Dragon Dream (epub)
wirklich?«
Alles, was sie wollte, war Briec. Sie würde Briec immer wollen.
»Briec ist keine Option.«
»Warum nicht?«
Sie blickte Morfyd finster an. »Weil er sehr deutlich gemacht hat, dass ich nur etwas Vorübergehendes bin. Ein Zeitvertreib.«
Annwyl warf sich in einen großen Ohrensessel. »Er hat sich aber nicht so verhalten, als wärst du etwas Vorübergehendes. Er hat sich verhalten, als hättest du ihm das Herz gebrochen.«
Talaith schüttelte den Kopf. »Das kann nicht sein.«
»Er sah aus, als hättest du ihm das Herz aus der Brust gerissen, es auf den Boden geworfen und darauf herumgetrampelt und dabei ein fröhliches Lied gesungen.« Annwyl zuckte die Achseln über Morfyds amüsierten Gesichtsausdruck. »Es könnte sein, dass ich diesen Gesichtsausdruck schon vorher einmal bei seinem Bruder gesehen habe.«
»Vielleicht, als du fast unseren Vater erstochen hättest?«
Annwyl lachte. »Nein. Da sah er nur stolz aus.«
»Er wird es nie verstehen«, seufzte Talaith. »Er wird mich für das hassen, wofür ich zu dir geschickt wurde.«
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass es ihm ehrlich nichts ausmachen wird. Der Einzige, dem es etwas ausmachen wird, ist Fearghus. Und ich habe nicht die Absicht, ihm irgendetwas zu erzählen, also …«
Die drei Frauen zuckten zusammen und Annwyl wurde das Wort abgeschnitten, als Fearghus die Tür eintrat.
Annwyl stand auf. »Was zum Teufel ist los mit …«
»Alle raus! Auf der Stelle!«
Morfyd zögerte nicht. »Nacht miteinander.« Und schon war sie wie der Blitz durch die zersplitterte Tür hinausgehuscht.
Talaith konnte sich vorstellen, was Fearghus erfahren hatte, und sie würde nicht hier stehenbleiben und warten, dass er seine Wut an ihr ausließ. Sie nickte den beiden zu, eilte an ihnen vorbei und zur Tür hinaus. Doch kaum hatte sie den Flur betreten, packte Briec ihren Arm und zog sie davon. Das Letzte, was sie sah, war ihre Tochter – gute Götter, was hatte sie ihnen nur erzählt? –, die ihr mit einer Hand zuwinkte und gleichzeitig mit der anderen nach Éibhears blauen Haaren griff. Erschrocken schlug der ihre Hand weg, bevor er durch den Flur davonrannte.
Dann stieß Briec eine Tür auf und schob sie in ein Schlafzimmer. Bis sie sich umgedreht hatte, hatte er schon die Tür verschlossen und den Schlüssel ins Feuer geworfen, das in dem kleinen Kamin in der Wand brannte.
Mistkerl .
20
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»Du machst sofort die Tür auf.« Sie würde nicht in Panik verfallen. Sie würde nicht zulassen, dass er sie dazu brachte.
»Nicht, bevor wir geredet haben.«
Reden? Hilfe! Panik! »Reden? Worüber?«
»Darüber, warum du mich verlassen hast. Über deine Tochter. Und über all diese … diese …«
»Diese was?«
» Gefühle! Ich hatte vor dir nie welche! Und jetzt habe ich sie! Was hast du mir angetan, kleine Hexe?«
»Ich? Ich habe dir gar nichts angetan. Ich habe dir gesagt, du sollst mich gehen lassen.«
»Und weil ich dich nicht habe gehen lassen, hast du mich mit diesen Gefühlen verhext?« Sein Tonfall war anklagend, als hätte sie ihm im Schlaf den Bauch aufgeschlitzt.
»Ich habe dich mit gar nichts verhext, du Idiot.« Sie ging zu dem großen Fenster und starrte hinaus über den jetzt verwaisten Hof. Der Ausdruck auf dem Gesicht des Drachenlords hatte vermutlich dafür gesorgt, dass alle – sogar seine Verwandten – sich eilig vor seinem Zorn in Deckung gebracht hatten.
»Und warum fühle ich mich dann so?«
»Wie fühlst du dich?«, fragte sie abwesend.
»Als hättest du mir das Herz herausgerissen, es auf den Boden geworfen und singend darauf herumgetrampelt?«
Mit aufgerissenen Augen wandte sich Talaith zu Briec um. »Was?«
»Meine Brust tut weh. Sie hat vorher nie wehgetan – bis du kamst. Mach, dass es aufhört«, flehte er. »Ich halte das nicht aus.«
Unfähig, Worte oder gar zusammenhängende Gedanken zu äußern, glitt Talaith mit dem Rücken an der Wand hinab und setzte sich auf den Boden.
Sie schloss die Augen und bekämpfte ihr Bedürfnis zu schluchzen. »Ich wollte dir nicht wehtun, Briec. Ich schwöre es.« Sie zog die Beine dicht an den Körper und ließ den Kopf auf die aufgestellten Knie fallen. »Ich wollte niemandem wehtun. Ich wollte nur meine Tochter zurück.« Jetzt flossen doch Tränen. »Ich musste sie zurückholen.«
Nach einem schmerzlich langen Schweigen setzte sich Briec neben sie auf den Boden. Auf ihrer einen Seite und in ihrem Rücken die Burgmauer, Briec auf der anderen Seite, hätte sie sich
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