Dragon Fever: Roman (Dragon-Reihe, Band 6) (German Edition)
Éibhear nennen?«
»Nein, darfst du nicht, du bösartige Schlange!«
35 Das Abendessen war nicht annähernd so unangenehm, wie Izzy befürchtet hatte. Tatsächlich amüsierte sie sich sogar. Dass Éibhear auch Spaß hatte, glaubte sie nicht, aber er ertrug es, was sie wirklich zu schätzen wusste.
»Darf ich dich etwas fragen?«, sagte Izzy zu ihrer Tante Layla. »Warum waren Éibhear und ich in Gewahrsam? Ich dachte, das hier sei eine offene Stadt?«
»Ist es auch.« Layla zuckte die Achseln. »Oder vielleicht: war es. Wir hatten in letzter Zeit Probleme mit einem Kult.«
»Was für ein Kult?«, fragte Éibhear.
»Er hat keinen Namen, aber wir haben Opfer in den Tunneln unter der Stadt gefunden. Und ein paar Leichen draußen in der Wüste. Eine hässliche Sache.«
»Also habe ich befohlen«, schaltete sich Izzys Großmutter Maskini, die Generalin, ein, »dass alle, die bewaffnet sind, aber keine Farben tragen, ins Gefängnis gebracht und festgehalten werden, bis wir sie befragen können.« Sie lächelte Izzy an. »Du warst bewaffnet und trugst keine Farben.« Sie warf einen Seitenblick auf Éibhear. »Und du warst einfach irgendwie Furcht einflößend.«
Er zuckte die Achseln. »Tut mir leid.«
»Wisst ihr«, – Izzy schaute alle am Tisch an – »ich bin ein bisschen überrascht.«
»Worüber?«
»Dass es hier so viele weibliche Soldaten gibt. Meine Mutter hat mir von meinem Vater erzählt, aber sie hat nie groß über das Leben hier in den Wüstenländern gesprochen, außer, dass Frauen nicht allein reisen.«
»Niemand sollte allein reisen«, sagte Layla, und nippte an ihrem Wein.
»Die Frauen hier«, erklärte Zarah, »sind schon seit ein paar Jahrhunderten Kriegerinnen. Wir waren es aber nicht immer. Einst folgten wir den Regeln, die die Menschengötter aufgestellt hatten. Die Männer fochten die Kriege aus, und die Frauen bekamen die Kinder und zogen sie auf.«
»Was hat sich verändert?«
»Vor langer Zeit kämpfte ein Feind mit den Männern dieser Stadt weit draußen in der Wüste.«
»Während die Stadt schutzlos zurückblieb.«
»Genau. Die Tore wurden geschlossen und verbarrikadiert, aber es nützte nichts. Die Tore wurden überrannt. Es war … sehr schlimm. Ein paar der Frauen beschlossen, sich und ihre Kinder zu töten. Eine Frau allerdings, die schon drei ihrer Kinder während der Belagerung verloren hatte, war so voller Wut, dass sie die überlebenden Frauen zum Kampf versammelte. Und sie waren klug. Sie warteten, bis die Soldaten ziemlich betrunken waren, und töteten sie dann. Sie haben sie alle umgebracht. Als die Männer zurückkehrten, wurde beschlossen, dass die Männer ihre Frauen nie wieder schutzlos zurücklassen sollten, aber sie wussten alle, dass das nicht genügte. Denn eine Frau muss wissen, wie sie sich schützen kann. Also haben die Frauen trainiert, ihre Töchter wurden ausgebildet, dann ihre Enkelinnen. Und mit jeder Generation wurden wir stärker, mächtiger. Jetzt sind wir eine Macht. Jetzt sind wir niemals schutzlos, egal, wer in der Stadt ist oder davor.«
Izzy verstand den Wunsch, sich nie wieder schutzlos zu fühlen, sehr gut und nickte, während sie sich noch von dem Ochsen nahm, den es zum Abendessen gab. Er war gut, und sie fand die Gewürze recht interessant.
»Erzähl uns, Izzy«, fragte Maskini, »wie bist du Generalin von drei Legionen geworden?«
Izzy schluckte und antwortete: »Habe viele getötet.«
Éibhear zuckte bei Izzys Antwort zusammen. Noch schlimmer war, dass sie nicht einmal zu bemerken schien, dass alle mit dem Kauen aufgehört hatten und einander anschauten.
»Izzy will damit sagen …«
»Ich will damit sagen, ich habe getötet. Eine Menge. Das ist meine Aufgabe. Niemand schickt Izzy die Gefährliche, um den Frieden zu wahren oder eine Grenze zu halten. Sie schicken mich und meine Soldaten zum Töten. Wenn sie den Frieden sichern wollen, schicken sie General Borden von der zehnten und dreizehnten Legion.«
»Und … wann hat das für dich angefangen?«, fragte Zarah.
»Na ja.« Sie nahm noch einen Bissen Ochsen und dachte kurz nach. »Ich habe meinen ersten Nordlanddrachen getötet, als ich siebzehn war. Mit der Hilfe meiner Mutter.«
Zachariah blinzelte. »Du hast mit Talaith einen Drachen getötet?«
»Mhm. Direkt, nachdem ich als Gefreite zu einer Legion berufen wurde. Als dann der Krieg gegen die Eisendrachen und die Sovereigns anfing, wurde ich Annwyls Knappe, und da wurde alles …« Izzy schaute zur Decke auf, blies ein
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