Dragon Fire
in der sie neben dem mächtigen Reinholdt und seinen Söhnen
gekämpft hatte, wusste sie, dass es so war, wenn Nordland-Krieger aßen.
»Und wie geht es
deinem Bein, äh …«
»Meinhard, Mylady«,
antwortete einer von beiden und schaffte es, gleichzeitig weiterzukauen. Wenn
sie sich ihre Namen merken wollte, musste sie ein Unterscheidungsmerkmal
finden, vor allem, weil die Haare des Zweiten irgendwann nachwachsen würden.
»Nenn mich Annwyl.«
»Wie du willst.«
»Und dein Bein?«,
hakte sie nach.
»Besser. Ist über
Nacht ganz gut geheilt.«
»Das ist perfekt.« Sie
liebte es, dass Drachen mit Hilfe einer Hexe oder eines Magiers so schnell
heilen konnten. »Ich wollte ein bisschen trainieren gehen – ihr beide könntet
mitmachen.«
Sie hielten in ihrer
Nahrungsaufnahme inne und hoben die Köpfe. Genau wie zwei Ochsen am Wasserloch,
die in der Nähe ein Raubtier erschnüffeln.
Was sollte Annwyl
sagen? Der Unterschied war nicht groß.
»Ich weiß nicht recht,
ob das so eine gute Idee ist, Königin Annwyl«, antwortete der mit den kurzen Haaren, und
Annwyl musste lachen. Sie hasste es, wenn Leute diesen dummen Titel benutzten,
aber sie wusste, dass er es aus einem einfachen Grund tat: um darauf hinzuweisen,
dass ein Kampf mit einer Königin, die schon einmal versucht hatte, ihm den Kopf
abzuschlagen, vielleicht nicht die klügste Entscheidung war. Normalerweise
hätte er recht gehabt, aber sie standen unter Éibhears Schutz, und ihr Bruder
vögelte – heimlich zumindest – Keita. Solange sich daran nichts änderte, würde
Annwyl sich nicht die Mühe machen, sie zu töten.
»Wir werden den
Übungsplatz direkt um die Ecke des Gebäudes benutzen. Und ich verspreche, dass
ich nichts, was auf diesem Platz passiert, euch, eurem Bruder oder eurem Volk
übelnehmen werde.«
»Warum wir?«, fragte
der andere Ochse. Er trug eine Narbe von seinem Haaransatz bis unters Auge. Sie
war mit der Zeit schwächer geworden, aber sie war klar genug zu erkennen, dass
sie sich merken konnte, dass »Augennarbe« Meinhard war, und das bedeutete, dass
der andere … äh … Mist. Wie war sein Name noch mal?
Statt ihn danach zu
fragen – sie hatte versucht, ihm den Kopf abzuhacken, aber sie konnte sich
einfach seinen Namen nicht merken … wie schäbig –, gab sie zu: »Im Moment will
keiner mit mir trainieren. Selbst die Südland-Drachen nicht. Es sei denn natürlich,
Nordland-Drachen hätten ebenfalls zu viel Angst vor mir, um das Risiko
einzugehen …«
Meinhard grinste
höhnisch mit vollem Mund, während der andere die violetten Augenbrauen hochzog.
Sie wusste, wie sie
das vollends unter Dach und Fach bringen konnte, und fügte hinzu: »Hättest du
außerdem nicht gern eine Chance auf eine Revanche wegen deiner Haare?«
Als sie Reißzähne sah,
wusste sie, sie hatte sie beide.
Keita tänzelte die
Treppe zum Rittersaal hinunter und hüpfte von der letzten Stufe. Bisher hatten
es nur Gwenvael, Dagmar, Morfyd und Talaith nach unten zum Frühstück geschafft.
Keita, die darauf achtete, dass ihr Lächeln besonders breit und strahlend war,
breitete die Arme aus und jauchzte: »Guten Morgen, meine liebe Familie!«
»Du vögelst Ragnar den
Listigen?«, brüllte Gwenvael sie an.
Keita ließ die Arme
sinken, schaute wütend zu Dagmar hinüber und hoffte, angemessen enttäuscht über
ihren Verrat auszusehen. »Du hast mir versprochen, nichts zu sagen.«
Gwenvael richtete
seinen finsteren Blick wieder auf seine Gefährtin. »Du wusstest es?«
»Ich weiß vieles.«
»Du wusstest es?«
»Schrei mich nicht an,
Schänder!«
Keita war überrascht,
dass die Tochter des Warlords nichts gesagt hatte. Aber das war gut. Das
Gerücht breitete sich noch schneller aus, als sie gedacht hatte, und Dagmar
konnte man offenbar vertrauen. Hervorragend .
»Bist du nicht in der
Lage« – Morfyd schob ihren Stuhl zurück, stand auf und kam um den Tisch
herumstolziert – »deine Beine einfach geschlossen zu halten, Schwester?«
»Nicht in der Lage?
Doch. Aber warum sollte ich? Er ist hinreißend.«
»Er ist ein
Blitzdrache«, erinnerte sie Gwenvael. Und Keita musste zugeben, dass sie ein
bisschen schockiert war. Sie hätte nie gedacht, dass ausgerechnet Gwenvael
einer derjenigen sein würde, die sich darüber aufregten. Wen sie vögelte, hatte
ihren goldenen Bruder nie besonders interessiert, solange es keine Probleme
gab.
»Ja. Ist er. Genau wie
die Schlampen, die du während des Krieges gevögelt hast, der dir den Namen
Schänder
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