Draculas Erben - Todesbiss der schwarzen Mamba
verschleppen?“
„Sagen wir mal: Du begleitest
mich. Keine Sorge! Dir passiert nichts — jedenfalls nicht, wenn du vernünftig
bist. Du gehst jetzt dicht neben mir bis zu dem grauen Mercedes, den ich mir
ausgeliehen habe. Er steht vor der Haustür. Und keine Dummheiten! Denk an mein
Messer! Dein Handy nimmst du mit. Aber schalte auf Mailbox.“
Das Entsetzen war stark.
Eiskalt stieg es in ihr auf. Verena zitterte, als sie ihre Wohnung abschloss.
15. Verena
ist verschwunden
Tim schnaubte Ärger durch
Nüstern und Zahnabstände. Gibt’s nicht!, dachte er. Sie ist wieder nicht da.
Noch mal einkaufen? Doch nicht um diese Zeit! Verena — Sie sind unzuverlässig!
— Auch ihr Cabrio war nicht zu sehen, aber vielleicht stand’s irgendwo in einer
Garage.
„Du kannst den Daumen vom
Klingelknopf nehmen“, sagte Gaby. „Sonst zerbröselt er. Und ihn trifft ja keine
Schuld.“
TKKG stützten sich auf ihre
Drahtesel. Klößchen brummelte was vom ‚nicht gehabten Abendessen und
erschöpften Schoko-Vorrat’, aber niemand hörte hin. Und Tim rief seine Ungeduld
zur Ordnung. Denn schließlich — davon mussten sie ausgehen — war Verena in
einer garantiert misslichen Situation. Der Kontakt zu Vonlipp war keine
Auffrischung alter Freundschaft, sondern Bedrohung — vielleicht bis zum
Äußersten.
Karl hatte sein Handy aktiviert
und Verenas Nummer gewählt.
„Mailbox“, sagte er — und dann
als Nachricht: „Hier sind TKKG. Wir stehen vor Ihrer Adresse und warten. Ende.“
„Nützt auch nichts“, meinte
Klößchen, „wenn sie morgen erst abhört. Wahrscheinlich hat sie unseren Termin
vergessen und ist im Kino. Als Location-Scout muss sie ja mit ihrem Medium
vertraut bleiben und sich pro Woche mindestens drei Flimmerstreifen reinziehen.
Tja, so schön kann ein Job sein. Als Schüler hat man’s da schwerer.“
Alles wiederholt sich, dachte
Tim — als in diesem Moment die Haustür geöffnet wurde und derselbe Mann
heraustrat, den sie schon mittags gesehen hatten. Diesmal trug er keinen Hut
gegen die Sonne, sondern einen exakten Linksscheitel, der einen Strich bleicher
Kopfhaut zeigte. Dem Strich hätte etwas Sonne gut getan — wenigstens etwas.
„Ah, ihr wieder“, meinte er
näselnd und grinste Gaby an. „Zu wem wollt ihr eigentlich? Ins Haus gehört ihr
nämlich nicht.“
„Zu Frau Holik wollen wir“,
erwiderte Tim. „Wir sind verabredet.“
„Ah, sie ist meine Nachbarin.
Ich habe die Wohnung rechts daneben — übers Eck. Eine angenehme Nachbarin.
Feiert keine Partys und Beethovens Waldstein-Sonate hört sie nur mit Kopfhörer.
Da kann man dann ordentlich die Ohren durchpusten.“
„Kopfhörer?“, fragte Tim.
„Helmt sie den öfter auf? Dann kann sie ja unser Klingeln nicht hören. Sie sind
vermutlich Herr Gernspach?“
„Ah, richtig!“ Er nickte zweimal.
„Woher weißt du das?“
„Ich sah heute Mittag Ihr
Türschild. Und? Wie ist das mit Verenas Kopfhörer?“
„Ah, darüber habe ich mit ihr
gesprochen. Wir sind uns einig, dass keiner den anderen stört. Musik nur mit
Kopfhörer. Auch Klassik.“
„Dann werden wir jetzt mal hoch
gehen und an die Tür hämmern.“
„Nützt nichts. Frau Holik ist
nicht zu Hause.“
Mensch, sag das doch gleich!,
dachte Tim. „Nicht zu Hause?“
„Sie ist weggegangen. Vor etwa
zehn Minuten.“
„Wahrscheinlich kommt sie
gleich zurück.“
„Ah, das glaube ich nicht. Das
sah nicht so aus. Sie wurde abgeholt. Ich habe zufällig durch meinen Türspion
geguckt, was ich sonst nie mache. Jedenfalls habe ich den Mann hier noch nie
gesehen.“
Tim hörte den gepressten Atem
seiner Freunde und bemühte sich, cool zu bleiben. Jetzt, dachte er, kriegen wir
eine Beschreibung von Vonlipp.
„Sie haben den Mann gesehen?
Vielleicht kennen wir ihn. Können Sie ihn beschreiben?“
„Leicht. Ein Südländer, würde
ich sagen. Aber von der Sorte, die man lieber nicht hier ins Land lässt. Das
Walross Neptun im Zoo hat den gleichen Schnauzbart, ist aber sonst viel
sympathischer. Ein klotziger Kerl. Gut gekleidet, aber plump. Schwarzhaarig.
Augen wie ‘ne schwarze Mamba und pockennarbige Haut. Ich glaube nicht, dass das
Frau Holiks Lover ist. Aber er hatte sie am Arm gefasst. Sie sind dann die
Treppe runter.“
Ein Abgrund tut sich auf!,
schoss es Tim durch den Kopf. Sabac, die Windpockenschwarte, hat Verena
geraubt. Oder was?
Er lächelte. „Vielen Dank, Herr
Gernspach. Ich glaube, wir wissen, wer das ist. Ein Kollege von Frau Holik.
Schönen Abend
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