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Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Titel: Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Kot übersät war. Ubali blieb dicht hinter ihm.
    Langsam setzten sie Schritt vor Schritt. Sie hoben die Köpfe und musterten im goldenen Licht des Sonnenuntergangs den Fels. Er war brüchig von Wind und Regen. Und plötzlich …
    »Horch!«
    Dragon stand starr und lauschte. Undeutlich hatte er das Blöken eines Schafes vernommen.
    »Ich habe es auch gehört!« sagte Ubali. »Es bedeutet Hoffnung.«
    Hinter ihnen befanden sich bereits mehr als zwanzig Männer auf dem Felsband. Sie kamen näher und lockerten ihre Traglasten, die meist nur aus Schnüren und Riemen bestanden, die um Holzstücke gebunden und verknotet waren.
    Die letzte Biegung. Der Gestank wurde schlimmer.
    »Wenn wir hier unser Leben lassen, dann nicht, weil sie uns besiegt haben, sondern weil wir erstickt sind«, meinte Ubali grinsend.
    Dragon hob die Hand. »Hier ist der Eingang, den wir von unten gesehen haben.«
    Er deutete mit der Spitze des Schwertes auf einige alte Menschenschädel. Durch die Augenöffnung eines Schädels war ein Bäumchen gewachsen. Das rote Licht der untergehenden Sonne fiel ein Stück in die schwarze Höhlenöffnung hinein. Der Boden stieg leicht an. Das Blöken der Schafe war deutlicher zu vernehmen. Und noch etwas war zu vernehmen.
    In die Laute der ängstlichen Schafe mischte sich das Weinen von Kindern.
    »Wir sammeln uns hier. Sobald genügend Holz da ist, bricht eine Gruppe auf und sieht sich nach anderen Höhlenöffnungen um. Hier ist Zugluft, also gibt es noch andere Ausgänge. Diese müssen wir verschließen. Es sind noch nicht genügend Männer da.«
    »Dann warten wir, Herr.«
    Dragon nickte. Sie banden ihre Bündel ab und schichteten das Holz auf.
    Zainu und ein paar seiner Männer stiegen ein Stück in die Höhle hinein. Zwei Vampire flogen auf sie zu. Ein halbes Dutzend Pfeile streckten die Angreifer lautlos und überraschend nieder, und die Gruppe zog sich zum Ausgang zurück.
    Als die Sonne unter dem Horizont verschwand, kamen die letzten Männer über die Felsen herauf. Eine große Menge Holz wurde abgeladen. Ein kleines Feuer wurde im Windschatten mächtiger Steine entzündet. Fackeln wurden schnell verteilt.
    Zainu hörte das Wimmern und sagte: »Wir bilden drei Gruppen. Eine sieht sich nach den Kindern und der Königin um …«
    »Das sind wir«, stellte Dragon grimmig fest.
    »Ja. Die beiden anderen suchen nach weiteren Ausgängen und legen dort Feuer. Wenn sie ein Zeichen geben und die Kinder in Sicherheit sind, rotten wir die Brut aus.«
    »Zainu, es scheint eine gewaltige Höhle zu sein. Unterschätze den Gegner nicht.«
    Mit unerschütterlicher Ruhe verkündete der Häuptling: »Wenn der Gegner überlegen ist, werden wir uns mit der erforderlichen Eile absetzen. Aber nicht ohne die Kinder!«
    Ubali und Zainu teilten die Männer ein. Inzwischen waren auch die letzten angekommen und drängten sich rund um den Höhleneingang zusammen. Außer den beiden getöteten Vampiren waren sie keinen begegnet. Schliefen sie wieder, satt vom Fleisch und Blut? Die beiden Gruppen zündeten die Fackeln an, zogen die Waffen und banden die Helme fester. Dann verschwanden nacheinander, auf leisen Sohlen und ohne zu sprechen, siebzig Männer in der Höhle.
    Sie hatten den Befehl, sich um die anderen Ausgänge zu kümmern.
    Zainu sah sich um, nachdem er kurze Zeit gewartet hatte. »Fesselt den Schafen die Füße, damit sie sich nicht zu Tode stürzen!« befahl er.
    An der Spitze von zwanzig Männern stürmten Ubali, Dragon, Zainu und Zarkhas in die Höhle hinein. Im Schein der Fackeln glühten die Felswände auf. Zehn Schritte. Zwanzig. Ein toter Vampir lag vor ihren Füßen. Dreißig. Fünfzig Schritte.
    »Dort!« flüsterte Zarkhas.
    Er deutete mit der Fackel in diese Richtung und lief selbst voran. Ein Haufen von weißlichgelber Wolle wurde zuerst sichtbar, dann schälten sich die Rücken von mehr als dreißig Schafen aus der Dunkelheit. Funken sprühten, wenn die Fackeln an die Felswände oder die niedrige Decke stießen.
    »Zetto!« rief Zainu und stürzte an Dragon vorbei. Dragon fühlte, wie eine eisige Hand nach seinem Herzen griff.
    Er sah die zwölf Kinder, die sich ängstlich aneinander und an die Hälse der blökenden Schafe klammerten. Sie befanden sich in einem dichten Ring aus wolligen Tierkörpern. Zainu schob sich zwischen den Schafen hindurch, ging in die Knie und zog seinen Sohn an sich. Er nahm ihn und ein zweites Kind auf den Arm und rannte an Dragon vorbei.
    »Schnell!«
    Dragon und Ubali sahen sich um.

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