Draculas Goldschatz - Gruselroman
den widerstrebenden Gefangenen und zerrten ihn zum Scheiterhaufen, einem hastig zusammengeworfenen Durcheinander von Ästen, Reisig und zerbrochenen Brettern. Die Menge umringte das Feuer in respektvollem Abstand und begleitete den Vorgang mit leidenschaftlichen Kundgebungen. Der Gefangene rollte die Augen und hatte Schaum vor dem Mund, aber er war hilflos im Griff der drei Männer, die seine Arme gepackt hatten und seinen Kopf im Schraubstock eines angewinkelten Arms hielten.
„Verbrennt den Mörder! Verbrennt den Teufel!“
„Nein!“ rief Thorka, als er in den Kreis zwischen der Menge und dem Feuer trat. „Das dürft ihr nicht tun! Dieser Mann ist unschuldig!“
Alle Blicke richteten sich auf den gutgekleideten Fremden, und für einen Augenblick blieb alles still. Dann erhob sich ein Murren, und die Menge teilte sich und machte dem Mann Platz, der sich Thorka entgegenstellte. Er war ein magerer Mann mit Hakennase, der seine Worte wie giftige Pfeile aus einem schmallippigen Mund spuckte:
„Wir tun, was wir tun müssen. Kümmern Sie sich um Ihre eigenen Angelegenheiten, Fremder!“ Er zeigte mit ausgestrecktem Finger auf die drei Männer, die Nicolae hielten. „Werft ihn ins Feuer!“
„Ich sage nein!“ dröhnte Thorka.
„Kümmert euch nicht um ihn!“ befahl der dünne Mann. „Tötet den Vampir!“
Der Ruf wurde wieder von der Menge aufgenommen. Er verstärkte sich zu einem allgemeinen Crescendo, als plötzlich ein peitschender Knall die Luft zerriß, von den Fassaden zurückschlug und den Lärm zum Verstummen brachte.
Carmelo Sanchez war an Thorkas Seite getreten. Ein dünner Rauchfaden stieg aus dem Lauf der großen Pistole, die zum Himmel gerichtet war. Ein Gemurmel ging durch die Menge, und diejenigen, die dem großen Puertoricaner am nächsten waren, wichen unwillkürlich zurück. Die Waffe war nur zum Teil der Grund; der größte Teil der abschreckenden Wirkung ging zweifellos auf seine Größe und die harten, gemeißelten Züge des runden Kopfes zurück, sowie auf die Art und Weise, wie der Feuerschein auf diesen Zügen tanzte und spielte...
„Ein Dämon - ein Teufel!“ raunten die Leute einander zu. Der magere Mann mit der Hakennase war mutig genug, den Gedanken laut auszusprechen:
„Ein Teufel, meint ihr? Ja, warum nicht? Ist dieser Kerl, den wir in die Flammen werfen wollen, nicht ein Vampir mit einer schwarzen Seele? Warum sollten nicht andere, die wie er die schwarze Kunst praktizieren, ihm zu Hilfe kommen? Nun, wir wissen, wie wir mit seinesgleichen zu verfahren haben!“ Augen blitzten die beiden Fremden an. „Mischt euch nicht ein, oder ihr folgt dem Mörder ins Feuer! Und ihr, Leute - an die Arbeit! Werft ihn hinein!“
Er hatte Nicolae gemeint, aber drei oder vier stämmige Dorfbewohner in Sanchez' Nähe mißverstanden seine Worte und bezogen sie auf Sanchez und Thorka. Mehrere Hände griffen gleichzeitig nach dem Puertoricaner, um ihn festzuhalten und seinen Händen die Pistole zu entreißen. Sanchez schüttelte sie ab, schlug dem ersten den Pistolenlauf über den Kopf, daß der Mann zusammenbrach, wehrte einen zweiten Angreifer ab, indem er ihm die Waffe über den Nasenrücken zog. Den dritten warf ein Fußtritt zurück, und der vierte Mann verlor den Boden unter den Füßen, als Sanchez' Linke ihn packte und zurückstieß, daß er auf seinen taumelnden Gefährten prallte.
Einen Augenblick lang stand die Menge in stummer Verblüffung, dann erhob sich von neuem ein bedrohliches Murren, und die Stimme des dünnen Mannes schnitt scharf durch die Unruhe.
„Habt ihr gesehen?“ rief er. „Welche Beweise braucht ihr noch, daß er ein Teufel ist?“ Ein dürrer Arm zeigte auf Sanchez. „Sprich! Sag uns, wer du bist, und was du hier willst?“
Thorka trat vor. „Dieser Mann gehört zu mir. Er spricht nicht unsere Sprache.“
„Ah! Ein weiterer Beweis! Steht nicht geschrieben, daß die Dämonen verurteilt sind, in fremden Zungen zu sprechen?“
„Verschone uns mit deiner Dummheit!“ schnappte Thorka. „Wo sind die Vertreter der Behörden? Wo ist die Polizei?“
Der hakennasige Mann kam zwei Schritte näher. Seine Stimme erhob sich schrill. „Wir haben hier die Autorität die Bürger von Arefu! Wir haben das Gesetz in eigene Hände genommen, um unser Dorf von den Unreinen zu befreien. Du, alter Mann, gehörst zu den Unreinen! Durch deine Worte hast du dich selbst verdammt. Dieser Mann gehört zu dir, sagst du. Nun, dann soll der Mann mit dir sterben, und du mit ihm,
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