unser Chef hob nur die Schultern. Irgendwie war er ratlos. Das hatten wir bei ihm auch nicht oft erlebt.
»Es bleibt unter uns«, übernahm Suko das Wort. »Es wird nichts von dem, was hier gesprochen wird, nach draußen dringen. Ich denke, dass wir uns auf diese Art und Weise einigen können. Und ich glaube auch, dass der Mann dafür Verständnis haben wird.«
»Das ist möglich.«
»Dann tun Sie es.«
Sir James quälte sich noch. Er überlegte. Er war nervös geworden. Zu sehen am Spiel seiner Hände. »Dieser Mann darf nicht kompromittiert werden«, sagte er schließlich. »Er gehört noch heute der Regierung an. Allerdings in einer anderen Funktion als damals.«
»Das werden wir berücksichtigen.«
»Damals hatte er mit den Geheimdiensten zu tun. Er war so etwas wie ein Koordinator.«
»Ist uns der Name bekannt?«, fragte ich weiter.
»Ja, ich denke schon.«
»Bitte, Sir.«
Unser Chef klemmte in der Zwickmühle fest. Er schwitzte und wischte den Schweiß mit einem Tuch von der Stirn. Er wirkte müde und älter als er war.
»Gut«, sagte er schließlich mit leiser Stimme. »Ihre Argumente haben mich überzeugt. Ich werde Ihnen sagen, was es mit diesem Mann auf sich hat. Vor allen Dingen erfahren Sie jetzt den Namen. Dieser Mann heißt Pete Ritter.«
Jetzt war es heraus – endlich!
Ich atmete durch. Ich sah, wie Sir James in seinem Schreibtischsessel leicht zusammensank. Suko schaute mich von der Seite her mit einem Blick an, der mir verriet, dass ihm der Name nichts sagte.
Aber ich kannte ihn und konnte es kaum glauben. Sir James bemerkte meinen leicht ungläubigen Blick. Er nickte mir zu. »Sie haben sich nicht verhört, John.«
»Aber Ritter?«, flüsterte ich. »Ausgerechnet Ritter?«
»So ist es.«
»Was ist denn mit ihm?«, erkundigte sich Suko.
Ich zuckte mit den Schultern. »Manche werden vom Saulus zum Paulus. Bei ihm ist es wohl umgekehrt. Er war immer ein Mensch, der sich sehr für andere eingesetzt hat. Er gehört einer Gruppe von Politikern an, die angeblich die Zeichen der Zeit erkannt haben und umdenken.« Ich schüttelte den Kopf. »Das hätte ich wirklich nicht gedacht.«
»Was wollen Sie dagegen machen?«, sagte Sir James. »Die Lage hat sich geändert. Pete Ritter ist nicht mehr der Jüngste. Er war zu Beginn seiner Karriere in einer anderen Funktion tätig. Er war so etwas wie ein Verbindungsglied zwischen dem Außen- und dem Innenministerium. Ein guter Koordinator, der es dann geschafft hat, die Gruppe der Ausputzer aufzubauen. Er war gewissermaßen ihr Chef, ihr Erfinder. Der Mensch, der die Killer ausgesucht hat, der sie besonders ausbilden ließ und ihnen Tarnexistenzen verschaffte. Wenn sie Aufträge erhielten, dann über ihn. Er war derjenige, der die Schläfer weckte und sie losschickte. Die Männer arbeiteten alle in anderen Berufen. Ob alle Familie hatten, das weiß ich nicht. Bei Hurland war es so. Selbst die Ehefrauen wussten nichts vom eigentlichen Job. So konnte alles sehr geheim bleiben. Nun stand man vor dem Problem der Auflösung dieser Truppe. Einfach zu sagen, es ist aus und vorbei, das geht nicht. Demnach wurde jemand engagiert, der noch schlimmer ist und den man nicht als einen Menschen bezeichnen kann.«
Ich konnte es kaum fassen.
Erstaunt flüsterte ich: »Dann hat dieser Jordan für die Regierung gearbeitet. Ein Vampir, ein Untoter, ein Blutsauger.«
»So direkt möchte ich das nicht sagen«, meinte Sir James. »Ich meine, das mit der Regierung.«
»Jedenfalls werden die Verantwortlichen nicht unbedingt dagegen gewesen sein.«
»Das stimmt.«
Vor meiner nächsten Frage verengte ich leicht die Augen. »Da gibt es noch ein Problem. Wenn ich alles richtig begriffen habe, was wir im im Wagen gehört haben, ist Pete Ritter nicht der Einzige, der hinter der Aktion steht. Es gibt zumindest einen zweiten Mann.«
»Das kann man so sehen, John.«
»Und wie heißt der?«
»Bitte!« Sir James hob beide Arme. »Das kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen. Pete Ritter hat sich mir gegenüber auch nicht geöffnet. Er hat nur um dieses konspirative Treffen gebeten, das ist alles.«
»Hatte er Angst?«, fragte Suko.
»Kann sein.«
»War er der Zauberlehrling, dem die Geister über den Kopf gewachsen sind?«
»Man kann es durchaus so sehen. Er hat die Truppe aufgebaut. Die Ausputzer mochten in der
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