Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Titel: Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
drängte sich winselnd an ihn und rieb seinen Kopf an Dragons Knie. Der Hund heulte leise, sehnsüchtig schaute er immer wieder in die Höhe.
    Es konnte keinen Zweifel geben, es war eine Aufforderung. Wenn es stimmte, daß der Geist oder der Verstand der blinden Seherin in dem Tier wohnte, dann war dies ein Hinweis, daß die Schar der tapferen Kämpfer den Aufstieg sofort wagen sollte.
    Er hob die Packtaschen vom Sattel.
    »Wir beide steigen zuerst auf, Ubali. Die anderen sollen unseren Weg beobachten und uns folgen.«
    »Wir werden sie ausräuchern. Wenn es Nacht ist, haben wir die Höhle erreicht!« stimmte Ubali zu und winkelte seinen rechten Arm an, als Dragon Seile aus Lederschnüren, Holz, Feuermaterial und in dünnes weiches Leder eingeschlagene Vorräte aus den Taschen zog.
    Dragon sah die gewaltigen runden Muskeln unter der schwarzen Haut und lachte kurz. Er dachte wieder an Amee, die dort oben lag – und das Lachen erstarb in seinem Gesicht. Sie führten die Tiere zur Seite, um den anderen Platz zu machen. Und banden sie an.
    Zainu stapfte heran. Er trug ein Bündel Seile um die Schultern geschlungen. Sein Gesicht zeigte den Ausdruck kalter Wut.
    »Du willst es sofort wagen?« fragte er Dragon leise.
    Dragon schnallte die Sporen von seinen Stiefeln und steckte sie in seine Satteltasche. Er war nicht müde. Er war voller Tatendrang. Auch die letzten Nachwirkungen des langen Schlafes waren vergangen.
    »Ja. Es wäre vernünftiger, auf den Tagesanbruch zu warten, aber es könnte zu spät für Amee und die Kinder sein. Ubali und ich steigen als erste hinauf. Teile es deinen Männern mit.«
    Ubali deutete nach oben und warf warnend ein: »Unsere Schritte werden Steine lockern. Steinschlag verrät uns, und Steine könnten die Männer und Pferde hier erschlagen.«
    Dragon studierte die Wand. Dann meinte er: »Nicht, wenn wir uns weiter links halten, Ubali. Brechen wir auf. Die anderen sollen unseren Weg beobachten und uns folgen.«
    Sie hatten den Berg sehen können, seit sie den Raxos an einer seichten Furt durchquert hatten, bei der das Wasser so klar war, daß man die schnellen Fische sah.
    Ubali schnallte Dragon ein Bündel mit Holz auf den Rücken. Dragon half dem dunkelhäutigen Kameraden. Dann bahnten sie sich einen Weg durch die Reiter und gingen auf den Hang zu.
    Das erste Stück kamen sie ausgezeichnet voran. Sie sprangen von Stein zu Stein und über Spalten, konnten sich an Gewächsen hochziehen, fanden Halt an Felsvorsprüngen. Dann befanden sie sich in der zerklüfteten Steilwand. Auch hier ging es leichter als erwartet. Das Gestein war voller Löcher, so daß sie hinaufsteigen konnten wie auf einer Leiter aus Stein. Sie prüften jeden Griff, reinigten die Löcher von losem Gestein und kletterten zügig weiter.
     
    Für die Dauer des Sonnenuntergangs hob sich der Nebel. Das Tagesgestirn erschien im Westen, riesig und rot. Ein schmaler Streifen blauen Himmels zeichnete sich ab, als Ubali und Dragon das knochenübersäte Felsband erreichten. Sie kamen über eine geschwungene Felsbrücke, und Dragon, der sie zuerst überwunden hatte, winkte Ubali zurück und befestigte ein Ende des langen Seiles an einem Felspfeiler, der mit grauem Moos bewachsen war. Das Moos zog lange Fäden, und der Felsen sah aus wie ein unglaublich altes Gesicht mit Augenhöhlen und grauem Haar und Bart.
    »Bleib zurück!« rief Dragon.
    Er rollte das Seil auf, faßte es in eine Anzahl Schlingen zusammen und warf es geschickt im Bogen hinunter zu Ubali. Der fing es auf und schlang das andere Ende seinerseits um einen Vorsprung.
    »Jetzt ist die Brücke sicher. Die anderen finden Halt!« sagte Ubali und balancierte über den Felsen.
    Aufatmend lehnte er sich neben Dragon an die Wand und sah nach unten.
    »Brrr!« machte er schaudernd. »Nur ein Vogel freut sich über solche Höhe.«
    Von hier aus sahen sie die lange Kette von hundertachtzehn Männern, die auf ihren Spuren folgten. Nur vier waren bei den Pferden zurückgeblieben.
    »Nicht nur ein Vogel, auch ein Vampir!« sagte Dragon. »Wir sind richtig. Überall Vampirkot und ein Gestank, der uns den richtigen Weg auch in finsterster Nacht weist.«
    »In der wir absteigen werden. Vielleicht!« sagte Ubali.
    »Es wird lange dauern, bis wir alle hier oben sind.«
    Die ersten Männer erreichten bereits die Stelle, von der aus sich das Seil herüberspannte.
    Mit dem Schwert in der Faust folgte Dragon den Windungen des Felsbandes, das mit gebleichten Knochen und bestialisch stinkendem

Weitere Kostenlose Bücher