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Dragon Fever: Roman (Dragon-Reihe, Band 6) (German Edition)

Dragon Fever: Roman (Dragon-Reihe, Band 6) (German Edition)

Titel: Dragon Fever: Roman (Dragon-Reihe, Band 6) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. Aiken
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herangekommen war, und sich zu Dagmar gesellte.
    »Hallo, Tante Dagmar.«
    »Talwyn.« Ihre Nichte war, genau wie Talan, groß und schön, mit pechschwarzen Haaren und den grünen Augen ihrer Mutter. Doch sie versteckte diese Schönheit ständig unter Haaren, die sie selten kämmte, Schmutz, den sie selten abwusch und einem permanenten finsteren Blick, der den Dämonen der Hölle Angst machen konnte.
    Dagmar schaute der davongehenden Frau nach. Sie war nicht nur irgendeine Frau. Nein. Sie war eine Kyvich aus den Eisländern. Eine der Kriegerhexen, die so mächtig und gefürchtet waren, dass selbst die Götter sie nur riefen, wenn es absolut nötig war. Vor fast sechzehn Jahren waren sie auf die Insel Garbhán gekommen, um die Zwillinge zu beschützen, während ihre Mutter im Westen Krieg gegen die Sovereigns führte. Damals war Dagmar dankbar gewesen, aber auch misstrauisch, denn die Kyvich wurden selten in ihre Ränge hineingeboren … Sie wurden ihren Müttern weggenommen, üblicherweise bevor sie auch nur zwei Winter alt waren. Doch zu seltenen Gelegenheiten nahmen sie auch ältere Mädchen. Talwyn war zwar schon achtzehn Winter alt, besaß aber auch große Kraft. An ihre Kampfkünste reichten nur die erfahrensten Krieger heran. Was bedeutete, dass sie genau die Art von Kriegerin war, wie sie die Kyvich suchten.
    Wenn sie daher sah, wie die Kyvich um ihre Nichte herumschlichen, fühlte Dagmar nichts als Unbehagen.
    »Hatte Feldherrin Ásta etwas Interessantes zu sagen?«, fragte sie Talwyn.
    »Nein.«
    Dagmar wartete wie immer auf mehr, doch nach all den Jahren hätte man meinen können, sie müsste es besser wissen.
    »Talwyn«, sagte Dagmar schließlich, »muss ich mir Sorgen …«
    »Steht nicht die Barbarenhorde vor den Toren?«, unterbrach ihre Nichte sie.
    Nicht willens nachzubohren, woher Talwyn wusste, dass die Reinholdts angekommen waren, ohne sie gesehen zu haben, fragte Dagmar: »Kannst du sie nicht einfach Familie nennen?«
    Talwyn blickte sie durch den schwarzen Haarschopf an, der ihr ständig in die Augen fiel, und gab unumwunden zu: »Zumindest nicht, wenn ich es ernst meine.«
    Dagmar konnte ein kurzes Schnauben nicht unterdrücken und nickte. »Na gut.«
    Ohne ein weiteres Wort – sie sprach noch weniger als ihr Bruder – machte sich Talwyn auf den Weg in den Trainingsring, um mehr Waffentraining zu absolvieren, als irgendwer je nötig hatte, und Dagmar ging mit einem schweren Seufzen in Richtung Haupttor.
    Auch wenn Dagmar und Gwenvael ihren alternden Vater so oft besuchten, wie sie konnten, und gelegentlich sogar Talaith und Annwyl mitnahmen, hatte sie noch nie jemanden von ihrer Familie hier auf der Insel Garbhán gehabt.
    Doch ihr Vater hatte ihr höchstpersönlich geschrieben. Na ja … er hatte dem Gehilfen, den sie sorgfältig für ihn ausgewählt hatte, höchstpersönlich einen Brief diktiert. Und ihr Vater hatte diese Bitte geäußert. Wie hätte sie sie ihm abschlagen können?
    Sie konnte es nicht. Also musste sie sich damit abfinden, genau wie Talaith gesagt hatte.
    Dagmar begab sich in den Hof und kam gerade dort an, als die Söhne ihrer Brüder auf ihren großen Nordlandhengsten ankamen. Der älteste von ihnen, Alppi, ältester Sohn von Dagmars ältestem Bruder Eymund, stieg ab und stellte sich vor Dagmar hin. Er nickte … dann starrte er sie mit gerunzelter Stirn an, genau wie ihr Bruder es oft tat, wenn er verwirrt war.
    »Tante Dagmar …« Sein Stirnrunzeln vertiefte sich. »Ich …«
    »Du … was?«
    »Ich dachte, du wärst inzwischen alt«, informierte Alppis jüngerer Bruder sie. »Aber du siehst noch genauso aus … stimmt’s nicht?«
    Dagmar wollte sich nicht die Mühe machen, das Geschenk eines langen Lebens ähnlich dem der Drachen zu erklären, das die Drachenkönigin ihr verliehen hatte, als sie sich mit Gwenvael, dem Sohn der Königin, verbunden hatte. Stattdessen antwortete sie einfach: »Ich werde noch so aussehen, wenn ihr alle schon lange zu Staub geworden und vergessen seid.«
    Ihr Neffe starrte sie noch eine Weile an, bis Alppi die Achseln zuckte und sagte: »Ja, von mir aus. Hast du was zu essen?«
    Sie wies auf den Speisesaal der Wache. Auch nur einen Teil von ihnen in den Bankettsaal zu schicken, wo sie womöglich – im schlimmsten Fall – die süße und ungebundene Rhi zu Gesicht bekamen, stand außer Frage. Die Vision, wie die Leichen ihrer bis zur Unkenntlichkeit verbrannten Neffen zu ihren Brüdern transportiert wurden, weckte sie manchmal

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