Draculas Goldschatz - Gruselroman
habe ich“, sagte Harmon. „Aber zu diesem Zeitpunkt darauf einzugehen, wäre vielleicht ein wenig voreilig.“
Thorka lächelte. „Nun, ich betrachte mich als Archäologen, und als solcher habe ich nicht selten Überlegungen anzustellen, die denen eines Polizeidetektivs nicht unähnlich sind. Vielleicht kann ich in diesem Punkt einen Beitrag leisten nur aufgrund der Tatsachen, wie sie sich bisher stellen. Würde eine solche Gedankenübung fruchtbringend sein?“
Harmon zuckte die Achseln. „Solche Denkübungen sind das A und O der Detektivarbeit. In Romanen natürlich, weniger in der Praxis.“
„Laß uns trotzdem ein wenig spekulieren. Conescus Vorgeschichte zeigt - und darüber bin ich ehrlich überrascht, daß er ein Spion und sogar ein Krimineller war. Wenn wir uns nun fragen, welche Interessen ihn nach Arefu geführt haben, müssen wir uns auch zwei weitere Fragen stellen. Erstens, was gibt es in Arefu oder in der unmittelbaren Nachbarschaft des Dorfes, das auszuspionieren sich lohnte? Zweitens, was gibt es in der gleichen Gegend, das ein großangelegtes kriminelles Unternehmen lohnend erscheinen ließe? Die erste Frage läßt sich sehr einfach beantworten. In der ganzen Gegend gibt es nichts zum Ausspionieren.“
„Keine geheimen Raketenbasen, die irgendwo in den umliegenden Bergen verbunkert sind?“ fragte Sanchez. „Schließlich hat man vom Schloß Dracula eine sehr gute Fernsicht über diesen Teil des Gebirges.“
„Das ist wahr, junger Mann. Aber glauben Sie, die Militärbehörden würden untätig zusehen, wie ein Spion mit Arbeitskolonnen einen Berghang in der Nähe ihrer Basen durchwühlt?“
„Das nicht, nein. Aber solche Arbeiten könnten zur Tarnung dienen.“
„Wie meinen Sie das?“
„Nun, um die Aufmerksamkeit auf die öffentlichen Ausgrabungen zu lenken“, sagte Sanchez, „während Conescu sich in Wirklichkeit mit etwas anderem beschäftigt.“
Thorka lachte. „Das wäre ein kostspieliges Ablenkungsmanöver, würde ich sagen. Er mußte wegen der Morde die Löhne seiner Arbeiter verdoppeln. Trotzdem hat Ihre Logik einiges für sich - oder sie würde einiges für sich haben, wenn es tatsächlich etwas in den umliegenden Bergen gäbe, das für einen Agenten interessant sein könnte. Aber wie ich sagte, so etwas gibt es nicht. Sie werden mir in diesem Punkt glauben müssen.“
„Gut“, sagte Harmon. „Das bringt uns zu Conescus zweitem Beruf, dem des Kriminellen.“
„Und seine Spezialtalente. Heroinschmuggler, Fälscher, Kunsträuber. Beginnen wir mit dem Heroin. Ein großer Vorrat von dem Zeug, irgendwo im Berg vergraben? Nicht sehr wahrscheinlich. Du wirst dich erinnern, Damien, es ist noch nicht lange her, daß niemand sich freiwillig auf den Berg wagte. Erst seit der Rückkehr der Wölfe sind Besuche häufiger geworden. Daß jemand ausgerechnet hier größere Mengen Heroin verstecken würde, finde ich unvorstellbar. Und dennoch, was immer unser Herr Conescu sucht, es muß wirklich wertvoll sein, nicht wahr? Gefälschte Banknoten einer fremden Währung? Auch das kommt mir unwahrscheinlich vor, obwohl es gut möglich sein mag, daß er seine Geschicklichkeit als Fälscher für den Druck falscher Banknoten eingesetzt hat. Sollte das der Fall sein, so ist er ein hervorragender Experte.“
Harmon nickte.
„Die Meldungen deuten darauf hin.“
„Kommen wir zu seinem Interesse an Kunstraub. Auf diesem Gebiet sehe ich gewisse Möglichkeiten. Es ist wohlbekannt, daß man unter Bauwerken wie Schloß Dracula unterirdische Tunnelsysteme anzulegen pflegte. In erster Linie als Fluchtwege und Ausfalltore bei Belagerungen gedacht, wurden solche Kammern und Gänge in späteren Jahrhunderten häufig vergrößert und zu Lagerräumen, Magazinen und dergleichen ausgebaut. Daß es solche ausgebauten Räume auch unter Schloß Dracula gibt, scheint mir eine vertretbare Annahme zu sein.“
Sanchez wandte sich um und betrachtete den Professor. „Sie meinen, Dracula habe dort Kunstschätze gestapelt? Soll der Graf ein Sammler gewesen sein?“
„O ja, das will ich meinen. Wenn man den alten Geschichten Glauben schenken will, war er ein großer Raffer von Schätzen.“
„Interessant“, sagte Sanchez. „Hätte ich nicht gedacht...“ Er überlegte und räusperte sich. „Ich meine, nach dem, was ich gelesen habe, hätte ich ihn nicht für einen Kunstliebhaber gehalten.“
Thorka zwinkerte ihm zu. „Aber er war einer. Graf Dracula war ein sehr kultivierter Mann mit einem überaus
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