Dragon Dream (epub)
sich mit Fearghus verbunden hatte, gehörte sie zur Familie. Was bedeutete: Wenn jemand beschloss, ihr Feind zu sein, dann zog er den Zorn des Hauses von Gwalchmai fab Gwyar auf sich. »Aber ich war schon dort. Ich habe nichts gefunden.«
Nichts als die Frau, die ihn wahnsinnig vor Lust machte.
»Schau genauer nach. Deshalb will Fearghus, dass Gwenvael mit dir geht. Wenn es eines gib, was dein Bruder gut kann, dann ist das, Informationen zu beschaffen.«
»Das stimmt. Mal sehen, was wir herausfinden können.«
»Gut.« Sie deutete auf ihre Brüder, die bewusstlos auf dem Höhlenboden herumlagen. »Und jetzt hilf mir, die beiden Idioten aufzuwecken.«
»Vielleicht kannst du ihn vergiften. Mit etwas, das ihm die Augen herausquellen lässt und seine Zunge zu groß für seinen Mund macht.«
Talaith sah wieder zu Morfyd hinüber. Das tat sie schon die ganzen zwei Stunden, seit sie in Richtung Madron ritten. Annwyl sagte ständig seltsame Dinge, und Talaith beobachtete, ob Morfyd sie genauso seltsam fand. Ganz eindeutig tat sie das, aber sie hatte sich anscheinend daran gewöhnt.
Zum ersten Mal fand Talaith jemanden, der sie sprachlos machte.
»Ich kann ihn vergiften, wenn du das wünschst. Ich wurde im Umgang mit allen möglichen Giften ausgebildet.«
»Ich will ihn leiden sehen, bevor er stirbt.«
»Annwyl«, seufzte Morfyd. »Ihn sterben zu sehen, widerspricht aber dem Vorsatz, hineinzugehen, das Mädchen zu nehmen und wieder rauszugehen. Ich denke, unser Ziel sollte einfach sein, nicht gesehen zu werden. Nicht, den Tod des Mannes so brutal wie möglich zu machen.«
»Morfyd hat recht. Hamish verstärkt seine Truppen nun schon eine ganze Weile. Da wir nur zu dritt sind, sollten wir uns lieber für die Heimlichkeit entscheiden.«
»Truppen verstärken? Wie lange schon?«
Talaith versuchte sich zu erinnern, seit wann sie immer mehr junge Rekruten auf dem Weg zu Hamishs Burg durch das Dorf hatte marschieren sehen. »Zwei Jahre. Vielleicht ein bisschen mehr.«
»Interessant.«
»Tja, was hast du von ihm erwartet, Annwyl?«, fragte Morfyd. »Dass er wartet, dass du kommst und ihn tötest? Er weiß, dass du ihn hasst.«
»Ich weiß. Ich habe nur keine Lust mehr zu warten. Ich finde trotzdem, wir sollten jetzt zuschlagen.«
»Du brauchst gute Gründe, keine Theorien.«
Annwyl verdrehte die Augen. »Du und deine blöde Logik.«
»Deshalb hast du mich dabei. Und weil es sonst keiner mit dir aushält.«
Annwyl zog fest an den Zügeln und brachte ihr Pferd damit plötzlich zum Stehen. Sie neigte den Kopf zur Seite. »Hörst du das?«
Morfyd schwieg kurz und nickte. »Aye. Ich höre es.«
»Wo?«
»Annwyl, vielleicht sollten wir …«
»Wo?«
»Dort.« Mit einem Seufzen deutete Morfyd auf die Bäume. »Ich glaube, auf der anderen Seite ist eine Lichtung.«
Annwyl lenkte ihr Pferd in Richtung Wald und galoppierte los.
»Verdammt!«
»Was ist los?«
»Ein Kampf.«
Talaith blinzelte überrascht. »Und sie will einfach …«
»Jetzt kennst du meinen täglichen Albtraum.«
»Na ja, wir können sie ja nicht allein kämpfen lassen.«
»Nicht du auch noch«, ächzte Morfyd.
Talaith schnaubte. »Wenn sie gefragt hätte, hätte ich vorgeschlagen, vorbeizureiten. Aber da sie sich ja schon kopfüber hineingestürzt hat …«
»Aye.« Morfyd nickte. »Du hast recht.«
Die beiden Frauen drehten ihre Pferde und folgten der Blutkönigin in die Schlacht.
»Bleib hier!« Achaius schob sie zurück und drängte sie hinter einen Baum. Es nützte nicht viel. Sie waren hoffnungslos in der Unterzahl gegen die Männer, die ihre kleine Guppe angriffen. Nur sie und die drei Männer, die ihr Zuhause und ihr Leben in der Armee aufgegeben hatten, um sie zu schützen. Es war nicht das erste Mal, dass ihre Beschützer gegen andere kämpften, um für ihre Sicherheit zu sorgen. Doch dies war das erste Mal, dass sie denen gegenübertreten mussten, die sie einmal Kameraden genannt hatten.
Hingekauert sah sie auf den Kampfplatz und zuckte zusammen, da ihre Beschützer kaum die Hiebe abwehren konnten, die auf ihre Köpfe oder Herzen zielten. Doch gerade als sie zu fürchten begann, dass alles verloren und ihre Freunde zu einem blutigen Tod verdammt waren, sah sie sie.
Eine schöne, narbenbedeckte Kriegerin ritt auf einem riesigen schwarzen Hengst, zwei Schwerter auf ihren Rücken geschnallt. Sie hielt am Rand der Lichtung an und sah sich den Kampf an. Sie rührte sich nicht, bis sie das Wappen auf den Wappenröcken der
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