Draculas Eisleichen
Schutz, aber Sinclair besaß nicht nur diese eine Waffe, er trug auch noch das Kreuz bei sich, und das konnte ihn brutal vernichten.
In seinem Innern toste eine Hölle. Durch Mallmanns Adern floß kaum Blut, er hätte nicht rot werden können, dennoch zeichnete sich seine Erregung auch nach außen hinab, denn auf seiner Stirn glühte das D wie ein blutiges Fanal.
Er sah auch, wie sich der Lichtstrahl bewegte. Ein Zeichen dafür, daß auch Sinclair nicht ruhig blieb.
Mallmann mußte etwas tun, um dem Geisterjäger zu entwischen. Nach oben konnte er nicht, da wäre er ihm in die Arme gelaufen, und in der Tiefe lauerte Cigam, der Vernichter.
Trotzdem entschied er sich für den zweiten Weg.
Er ließ die Leiter los und sich fallen.
Plötzlich sackte er durch den Schacht. Er fiel zwar senkrecht, bekam aber noch so viel Drall, daß er rechts und links immer wieder gegen die beiden Wände prallte, was ihm nichts ausmachte.
Aus der Decke jagte er nach unten. Mallmann besaß noch die Kraft, sich umzuschauen.
Das heißt, er starrte in die Tiefe.
Für wenige Sekunden konnte er das Bild aufnehmen, das sich ihm bot.
Es waren kaum mehr Zombies vorhanden.
Die Gestalten schwankten und wankten bereits dem Ausgang der Höhle zu, und auch von seinen Dienern sah Mallmann nichts mehr.
Sie waren verbrannt, zerschmolzen, vernichtet. Das Wasser hatte ihre Reste weggeschwemmt.
Ab und zu schaukelten noch Teile auf den Wellen. Mal ein Stück Kopf, mal Knochen, dann wieder der Teil einer Hand oder ein schwarz verbranntes Bein.
Der Aufschlag war brutal hart.
Mallmann verspürte keine Schmerzen. Er war direkt auf eine Eisscholle geprallt, zusammengesunken wie ein Bündel alter Kleider, dann wieder hochgekommen und ausgerutscht. Er glitt über die schaukelnde Eisplatte hinweg und wäre beinahe über ihren Rand hinweggefallen und im Wasser verschwunden.
Dicht davor kam er zur Ruhe.
Wo steckte Cigam?
Auch er stand auf einer Platte. Der Zufall spielte mit beiden Gegnern.
Das Wasser trieb innerhalb der Höhle die beiden Platten aufeinander zu.
Nur noch wenige Handlängen waren sie voneinander entfernt, dann würden sie zusammenkrachen.
Und Cigam erlebte seinen Triumph. Für ihn stand schon jetzt fest, wer hier als Sieger die Höhle verlassen würde.
»Mallmann, Dracula II – der Teufel persönlich hat dir mich ans Herz gelegt. Ein Traum geht für mich in Erfüllung. Ich habe mir gewünscht, dich zu vernichten. Ich werde dich verbrennen, ich werde dich einfach auslöschen. Schau auf meine Hände!«
Mallmann sah hin.
Gleichzeitig aber ließ er seine Rechte in die Tasche des Mantels gleiten und umklammerte den Blutstein.
»Großer Ahnherr!« flüsterte er, nur für ihn hörbar. »Jetzt mußt du zeigen, was in dir steckt…«
***
Plötzlich war Mallmann weg. Einfach verschwunden, abgesackt wie ein schwerer Stein.
Es hatte keinen Sinn, daß ich mir Vorwürfe machte, denn ich hätte bei ihm mit einer geweihten Silberkugel kaum etwas ausrichten können.
Mein Kreuz wäre die einzige Waffe gewesen, die ihn vernichten konnte.
Um aber die Kette über den Kopf zu streifen, benötigte ich Zeit, und die hatte Mallmann genutzt.
»Was ist denn?«
Suko hatte nichts mitbekommen, ich erklärte auch nichts, sondern sagte nur: »Ich muß runter!«
»In den Schacht?«
»Ja.«
»Aber…«
»Es gibt eine Leiter!« Ich bewegte mich bereits wie eine Schlange, um in die Öffnung eintauchen zu können. Es war nicht einfach, man mußte schon gelenkig sein.
An der Leiter hing kein Gewicht mehr. Ich konnte sie bewegen und auch hochziehen.
Daß ich mich selbst in große Gefahr begab, darüber dachte ich nicht nach, als ich die ersten Schritte tastend hinabging. Ich rutschte ab, schlug mit der Stirn gegen den Fels, fand dann wieder den nötigen Halt und kletterte weiter.
Dunkelheit umhüllte mich für die ersten Meter. Sehr schnell wurde es besser, da strömte nämlich der Widerschein einiger Fackeln von unten her in den Schacht.
Über mir hörte ich Suko. Auch er befand sich auf der Leiter. Ich hoffte stark, daß sie unser Gewicht auch aushielt. Wenn sie riß und wir in die Tiefe stürzten, konnten wir uns den Hals brechen.
Ich rutschte, ich kletterte, ich hatte es eilig, ich geriet durch das Deckenloch und hatte freie Sicht in die Eishöhle. Die Leiter reichte nicht bis zum Boden. Sie schwebte einige Meter über den auf dem Wasser treibenden Eisschollen und noch immer verdammt hoch, beinahe schon lebensgefährlich.
Ich sah beide.
Mallmann
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