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Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Titel: Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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ist der Anführer dieser Plünderer!« schrie Zainu und deutete mit der Spitze des Schwertes auf Dragon. Seine Hand bewegte sich flink, und die Spitze der Waffe zerschnitt die Lederschnüre an der Brust des Hemdes.
    Das pulsierende Amulett wurde sichtbar, und überraschte und erschrockene Rufe kamen aus der Menge.
    »Seht her! Das ist sein verfluchtes Zeichen!« rief Zainu, bückte sich und riß brutal das Sonnenamulett über Dragons Kopf.
    Zainu warf Ubali das Schwert zu und hob das Amulett, daß alle es sehen konnten. Erneut gingen erschrockene Rufe durch die Menge.
    »Das Feuerherz!« rief er. »Seht, wie es schlägt! Er ist mit einem Dämon im Bund!« kreischte Zainu haßerfüllt, und es gab keinen am Platz, der nicht einen eisigen Schauder bei diesen Worten verspürte. »Töte ihn, Ubali! Rasch, bevor das Böse erwacht! Schlag ihm den Kopf ab!«
    Der Schwarze ging auf Dragon zu und faßte das Schwert fester.
    »Herr …«, begann er zögernd.
    Zainus Stimme kippte über, als er hysterisch schrie: »Ich habe dir befohlen, du schwarzer Narr, diesem Teufel den Schädel von den Schultern zu schlagen! Schlag zu, bevor er über uns alle Gewalt gewinnt!«
    Der Schwarze machte abermals einen Schritt. Er blickte dem Gefesselten in die Augen. Dort war nichts Dämonisches, nur Furchtlosigkeit und Mut.
    »Herr …«, sagte Ubali erneut und verhielt im Schritt. Es war nicht Furcht, die ihn zögern ließ.
    In die Umstehenden kam Bewegung, bevor Zainu erneut brüllen konnte. In manchen mochte die Furcht vor der Rache des Dämons überwiegen, in anderen Unglauben und Neugier. Sie mochten Dragon und sein Amulett fürchten, aber Nabib der Händler, den viele kannten, und die vier gefangenen Frauen paßten nicht zu den Behauptungen ihres hysterisch kreischenden Häuptlings, der selbst von einem Dämon besessen schien. Einige junge, aber vor allem ältere Männer stürzten auf Zainu zu und fuchtelten aufgeregt vor seinem Gesicht mit den Fäusten. Aus dem Stimmengewirr konnte Dragon heraushören, daß es ein altes Stammesgesetz gab, das Nuak selbst erlassen hatte.
    Es verbot, an den heiligen siebenmal sieben Tagen jemanden hinzurichten oder auf andere Weise zu töten, außer im Kampf.
    »Aber er muß rasch sterben! Er ist gefährlich!«
    »Nur im Kampf! Selbst wenn er wirklich der Teufel ist, für den du ihn hältst!«
    Zainu biß sich auf die Lippen. Das Stammesgesetz erlaubte nur Zweikämpfe auf Leben und Tod. Er verfluchte das sture Traditionsbewußtsein dieser Söhne Nuaks. Also gut, sie sollten ihren Kampf haben. Er würde für den rechten Ausgang sorgen. Er herrschte den Schwarzen an:
    »Wirf das Schwert weg, Mann! Schneide ihn los! Ihr werdet miteinander kämpfen. Und du stirbst, wenn du ihn nicht tötest!«
    »Ja, Herr!« bestätigte Ubali mit einem wilden Blick in die Runde. Er bückte sich, zog ein dünnes Messer aus dem Gürtel und schnitt die Lederriemen durch, welche die Hände und Füße Dragons gefesselt hielten.
    Dann sah er staunend zu, wie sich der Mann aufrichtete. Er war fast eine Handbreit größer als er selbst.
    Dragon massierte seine Handgelenke und lächelte starr.
    »Gebt ihm ein Schwert!« schrie Zainu.
    Jemand brachte eine Klinge, die der Ubalis ebenbürtig war, und reichte sie vorsichtig Dragon. Partho hörte auf, an seinen Fesseln zu zerren. Der Kreis wich auseinander und machte Platz für die Kämpfer. Eine neue Erregung erfaßte die Menge. Es hatte nichts mehr mit Dämonen und Teufeln zu tun. Es war die Sprache der Schwerter, die sie alle verstanden.
    »Bring ihn um, Ubali!« keuchte Zainu, zitternd vor Wut.
    Dann besann er sich und verschränkte die Arme. In sein Gesicht kam ein starrer Ausdruck. Er mußte auf seine Maske achten. Noch niemand hatte jemals Zainu so haßerfüllt erlebt.
    Dragon umtänzelte den Schwarzen, der sich mit ihm langsam um einen imaginären Mittelpunkt drehte. Er täuschte einen plötzlichen Ausfall vor. Der Schwarze reagierte blitzschnell, um den vermeintlichen Schlag zu parieren, war aber nicht auf Dragons Stiefel vorbereitet, der gegen sein Handgelenk schmetterte. Der Schwarze schrie unterdrückt auf, und das Schwert fiel ihm aus der Hand. Er sprang zurück, als ihn Dragon mit dem Schwert vor sich hertrieb. Der Kreis wuchs, als der Rücken Ubalis die ersten Menschen berührte.
    Da war ein überraschter Ausdruck in Dragons Gesicht, der einem zuversichtlichen Grinsen wich. Von irgendwo her erklang das Gebell eines Hundes.
    Dragon warf das Schwert zur Seite und hob beide Arme

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