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Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Titel: Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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bestätigte Dragon. »Maratha schickt ihn zum zweiten Mal!«
    Der Hund kam näher und sprang winselnd an Dragons Steigbügeln hoch. Dragon stieg aus dem Sattel, während die übrigen Reiter um ihn und Xando einen dichten Ring bildeten. Das Tier war über und über voller Schlamm, der trocknete und in kleinen Brocken abfiel, und außerdem erschöpft.
    »Gebt ihm Fleisch!« sagte Dragon. Sie machten eine kurze Rast, während der Hund fraß und danach Dragon dankbar die Hand leckte. Dann lief er auf Dragons Pferd zu, schnappte nach den Zügeln und zog das widerstrebende Tier mit sich.
    »Er will uns den Weg zeigen!« flüsterte Ubali ergriffen. »Ein Wunderhund! Ein Tier mit der Klugheit eines Menschen.«
    Dragon nickte dem Hund zu, tätschelte ihn und stieg auf das Pferd. Er ritt hinter Xando her, der seine Geschwindigkeit derjenigen der Reiter anglich.
    »Ein Hund, den der Geist eines Menschen lenkt«, sagte Dragon zu Ubali. »Eine weise Frau, die uns helfen wird, schickte ihn her.«
    Ubali sah seinen neuen Freund bewundernd von der Seite an. Mächtige Geheimnisse schlummerten in diesem Mann. Seit der Stunde des Kampfes war er nicht mehr von Dragons Seite gewichen.
    Zainu hatte es stillschweigend akzeptiert, auch wenn es einen Gesichtsverlust bedeutete. Aber er hatte sein Gesicht in jener Nacht auf mancherlei Weise verloren. Jetzt war alles anders. Seine Sorge um Zetto machte alle Eitelkeiten bedeutungslos.
    Zainu war voller Sorge, während sie ritten. Er dachte an den Stamm, der führerlos zurückgeblieben war. Er dachte an Zetto und ob er ihn lebend wiedersehen würde.
    Dragon dachte fast ausschließlich an Amee. Und er fragte sich, wer Cnossos war und weshalb er gerade ihn und seine Freunde mit solcher Beharrlichkeit verfolgte.
    »Schneller da vorn!« rief einer der letzten der Reitergruppe.
    »Es geht nicht schneller. Eile ist ein Geschenk des Bösen!« rief Zainu über die Schulter zurück.
    Die Pferde keuchten den steilen Hang schräg hinauf. Sie waren seit dem Morgengrauen unterwegs – sieben Stunden.
    Jetzt erreichten die Krieger des Stammes »verbotenes« Gebiet. Zwar hatte niemand das Betreten dieses Teiles des Gebirges wirklich verboten, es war mehr ein Instinkt, der davor warnte, weiterzureiten. Doch die Krieger des Stammes waren zu sehr von Wut auf die Vampire getrieben, um sich nun von Instinkten und Ahnungen aufhalten zu lassen. Hinter den Pferden trotteten die Kamele geduldig den schrägen Pfad empor, den die Hufe der Pferde getreten hatten. Hoch über ihnen war der brüchige Gebirgsstock voller Risse und Vorsprünge und Spalten und Höhlen.
    Dragon sah das Ende ihres Weges deutlich – eine Vertiefung zwischen zwei Felsen, die im Lauf vieler Jahre von herabstürzendem Geröll gefüllt und von allerlei genügsamen Pflanzen bewachsen worden war.
    Xando stand dort oben, wedelte mit dem langen Schwanz und bellte zweimal leise.
    Der Hund hatte sie bisher geführt, und Dragon überlegte, ob er das starke Tier mitnehmen konnte, wenn sie hochkletterten. Er entschied sich dagegen.
    »Noch zweihundert Schritte!« rief Zainu. »Dann lassen wir die Pferde zurück!«
    »Ich wollte eben dasselbe sagen«, erwiderte Dragon. »Dort oben können wir die Tiere anbinden.«
    Sie waren geritten und hatten gerastet.
    Auf ihrem Weg war nichts geschehen, absolut nichts. Niemand hatte sie bedroht, niemand hatte sich ihnen in den Weg gestellt, niemanden hatten sie gesehen. Nur ein einzelnes verwesendes Schaf, um das sich Raben stritten, hatte auf dem Weg gelegen. Ein sicheres Zeichen, daß Vampire es verschleppt hatten, waren die zerschmetterten Knochen des Tieres.
    Sie wußten nun, daß sie sich auf dem richtigen Weg befanden.
    Dragon legte den Kopf in den Nacken und starrte nach oben, während sein Tier keuchend und mit Schaum ums Gebiß die letzten Schritte der steilen Steigung zurücklegte, ohne Zügel, ohne den Einsatz von Sporen oder Peitsche.
    Der Berg der Vampire.
    Ein großer, einsamer Kegel inmitten kleinerer Erhebungen. Die Hügel waren meist grün, und zwischen riesigen Felsblöcken wuchsen runde Bäume. Und in der Mitte eines Systems von Spalten und Zinnen sah Dragon eine große Öffnung. Das mochte die Höhle sein. Der Aufstieg würde nicht leicht werden. Sollten sie es noch heute wagen?
    Dragon sah nach der Sonne. Sie hatten noch gut sechs Stunden. Als sein Pferd die Senke erreichte und stehenblieb, biß sich Dragon auf die Unterlippe.
    Wir sollten es versuchen, dachte er. Er sprang aus dem Sattel.
    Xando

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