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Draculas Goldschatz - Gruselroman

Draculas Goldschatz - Gruselroman

Titel: Draculas Goldschatz - Gruselroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lory
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daß er die Leiter überhaupt nicht sehen und später nicht wissen würde, wie er ihr entkommen und wieder ins Freie gelangen sollte, wenn er es wollte. Wenn er es wollte? Er wollte es schon jetzt! Wäre er nur nicht gekommen; wäre er bloß in der Wärme der Gaststube geblieben!
    „Komm“, sagte sie. „Wir müssen in die Richtung gehen, wo die Fackel brennt.“
    Wieder ließ sie ihn vorausgehen, und er gehorchte folgsam. Der Schein der Fackel täuschte mit seinen matten Reflexen, aber als Mihail die Taschenlampe auf den Boden vor seinen Füßen richtete, machte es kaum einen Unterschied. Es war, als ob das dunkle Gestein und die Luft irgendwie das Licht absorbierten...
    „Was war das?“ Mihails Kopf fuhr herum, als er das Geräusch hörte. Es kam aus der Richtung der Öffnung, etwas wie ein dumpfer Fall oder Schlag. Er konnte jedoch nichts sehen.
    „Was ist los, Mihail?“
    „Ich - ich glaube, ich habe etwas gehört. Da war etwas“, stammelte er.
    Sie lächelte. „Ich habe nichts Ungewöhnliches gehört. Komm, wir müssen uns beeilen.“
    Aber ihre Augen verrieten ihm, daß sie gelogen hatte und daß es ihr nichts ausmachte, wenn er etwa merkte, daß sie nicht die Wahrheit sagte. Er wußte, daß er keine andere Wahl hatte, als ihren Befehlen zu gehorchen, und so mußte er ihr und dem mysteriösen Geräusch den Rücken kehren und weiter auf die Fackel zugehen.
    „Hast du Angst, Mihail?“ fragte die Frau mit leiser Stimme.
    Er öffnete den Mund zu einer Antwort, brachte aber keinen Ton heraus. Seltsam, dachte er. Er, Mihail, sollte Angst haben? Angst vor was? Hatte er den anderen im Wirtshaus nicht erklärt, Conescu und seine Nichte wären Wissenschaftler und das sei alles? Hatte er die anderen nicht Dummköpfe gescholten, abergläubische und wirrköpfige Einfaltspinsel? Und war er nicht ein kräftiger Mann, weitaus stärker als diese schmächtige Frau, die...
    „Du solltest keine Angst haben, weißt du“, sagte sie. Er blickte nicht zurück, sondern beschleunigte seinen Schritt. Irgendwie konnte er seinen Kopf nicht wenden.
    „Ich sehe, du bist sehr ängstlich“, fuhr sie fort. „Das enttäuscht mich, aber ich kann es auch verstehen. Du bist bei Nacht auf den Berg Draculas gestiegen und in einen Gang eingedrungen, der mit den Verliesen der alten Burg verbunden ist. In diesen Verliesen schmachteten in früheren Zeiten Gefangene, waren Männer und Frauen angekettet, die, von Foltern und Hunger halb wahnsinnig, um die Gnade eines schnellen Todes bettelten. Und irgendwo in diesen Stollen soll auch der Körper des alten Grafen liegen, nicht lebendig aber auch nicht tot. Da ist es wohl verständlich, daß du dich fürchtest. Trotzdem, ein wenig enttäuschst du mich doch; ich hatte dich für mutiger gehalten.“
    „Ich...“, begann Mihail. „Ich glaube nicht an die alten Geschichten. Und du wirst sicherlich auch nicht daran glauben. Schließlich bist du mit deinem Onkel zu uns gekommen, um sie zu widerlegen.“
    Die Frau lachte. „Gleich wirst du sehen, warum wir hier sind. Bleib stehen. Ich glaube, wir haben die Tür erreicht.“
    Ein paar Schritte voraus und zu seiner Linken war eine schwere Eisentür in die Felswand eingelassen. Als sie nähertraten und Mihail die Tür im Schein seiner Taschenlampe untersuchte, zeigte sich, daß das Holz an den Rändern verfault und verrottet war. Aber noch hielt die Barriere, und noch war das getrocknete rote Wachssiegel intakt, das die Größe einer Handfläche hatte und zur Hälfte an die Tür und zur anderen Hälfte an den Rahmen gesetzt war. Das Siegel zeigte ein einfaches Symbol, einen Kreis mit einem altmodisch verschnörkelten gotischen D in der Mitte. Jemand schien dieses Siegel vom Staub der Jahrzehnte befreit zu haben, aber seine Größe und seine Farbe, die an getrocknetes Blut gemahnte, beeindruckten Mihail weniger als die kleine Metallplakette daneben.
    Diese Plakette, auch sie vom anhaftenden Staub befreit, schien aus Goldblech zu bestehen und trug eingeätzt eine kurze Botschaft. Die Schrift war eine zum D des Siegels passende altmodische Fraktur, die Sprache war rumänisch:
    Brich nicht das Siegel, hab' wohl acht,
    Geh nicht in meine Kammer,
    Sonst trifft Dich noch in dieser Nacht,
    Des tiefsten Unglücks Jammer.
    Unter den vier Zeilen stand wieder ein D.
    „Eine dramatische Warnung, nicht wahr?“ sagte Dava hinter Mihails Schulter. „Sag mir, Mihail: fürchtest du Draculas Fluch?“
    „Wa-warum sollte ich den Fluch fürchten?“
    „Weil du das

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