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Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Titel: Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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mit gestreckten Handflächen.
    »Komm nur, Freund!« sagte er leise und winkte auffordernd mit der rechten Hand.
    Er wußte plötzlich instinktiv, wie man ohne Waffe kämpfte. Als sich Zainu nach dem Schwert bückte, stellte sich ein älterer Mann mit hagerem, narbengeschmücktem Gesicht mit einem Fuß auf die Klinge.
    Ubali warf sich vorwärts, breitete die Arme aus und ballte die Fäuste. Die Hände und Arme und gleichzeitig auch die Beine des Mannes vor ihm bewegten sich plötzlich rasend schnell. Ein furchtbarer Schlag traf den Oberarmmuskel des Schwarzen und lähmte seinen rechten Arm völlig.
    Ein zweiter Hieb schmetterte gegen den Oberkörper, unterhalb der Achsel und über dem Gürtel. Ein dritter traf die Stirn. Dann sank Ubali in die Knie. Noch bevor seine Knie den Boden berührten, traf ihn die Spitze des Stiefels genau unter dem Kinn. Er krachte nieder, kam zu sich, rollte sich blitzschnell herum und kam wieder auf die Beine. Sein Gegner sprang mit erhobenen, angewinkelten Armen zurück.
    Der Schwarze sah sein Ziel nur undeutlich, aber er senkte den Kopf und stürmte auf den Mann los. Sein blinder Angriff stieß ins Leere. Ein lähmender Schlag traf ihn am Hals. Während seine Fäuste in die leere Luft schlugen, rammte ein Knie gegen seine Brust und, einen Augenblick später, gegen sein Kinn. Gleich darauf war die Schulter des Gegners unter ihm, und er verlor den Boden unter den Füßen.
    Ubali drehte sich zweimal in der Luft, krachte voll auf den Rücken und blieb wie tot liegen.
    Das Schweigen wurde durch einen gellenden Schrei unterbrochen. Blitzartig öffnete sich eine Gasse im Kreis der Umstehenden. Ein Tier, anzusehen wie ein Dämon, raste heran, das furchtbare Gebiß aufgerissen. Der Hund hechelte, sah sich um und stürzte sich dann, ohne zu zögern, auf Zainu.
    Zainu sprang in die Luft und rannte. Die Kiefer des Hundes schnappten ins Leere. Aber er holte den Flüchtenden rasch ein und sprang ihm in den Nacken. Das Reißen von Stoff und Knirschen war zu hören. Zainu stieß einen gellenden Schrei aus und fiel zu Boden.
    Ein Aufstöhnen ging durch die Versammlung. Sie alle schauten gebannt auf das Knäuel von Hund und Mann. Zuerst verwandelten sich die Arme, dann die Beine, schließlich verschwanden Kleidung und Leder, und inmitten einer Wolke zerschlissener Federn torkelte ein riesiger schwarzer Geier davon. Das Amulett wirbelte durch die Luft, als sich der Hund abermals dumpf knurrend und hechelnd auf den Vogel stürzte. Der Geier rannte auf schnellen Füßen über das Feld, schlug wie wahnsinnig mit den Flügeln und erhob sich schließlich.
    Der Hund hing an seinem Fuß, verbiß sich darin und ließ erst los, als er eine Mannslänge über dem Boden war.
    Der Geier floh.
    Der Hund überschlug sich mehrmals, schüttelte sich und rannte dann zurück. Die Federn des Geiers verwandelten sich in kleine schwarze Schlangen und winzige Skorpione, und alle verschwanden rasend schnell in Erdlöchern, während der Hund biß und schnüffelte und erst damit aufhörte, als sich nichts mehr bewegte.
    Schließlich rannte er suchend zurück, blieb, nachdem er die zurückweichende und vor Schreck starre Menschenmenge angestarrt hatte, vor Zanah stehen und hob den Kopf mit einer auffordernden Bewegung.
    »Das ist Xando!« rief Dragon. »Der Hund der Seherin.«
    Xando lief ein paar Schritte und wartete.
    »Folgt ihm! Er führt euch zu eurem Häuptling. Zum wahren Häuptling! Denn derjenige, der sich eben verwandelt hat, war Cnossos, der Gott der vielen Namen.«
    Die Spannung löste sich. Viele Menschen folgten dem Hund, der sie quer über die Hochfläche führte. Das Lager geriet in Aufruhr. Dragon löste seelenruhig die Fesseln seiner Freunde und zog Amee zu sich hoch.
    »Maratha!« flüsterte sie und schüttelte den Kopf.
    Sie gingen eng umschlungen zu der Stelle, wo das Amulett lag. Dragon hängte es um seinen Hals und erwiderte:
    »Sie hat gesehen, daß wir in Not waren. Sie erkannte alles und schickte uns Xando.«
    Und jetzt setzte ein Gefühlsumschwung, ein wahrer Ausbruch an Herzlichkeit ein. Die vom Stamm der Söhne Nuaks rannten auf die Gefangenen zu, brachten Wein und Fleisch, Salz und Brot.
    Eine Stunde später …
    Man hörte das Gelächter schon von weitem. Eine Gasse bildete sich in der Menschenmenge. Sie führte von einem weit entfernten Punkt bis zum Eingang von Zainus Zelt. Ganz hinten rannte ein nackter Mann – es war Zainu. Hinter ihm lief Zanah, die einen gewaltigen Knüppel schwang. Sie hatten

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