Draculas Darling
sagte mein Freund.
»Doch. Ich trage keine Papiere bei mir.«
»Aber Ihren Namen können Sie uns sagen!«
»Finden Sie ihn selbst heraus.«
Wir hatten beide keine Lust, uns mit diesem Typen hier länger auf der Straße abzugeben. Es war am besten, wenn wir ihm Handschellen anlegten und ihn wegschafften.
Er würde reden, und er würde uns vor allen Dingen etwas über seinen Besuch in Pete Ritters Haus sagen.
»Drehen Sie sich wieder um und halten Sie die Arme auf den Rücken!«, wies Suko ihn an.
»Warum? Was soll das?«
»Handschellen sind sicherer!«
Der Mann sagte nichts. Er schaute Suko nur an. Es war ein Starren, und in den Augen erkannte ich eine Gnadenlosigkeit, die mich erschreckte. Dieser Typ war noch nicht am Ende.
»Wir können auch anders«, sagte Suko, der bereits nach den Handschellen fingerte.
»Schon gut.«
Sehr langsam drehte sich der Unbekannte um. Dabei erwischte er mich mit seinem Blick, und ich hatte das Gefühl, als wäre er dabei, sich etwas auszurechnen.
»Gib nur Acht«, flüsterte ich Suko zu.
»Keine Sorge, John!«
Der Mann hatte sich jetzt gedreht. Wir schauten auf seinen Rücken. Die Hände lagen jetzt nicht mehr auf dem Autodach. Schön gehorsam hatte er sie auf dem Rücken verschränkt, um die stählerne Acht zu empfangen.
Sollte er tatsächlich aufgegeben haben?
Suko hielt die Handschellen bereits in den Händen. Der Stahl klingelte gegeneinander. Genau dieses leise Geräusch war für den Mann ein Startschuss, und er bewies uns in den nächsten Sekunden, was alles in ihm steckte.
Bevor Suko den Mann berührte, rammte dieser seinen rechten Fuß nach hinten. Die Hacke traf Suko’s rechtes Schienbein mit Wucht. Dieser Teil des Körpers gehört zu den empfindlichsten eines Menschen.
Alles ging so irrsinnig schnell und wurde auch so schnell verändert, dass ich davon überrascht wurde und trotz der schussbereiten Waffe in meiner Hand nicht eingriff.
Noch während der Mann trat, war er herumgefahren. Er erwischte den leicht zusammengesackten Suko mit einer Hand und wuchtete den Körper in meine Richtung.
Hätte ich jetzt abgedrückt, so hätte die Kugel Suko getroffen. Ich wich zurück, ich drehte mich, ich fing Suko ab, der plötzlich anfing zu fluchen, von mir wegtaumelte, in die Knie sackte und sich das rechte Schienbein hielt.
Der Typ aus dem Wagen war längst unterwegs. Er huschte mit gleitenden Schritten auf seine Waffe zu.
Er lief nicht, bis er sie erreicht hatte, sondern stieß sich im Laufen ab und hechtete auf die Waffe zu.
Es war wie im Film. Ein perfekter Stuntman hätte es nicht besser machen können. Er bekam die Waffe zu fassen und wirbelte damit auf der Stelle herum.
Er schoss bereits, als er sich um seine Achse drehte. Wahrscheinlich um mich zu irritieren oder in Deckung zu zwingen.
Suko lag auf dem Boden und fast im Schutz des Toyotas, dessen Scheinwerfer noch immer brannten und die Straße erleuchteten.
Ich aber stand.
Und ich behielt die Nerven.
Suko hätte auch seinen Stab einsetzen können, doch der verdammte Schmerz musste ihm den Willen genommen haben. So überließ er mir das Feld, und ich reagierte auf die Schüsse.
Zweimal hatte der andere bereits abgedrückt, als ich zurückschoss. Er lag still, er wollte zielen, aber ich zielte besser. Ich traf ihn, ich hörte seinen Schrei, dann zuckte er auf dem Boden wie ein Zitteraal, aber er war noch nicht ausgeschaltet. Mit einer wahnsinnigen Energie stemmte er sich hoch. Er wollte im Sitzen schießen und er hielt seine schallgedämpfte Waffe mit beiden Händen wie einen Rettungsanker fest.
Ich traut ihm zu, mich auch als Verletzter zu töten, und ich musste schneller sein.
Wieder drückte ich ab.
Treffer!
Auf dem Gehsteig spielte sich das Drama ab. Der Einschlag des Neun-Millimeter-Silbergeschosses wuchtete den Mann zurück auf das Pflaster. Seine Hände kippten weg, die Waffe rutschte neben ihm her, und aus seinem Hals, wo ihn das letzte Geschoss rein zufällig erwischt hatte, sprudelte Blut.
Ein derartiger Treffer ist tödlich. Ich war trotzdem auf der Hut und näherte mich ihm mit angelegter Pistole.
Nein, dieser Mann würde auf keinen Menschen mehr schießen. Sein Lebenslicht war erloschen. Ich sah, dass die erste Kugel tief in seine rechte Schulter gefahren war. Diesen Treffer hätte er überlebt, den zweiten Einschuss nicht.
Langsam sanken meine Arme nach unten. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich im Licht stand. Auf der Straße hatte ein Fahrer angehalten, die Scheinwerfer brennen
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