Draculas Erben - Todesbiss der schwarzen Mamba
richtig, denn
von den andern, die jetzt zu ihm aufschlossen, kam kein Befehl.
Dem Fliehenden war das egal. Er
sprintete durch die Pforte und wollte offenbar über die Straße. Aber das
Schicksal wollte es anders und schickte in just diesem Moment einen
Motorradrowdy vorbei.
Die schwere Maschine donnerte
aus Richtung Innenstadt heran. Mit 120 km/h. — wenn nicht mehr. Ein röhrendes
Ungetüm. Der Rowdy nur in Jeans und weißem Shirt, aber mit einem schwarzen Helm
der Marke Raumfahrt-Monster.
Vollbremsung, Ausweichmanöver —
Sabac wurde trotzdem erfasst. Er flog über die zweite Hälfte der Fahrbahn,
klatschte auf den Asphalt, blieb liegen.
Auch der Kradfahrer stürzte.
Die Maschine kippte um und rutschte weiter bis zum Zaun. Der Mann kugelte
zweimal um die eigene Achse.
Tim lief langsamer und zog
zischend die Luft ein. Von links, die Straße hinab, hörte er Gabys entsetzten
Quietscher. Die Polizeibeamten überholten Tim. Der Schauplatz des Unfalls
bevölkerte sich. Tim, Karl und Kommissar Glockner blieben auf dem Grundstück.
Sechs Helfer am Unfallort genügten. Wespe telefonierte bereits mit Notarzt und
Rettung.
„Verdammt!“ Gabys Vater knetete
die Hände. „Das hätte nicht sein müssen. Wir haben doch geflüstert und Sabac
ist betrunken. Wie konnte der uns hören?“
„Wahrscheinlich von
Kindesbeinen an kriminell und an Wodka gewöhnt. Da funktioniert dann die
Warnanlage auch bei zwei Promille im Blut.“
Sie warteten. Nach einer Weile
kam Wespe zu ihnen.
„Der Kradfahrer hat sich den
Arm gebrochen und riecht nach Bier wie ‘ne Eckkneipe. Der wird wohl für längere
Zeit nur Tretroller fahren. Bei Sabac sieht’s schlimmer aus. Schwere
Kopfverletzungen. Wahrscheinlich Schädelbasisbruch. Tiefe Bewusstlosigkeit.“
Dann wird man ihn vorläufig
nicht vernehmen können, dachte Tim, und die Infos über Draculas Erben lassen
auf sich warten.
Glockner schien das Gleiche zu
denken, sprach’s aber nicht aus, hob nur die Schultern.
Wespe machte sich nützlich am
Unfallort. Tim und der Kommissar gingen ins Haus. Vierhaus und Verena waren aus
dem Kellergefängnis heraufgekommen und sahen mitgenommen aus wie die einzigen
Überlebenden eines Erdbebens. Vierhaus hatte eine Rotweinflasche aus dem Keller
mitgebracht und trank aus ihr wie ein Verdurstender. Verena hing in einem
Sessel und hielt nur mühsam die Tränen zurück.
Immerhin — Tim wurde mit einem
matten Lächeln begrüßt.
„Wenn wir nicht gekommen
wären“, sagte Glockner, „hätten TKKG Sie befreit. Unsere Nachwuchs-Spürnasen hatten
den richtigen Einfall und haben dann mal wieder auf eigene Faust gehandelt.
Aber diesmal sind sie nur zweiter Sieger. Den Sabac hat’s böse erwischt.“ Er
berichtete.
„Von mir aus könnte er
umkommen“, nuschelte Vierhaus mit Rotweinstimme. „Was bildet dieser Mistkerl
sich ein?! Zum zweiten Mal hat er mich mit vorgehaltener Waffe gezwungen. Ich
hätte nicht geglaubt, dass man meinen ersten Horror noch toppen kann.“
Verena bat um ein Glas Wasser.
Tim flitzte in die Küche. Als er zurückkam, hatte Glockner die Frau gerade
gefragt nach dem tieferen Sinn, sozusagen dem Hintersinn ihrer Entführung.
Tim hielt die Luft an. Was kam
jetzt?
„Er... weiß von dem Coup“,
begann sie unsicher. „Ich meine den Geldraub von damals. Hat’s von
irgendwelchen Typen in der Unterwelt erfahren. Wenn ein paar Millionen
verschwinden — wahrscheinlich spricht sich das rum. Er ist sicher nicht der
Einzige, der glaubt, dass ich von dem Geld etwas hätte. Und nicht nur Fritz
Vonlipp und mein verstorbener Freund Bert Nachtwähr. Sabac sagte, er... er
werde mich zwingen, ihm das Geld auszuliefern.“
Glockner nickte mit unbewegter
Miene.
Lady, Sie lügen, dachte Tim.
Das ist nicht die Wahrheit, verehrte Verena. Ich kenne Sie ja schon ein
bisschen länger und habe ein Gespür für Ihre Sprüche.
Gaby, Karl und Klößchen kamen
herein. Mit Sirenengeheul nahte der Rettungswagen. Auf der Straße hatten sich
Gaffer versammelt und die Hitze dieser Juli-Nacht wich nicht aus der Stadt.
20. Tesafilm
an der Tür
Die Wohnung Karlemann-Straße
116, dritter Stock links, straßenseitig — war nahezu dunkel. Keine Gardinen an
den Fenstern. Nur der Abglanz ferner Lichtpeitschen schimmerte herein. Die Tür
zur Küche stand offen. Der Kühlschrank, alters- und leistungsschwach, knackte
beim Bemühen um Kälte. Im Haus herrschte Ruhe.
Bert Nachtwähr wartete.
Angespannt saß er in einem der beiden Sessel. Das Spray — ein
Weitere Kostenlose Bücher