Draculas Darling
damaligen Zeit ihre Berechtigung gehabt haben, aber heute nicht mehr. Sie bedeuteten eine permanente Gefahr. Man musste sie loswerden, und wer ist denn in der Lage, diese ausgebildeten Kämpfer auszuschalten?«
»Einer, der noch stärker ist.«
»Genau.«
»Ein Vampir«, sagte Suko, wobei er den Kopf schüttelte und seine eigene Antwort in Zweifel zog. »Ich kann es irgendwie nicht fassen«, gab er zu. »Haben die Verantwortlichen denn gewusst, welches Kuckucksei sie sich ins Nest geholt haben?«
»Nein, das haben sie wohl nicht«, erwiderte unser Chef. »Sie hätten mehr an die Zukunft denken können und sich nicht auf die Gegenwart festsetzen sollen. Jetzt müssen Sie mit Draculas Darling leben, was sie aber auch nicht wollen. Sie scheinen nachgedacht zu haben, und dieses Nachdenken hat Pete Ritter an Sie weiter gegeben. Wenn jemand den Vernichter ausschalten kann, dann sie. Hingehen, töten und keine weitere Fragen stellen. So hat man sich das vorgestellt.«
»Ja, Sir, und wir spielen mit.«
»Wir müssen mitspielen«, meinte Suko.
Auch das traf zu. Jedenfalls war ich heilfroh, durch die Aussage unseres Chefs schon ein Stück weitergekommen zu sein. Jetzt konnten wir nach vorn blicken.
»Etwas fehlt uns noch«, sagte ich.
Sir James nickte. »Ja, ich weiß Bescheid. Ihnen geht es um die Adresse des Pete Ritter.«
»Genau.«
Sir James senkte den Kopf wie jemand, der sich schämt. »Ich habe durch ein Clubmitglied erfahren, wo er lebt. Ich wollte mich auch absichern, denn mir hat unser Treffen nicht gefallen. Das war mir zu befremdlich. Pete Ritter lebt in einem Haus in Kensington. Das heißt, er hat dort eine Wohnung.«
»Lebt er dort allein?«, fragte ich.
»Ja. Er ist nicht verheiratet und war es auch nicht. Ritter ist ein Einzelgänger, der nur für seine Aufgabe lebt. Welche heimlichen Leidenschaften er besitzt, weiß ich nicht. Wüsste ich es, wären sie nicht mehr heimlich. Aber perfekt ist ja kein Mensch, das wissen Sie ebenso gut wie ich.«
»Dann wäre ja schon viel gewonnen«, sagte ich.
Sir James schrieb uns nichts auf. Er sagte uns nur die Anschrift, des Mannes.
Dann fragte er: »Wann wollen Sie ihm einen Besuch abstatten?«
Ich blickte auf die Uhr.
»Heute ist schon morgen«, meinte Suko.
»Ja, aber knapp. Der Fall ist zu wichtig, um irgendwelche Rücksichten auf Tag- oder Nachtstunden zu nehmen.«
»Was genau haben Sie vor?«, erkundigte sich Sir James.
»Wir werden ihn besuchen und ihm einige Fragen stellen. Zusätzlich müssen wir ihn warnen. Ich hoffe, dass er auf uns hört und sich nicht querstellt. In einem Fall wie diesem müssen zumindest die Menschen Zusammenarbeiten.«
Sir James lächelte. »Das hört sich gut an. Ich wünsche Ihnen, dass alles so klappt wie Sie es sich vorgestellt haben. Viel Glück jedenfalls.«
»Danke, Sir.«
Wir verließen das Büro und blieben im Gang stehen. Es war sehr ruhig um uns herum. Wir schauten uns an. Unsere Gesichter sahen nicht eben glücklich aus...
***
Die Wohnung war groß. Viel zu groß für eine einzelne Person. Aber das störte einen Mann wie Pete Ritter nicht. Er hatte sie vor Jahren gekauft. Da war der Preis noch recht günstig gewesen. Wenn er sie jetzt verkaufte, würde man ihm ein kleines Vermögen dafür bezahlen, denn Kensington gehörte zu den bevorzugten Wohngegenden Londons.
Daran dachte er nicht. Ein Mann wie er hatte andere Sorgen, und er fragte sich, ob er alles richtig gemacht hatte. War sein Handeln so gut gewesen, dass er sich zurücklehnen konnte, um anderen Menschen alles Weitere zu überlassen?
Nein, das war es nicht. Das schlechte Gewissen blieb. Es nagte an ihm, es machte ihn fertig. Ritter gab zu, dass ihm das zu Beginn seiner Karriere nicht passiert wäre. Vor 25 Jahren hatte er die Truppe der Ausputzer aufgebaut. Es war sein Verdienst gewesen, und auch die Erfolge hatte er sich zugeschrieben. Die Ausputzer hatten dem United Kingdom so manchen Erfolg eingefahren, wobei das natürlich relativ war, wenn er davon ausging, dass diese Erfolge allesamt auf der Basis der Gewalt aufgebaut waren.
Aber es hatte sich gelohnt. Als sich der Wind dann drehte, hatte er es geschafft, in eine andere Position zu gelangen. Bei ihm spielte es keine Rolle, welche Partei gerade an der Regierung war. Er fand sich bei beiden zurecht und hatte sich in den letzten Jahren als Umweltmensch in gewissen Kreisen einen guten Namen aufgebaut.
Wenn nur nicht die Vergangenheit gewesen wäre!
Okay, auch seine Kollegen hatten manchmal
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