Dragon Fire
Gesicht ihres Vaters ihr nicht ein bisschen
Vernunft beibrachten, wusste Talaith auch nicht, was sonst noch helfen konnte.
»Sag ihr, wie sie
heißt«, schaltete sich plötzlich Keita ein.
Briec warf seiner
Schwester einen finsteren Blick zu. »Reitest du immer noch darauf herum?«
» Darauf werde ich bis ans Ende der Zeiten
herumreiten. Du hättest das arme Kind auch gleich verfluchen können. Rhianwen
hat er sie genannt. Kannst du das fassen, Izzy? Er versucht, den Segen von
deiner Großmutter zu kriegen, indem er die Seele des Babys verkauft!«
»So ähnlich sind die
Namen gar nicht«, widersprach er. »Jetzt lass stecken!«
»Lass stecken?« Keita
trat vor, riss ihrem Bruder Rhianwen weg und drückte sie Izzy in den Arm, was
dem sturen Mädchen keine Wahl ließ, als ihre Schwester festzuhalten, wenn sie
sie nicht auf den Boden fallen lassen wollte. »Ich werde es nicht ›stecken
lassen‹, wie du es so eloquent ausgedrückt hast. Aber ich nenne dich einen
Schleimer, denn das bist du. Du hast wohl gar kein Schamgefühl.«
»Ich? Du nennst mich
einen Schleimer?«
Während die
Geschwister stritten, hielt Izzy ihre Schwester auf Abstand. Aber das ließ
Rhianwen nicht mit sich machen. Sie streckte weiter die Ärmchen nach Izzy aus,
die kleinen Hände griffen verzweifelt ins Leere.
Mit angehaltenem Atem
beobachtete Talaith ihre zwei Töchter. Sie konnte damit leben, wenn Izzy sauer
auf sie war, aber auf ihre eigene Schwester durfte sie nicht sauer sein.
Rhianwen hatte nichts falsch gemacht, außer in eine sehr seltsame Situation
hineingeboren zu werden.
»Mein Daddy liebt
mich!«, schrie Keita ihren Bruder an. »Und dass du eifersüchtig darauf bist,
langweilt mich!«
» Du langweilst mich, und trotzdem ertrage ich dich!«
»Die ganze Welt langweilt dich, Briec, denn du hältst dich für besser
als alle anderen!«
»Ich weiß , dass ich besser bin als alle anderen. Wenn du das
nur zugeben würdest, wärst du sehr viel glücklicher mit deiner
Minderwertigkeit!«
Frustriert, dass sie
ihre Schwester nicht erreichen konnte, begann Rhianwen zu weinen, und Talaith
war kurz davor, sich ihre Tochter zurückzuholen.
»Sch-sch-sch«, machte
Izzy beruhigend und zog das Baby an ihre Brust. »Schon gut. Nicht weinen.« Izzy
begann, in kleinen Kreisen zu gehen und ihre Schwester in ihren Armen hüpfen zu
lassen. »Und ihr zwei«, sagte sie zu ihrem Vater und ihrer Tante: »Hört auf
damit. Ihr bringt das Baby durcheinander.«
Der Streit verebbte
augenblicklich, und die Geschwister sahen Izzy an, dann einander. Keita
blinzelte ihrem Bruder zu und lächelte Talaith an.
Danke , flüsterte Talaith der Drachin lautlos
zu.
Das Weinen verebbte,
und Rhianwen neigte den Kopf zurück, damit sie mit Izzy tun konnte, was sie mit
jedem tat: sie mit diesem fast schmerzlich eindringlichen Blick mustern. Was
sah ihre Kleine, wenn sie andere so genau ansah, fragte – und sorgte – sich
Talaith immer.
Was auch immer
Rhianwen diesmal sah, es war mehr als genug. Um genau zu sein, war es so
mächtig wie Izzys Schultern. Denn Rhianwen tat etwas, das sie nie zuvor getan
hatte.
Sie lächelte.
Ein so strahlendes und
glückliches Lächeln, dass Talaith es wie einen Schlag gegen die Brust empfand.
Selbst Briec ging einen Schritt zurück, und sein Blick suchte den von Talaith.
Izzy grinste zurück;
sie hatte keine Ahnung, dass sie in dreißig Sekunden geschafft hatte, was seit
Rhianwens Geburt in diese Welt sonst niemand geschafft hatte.
»Sie ist wunderschön«,
sagte Branwen, die hinter Izzy getreten war, um besser sehen zu können.
»Natürlich ist sie
das«, blaffte Izzy zurück, die jeden Tag mehr klang wie ihr Adoptivvater. Der Horror . »Sie ist meine Schwester.«
»Ach! Ich liebe die
menschlichen Kleinen.« Branwen griff um Izzy herum. »Lass mich sie mal halten.«
»Geh weg.« Izzy drehte
sich so, dass ihre Cousine ihre Schwester nicht berühren konnte. »Deine Hände
sind schmutzig.«
»Nicht schmutziger als
deine.«
»Ich hatte auf der
Reise Handschuhe an.«
»Lass sie mich nur
ganz kurz halten«, bettelte Branwen, und Talaith tat die junge Drachin leid.
Vor allem, als Izzy
zurückschnauzte: »Schmutzig!«
»Na schön! Dann wasche
ich mir die Hände.«
»Du brauchst ein Bad.
Du bist völlig verdreckt.«
»Du undankbare kleine
…«
»Wie wäre es, wenn ich
die Sache für alle einfacher mache?«, unterbrach sie Dagmar. Sie krümmte den Zeigefinger,
und Fanny, die eigentlich immer noch für die Diener zuständig,
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