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Draculas Goldschatz - Gruselroman

Draculas Goldschatz - Gruselroman

Titel: Draculas Goldschatz - Gruselroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lory
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und ohne das Zutun seines Verstandes rissen sie die verrotteten Stücke der alten Tür aus dem Rahmen, darunter auch den Teil, der das zerbrochene Siegel und die Plakette mit der Warnung des früheren Schloßherrn hielt. Aber Furcht und Zögern waren vergessen, als er kraftvoll und hastig die Reste der Tür aus den Angeln brach und hinter sich warf. Und als die Öffnung frei lag, dachte er nicht an Manieren, die es geboten hätten, daß er der Frau den Vortritt ließ. Die Taschenlampe in der Hand, stürzte er ins Innere des Raums, unfähig, auf irgend etwas oder irgend jemanden zu warten.
    Er hatte nicht geglaubt, daß es auf der Welt so viel Gold geben konnte!
    Gold! Gold! Kisten voll Gold, Säcke voll Gold, Haufen von Gold auf dem Boden, die das Gestein völlig bedeckten. Gold in Form von Münzen, Statuen aller Größen, in der Form von Ringen und Armbändern und Ketten. Der Lichtkegel seiner Taschenlampe wanderte langsam über diesen Reichtum, und wohin er auch traf, wurde er in Tausenden von Glanzlichtern zurückgeworfen, ungezählten gelben Sternen gleich, die seinen Leib und seine Seele mit ungekannter Wärme erfüllten. Und in diesem Augenblick erkannte Mihail den wirklichen Wert des Goldes und verstand, warum die Menschen seit undenklichen Zeiten alles getan hatten, um das gelbe Metall zu besitzen. Gold. Es sah nicht nur schön aus, es fühlte sich auch schön an. Man brauchte es nicht einmal anzufassen; schon der Anblick berührte einen. Diese Weichheit, diese Wärme! Gold war wie das Leben selbst, irgendwie genauso sehr ein Element des Lebens wie das Blut, das durch den menschlichen Körper kreiste und...
    Der Gedanke brachte ihn von der Ebene seiner Verzückung zurück, und er wandte den Kopf und spähte zur Türöffnung. Die Frau -
    Sie sah nicht länger wie die frigide Aristokratin aus, die ihn hierherkommandiert hatte. Nun da sie selbst in die Schatzkammer gekommen war, schien ihre Haut die Farbe und die Wärme des Goldes ringsum zu reflektieren, und in ihren Augen blitzte der Glanz des kostbaren Metalls. Gold!
    Eine plötzliche Begeisterung erfüllte ihn, ein Hochgefühl, das ihn in Höhen emporhob, wo alles wunderbar und schön war, wo die Zukunft eine Vision aus den leuchtendsten Farben war. Unbehagen und Angst lösten sich in einem wilden Lachen, das tief aus seinem Inneren kam, einem hysterischen Heiterkeitsausbruch, der sich noch verstärkte, als er sah, daß die Frau, schon vorher dürftig gekleidet, nun auch ihr dünnes Gewand abgeworfen hatte. Nackt wie am Tag ihrer Geburt, stürzte Dava Conescu von einem Haufen Gold zum nächsten, riß an offenen Säcken, warf goldgefüllte Kästen um, griff mit beiden Händen in die Münzen, hob sie hoch über ihren Kopf und ließ sie als goldenen Schauer auf sich herabrieseln. Mihail war im Begriff, es ihr nachzutun, als sie plötzlich seinen Arm packte und ihr gerötetes, aufgeregtes Gesicht zu ihm emporhob.
    „Liebe mich!“ keuchte sie.
    „Was? Ich...“
    „Hier, jetzt, mit dem ganzen Gold unter uns und um uns - liebe mich, Mihail!“
    Er stand benommen, wußte nicht, was er tun sollte. Gewiß, als er vorhin den Berg erstieg, hatte er die Erwartung gehegt, daß er und diese Frau einander besitzen würden. Aber hier und jetzt, mit all dem Gold, wie konnte sie von ihm erwarten...
    „Findest du mich nicht mehr reizvoll?“ fragte sie mit einer leisen Schärfe in der Stimme.
    „Ich - doch. Ich meine, natürlich, ich dachte bloß...“
    „Dann beweise es. Beweise es jetzt!“
    Sie drängte sich gegen ihn, ihre Arme schlangen sich um seinen Hals, und ihre Finger glitten hinauf in seine dichte rotblonde Mähne. Sie zog seinen Kopf herab, und ihre roten Lippen preßten sich auf seinen Mund. Die Umarmung war bei weitem kürzer als erwartet. Plötzlich verkrampften sich ihre Finger in seinem Haar - und dann stieß sie ihn wild zurück. Ihr Ausdruck war jetzt von wütender Wildheit, aber Mihail bemerkte es nicht.
    Sein Blick ruhte nicht auf ihr, sondern noch immer auf dem Gold.
    Sie ließ ihn ganz los, trat zwei Schritte zurück. „Du armer Dummkopf“, sagte sie böse. „Du armseliger Einfaltspinsel!“
    Er schüttelte den Kopf, bemüht, sich zu konzentrieren. Irgend etwas geschah, irgend etwas, das seine Aufmerksamkeit verdiente. „Ich...“, begann er. Aber die Lockung des Goldes war zuviel. Er konnte seine Augen nicht von diesem Glanz losreißen. Dabei fühlte er, daß er es mußte. Er fühlte sehr stark, daß sogar sein Leben von der Fähigkeit abhing,

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