Dragon Dream (epub)
Höhle.
»Wie schlimm ist es?«
Brastias zuckte die Achseln. »Es hält uns auf. Der Schlamm wird das Vorankommen erschweren. Warum?«
»Ich habe mich nur gefragt, wann wir wieder in die Dunklen Ebenen zurückkehren werden.« Das sorgenvolle Stirnrunzeln, das Morfyds schönes Gesicht verunstaltete, gefiel ihm gar nicht. Er liebte alles an diesem Gesicht, aber vor allem die Frau, die dahinter war. Er mochte es nicht, wenn sie traurig war.
»Vor den Stürmen hätte ich dir gesagt, es dauert nicht lange. Ich meine, wir haben uns von der restlichen Truppe getrennt, um schneller zurück zu sein. Aber als Annwyl anfing, diesen Bereich zu umkreisen …«
»Wir gehen im Kreis?«
Ihr wütender Ausbruch erschreckte ihn. »Ich dachte, das wüsstest du.«
»Ich hatte so viel im Kopf.« Sie rieb sich die Stirn. »Wo ist Annwyl?«
»Sie schläft. Und bitte weck sie nicht auf.«
»Ja, aber …«
»Du weißt, wie sie ist, wenn sie Fearghus lange nicht gesehen hat. Und sie hat Fearghus sehr lange nicht gesehen.«
Im Kampf machte die Trennung von ihrem Gefährten die Königin zu einer furchteinflößenden Gegnerin. Doch wenn die Kämpfe vorüber waren, mieden die Männer sie, als hätte sie die Pest. Außer, wenn Fearghus da war, um sie zu … äh … beschäftigen.
»Na gut. Ich warte, bis sie aufwacht.«
»Kannst du es mir erzählen?«
Der Blick dieser blauen Augen, von denen er fast jede Nacht träumte, ruhte auf ihm. »Es ist nichts, worum du dir Sorgen machen müsstest, Brastias.« Sie klopfte ihm auf die Schulter, und sein ganzer Körper spannte sich. Sie musste damit aufhören. Ständig berührte sie ihn wie einen Freund oder einen ihrer Brüder. Das Letzte, was er für Morfyd die weiße Drachenhexe der Dunklen Ebenen empfand, waren geschwisterliche Gefühle.
»Sicher? Ich kann ziemlich nützlich sein.«
Endlich lächelte sie. Gut. Er liebte es, sie lächeln zu sehen. »Ich weiß, dass du das bist, mein Freund.«
Freund? »Morfyd, ich …«
Ein Blitz zuckte, und plötzlich zogen Sturmwolken auf. Morfyd sah zum Himmel auf. »Verdammt.«
Brastias spürte, dass ihre Sorge nicht nur war, Annwyl zu Fearghus zurückzubringen. »Was ist los, Morfyd? Was verschweigst du mir?«
Kopfschüttelnd wandte sie sich von ihm ab und ging davon. Er sah ihr nach, bis sie in ihrem Zelt verschwand, dann öffnete sich der Himmel, und Regen strömte auf ihn herab.
»Halt dich fest.«
»Festhalten? Warum?« Talaith hob endlich doch den Kopf, den sie die ganze Zeit in Briecs Silbermähne vergraben hatte. Sie hätte nicht hinsehen sollen. Der Drache steuerte direkt auf einen Wasserfall zu … und er bremste nicht ab.
»Was tust du? Bist du verrückt geworden?« , schrie sie über den gnadenlosen Sturm hinweg. Dieser hatte die beiden den ganzen Weg seit Gwenvaels Höhle gejagt. Bis vor Kurzem hatte der Drache es geschafft, ihm immer ein wenig voraus zu sein.
»Vertraust du mir nicht, süße Talaith?«
»Nein!«
Er lachte leise, während der Wasserfall – und die Felswand dahinter – näher und näher kamen.
Kreischend vergrub Talaith ihr Gesicht an Briecs Hals, ihre Hände klammerten sich in seine Mähne. Sie merkte genau, wann sie auf den Wasserfall trafen, weil noch mehr Wasser sie durchnässte und ein Tosen auf ihre Ohren einstürmte, dann hörte es auf, und sie befand sich in vollkommener Dunkelheit. Sie dachte, es sei endlich vorbei, da tauchte der Drache in freiem Fall in die Schwärze.
Sein Summen bei alledem war auch nicht gerade eine Hilfe. Es machte ihren Schreien Konkurrenz.
Als der Drache plötzlich in der Luft anhielt, war sie sich sicher, dass ihr Mageninhalt hochkommen würde. Briec sprach einen Zauber, und Fackeln an den Höhlenwänden flammten auf.
»Endlich. Zu Hause.«
Ohne die Bestie loszulassen, blickte Talaith nach oben und sah den riesigen Hohlraum, in den der Drache sich fallen lassen hatte, um auf diese Ebene zu kommen. Mistkerl. Er hätte sie ruhig warnen können, dass er keinen dramatischen Suizid plante.
Briec flog langsam durch die Höhle, und Talaith staunte über die Größe von seinem Zuhause. Gwenvaels war nicht so groß gewesen.
Je tiefer sie hineinkamen, desto heller wurde es, weil immer mehr Fackeln den Weg beleuchteten.
Nach einer guten Viertelstunde bremste der Drache ab und landete sanft.
»Alles in Ordnung?«
Sie riss ihn an den Haaren, und er belohnte es mit einem schmerzlichen Grunzen. »Nein. Nichts ist in Ordnung!«
Er ging zu Fuß tiefer in seine Höhle hinein.
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