Dragon Dream (epub)
nur ein paar Wochen. Außer meinen Beschützern hatte ich keine Freunde. Obwohl ich denke, dass ich sie eher als Onkel sehe und weniger als Freunde. Ich glaube, ich brauche Freunde. Jetzt, wo wir uns wiedergefunden haben, kann ich vielleicht wirklich Freunde haben.«
Talaith wurde nur vom Zuhören müde. All diese Jahre hatte man ihr vorgeworfen, zu redselig zu sein, zu viel zu plappern. Aber das … das war unglaublich.
Wenn sie es richtig verstanden hatte, war der Name ihrer Tochter Iseabail. Und sie hatte vor, ihn beizubehalten und hoffte, dass das in Ordnung war. Natürlich hatte nicht Talaith ihr diesen Namen gegeben, aber sie war ihn inzwischen gewöhnt und wollte ihn nicht aufgeben. Ihre Beschützer – so nannte sie sie – nannten sie Izzy die Gefährliche. Anscheinend war sie, als sie zu ihrer jetzigen Größe herangewachsen war, des Öfteren ungeschickt und tollpatschig gewesen. Und es hatte einen Zwischenfall mit einem Pferd gegeben, bei dessen Erzählung sie plötzlich abbrach.
Talaith wusste immer noch nicht, wie es dazu gekommen war, dass diese Männer ihre Tochter beschützten, denn Izzy hatte nie lange genug Luft geholt, dass sie hätte fragen können. Sie blickte zu Morfyd und Annwyl, die sie zurück zu Annwyls Elitegarde führten, und sah, dass diese sich gerade umdrehten und sich kaputtlachten. Blöde Kühe.
»Wie hast du überhaupt so zu kämpfen gelernt?«
»Na ja …«
»Weißt du, ich will auch so kämpfen lernen. Achaius hat mir ein bisschen was beigebracht – nicht wahr, Achaius? –, aber meistens sagen sie mir, ich soll weglaufen und mich verstecken, wenn Gefahr droht. Aber ich bin jetzt sechzehn Winter alt, und wegzulaufen und mich zu verstecken, scheint mir inzwischen furchtbar unangebracht, meinst du nicht auch?«
»Ähm …«
»Es ist, wie ich Achaius gesagt habe: Er kann mich nicht ewig beschützen. Habe ich das nicht gesagt, Achaius? Und was passiert, wenn – die Götter mögen es verhüten – er und die anderen so schwer verletzt werden, dass sie mich nicht mehr beschützen können? Was mache ich dann?«
Talaith brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass Izzy tatsächlich auf eine Antwort wartete. »Oh, also das ist ein gutes Argument. Die Welt ist grausam, und du musst lernen …«
»… zu überleben. Genau. Genau das habe ich ihnen auch gesagt. Aber glaubst du, sie hören mir zu? Natürlich nicht. Ich bin nur ›die, die man beschützen muss‹. Als wäre das der Name, mit dem ich geboren wurde.
Egal, ich bin einfach froh, dass ich dich endlich kennenlerne, wie er es versprochen hat.« Talaith wollte fragen: »Wie wer versprochen hat?«, aber sie bekam keine Gelegenheit dazu, denn ihre Tochter plapperte einfach weiter. »Es hätte mir das Herz gebrochen, wenn ich dich nie kennengelernt hätte. Schließlich bist du meine Mutter, und wir sollten niemals getrennt sein. Zumindest empfinde ich das so, und auch wenn ich zugeben muss, dass ich mich mehr als einmal geirrt habe, kommt das selten vor. Und hier bin ich absolut sicher, dass ich recht habe. Weißt du, es geht doch nur darum …«
So ging es immer weiter – und Talaith war so glücklich wie nie zuvor.
»Erklär mir doch noch mal, warum wir in einem Puff sind.«
Gwenvael seufzte in sein Bier hinein. »Weil man, mein dickköpfiger Bruder, wenn man Informationen über männliche Menschen haben möchte, am besten an den Ort geht, wo alle männlichen Menschen irgendwann hinkommen.«
Briec warf einen Blick zu Éibhear hinüber, aber der kleine Bruder war zu sehr damit beschäftigt, sämtliche Frauen im Raum zu beobachten, um es zu merken.
»Bist du sicher, dass du nicht nur darauf aus bist …«
»Gwenvael!«
Briec lehnte sich zurück, als sich eine rundliche, extrem großbrüstige Frau in Gwenvaels wartende Arme warf.
»Du warst ja schon seit Ewigkeiten nicht mehr hier!«
Gwenvael zog die Frau auf seinen Schoß und liebkoste ihre Brüste, die beinahe das Mieder sprengten.
»Tut mir leid, meine Süße. Ich hatte in letzter Zeit so viel zu tun. Ging nicht anders.«
»Na ja, jetzt bist du ja hier. Und du hast Freunde mitgebracht, wie ich sehe.«
»Familie, um genau zu sein. Das sind meine Brüder, Briec und Éibhear. Dies, meine Brüder, ist die schöne Antha.«
»Meine Herren.« Sie neigte leicht den Kopf, ließ dabei aber nicht von Gwenvaels Hals ab. »Also, alter Freund, findest du heute Abend an jemandem Gefallen?«
Gwenvael zog die Frau dicht an sich und flüsterte ihr ins Ohr: »An all jenen,
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