Dragon Fire
aus.
Besorgt, dass seine
Schwestern sich jetzt wirklich etwas angetan hatten, folgte Talaith seinem
Blick. Doch die wütenden hellbraunen Augen, die sie durch den Saal anstarrten,
gehörten nicht zu einem Drachen.
»Bei den Göttern …«
Talaith atmete hörbar aus und erhob sich langsam auf die Füße. »Izzy?«
Ihre Tochter.
Iseabail. Wieder zu Hause, gesund und wohlbehalten, wieder unter den Ihren nach
zwei sehr langen Jahren, und ohne dass ein wichtiger Körperteil fehlte. Aber
Talaiths Izzy war … reifer geworden. Sie hatte kurvige Hüften entwickelt und
Brüste, deren Größe sich fast verdoppelt hatte; Izzy war wohl eine Spätentwicklerin
wie ihre Mutter. Aber das war nur ein Teil dessen, was mit Izzy passiert war,
seit Talaith sie das letzte Mal gesehen hatte.
Es war außerdem kein
Gramm Fett an Talaiths Tochter, aber sie war alles andere als dünn. Nein, sie
besaß harte Muskeln, die sich unter ihrer kurzärmligen Tunika und einer
braunen, eng anliegenden Hose wölbten. Sie war auch größer geworden – sogar
noch größer als Annwyl –, und ihre Schultern waren stark, breit und mächtig;
Talaith kam sich daneben kümmerlich und schwach vor. Es schien, als sei Izzy
mehr nach dem Volk ihres leiblichen Vaters geraten, als Talaith gedacht hatte.
Jetzt war Izzy gebaut wie die Kriegerfrauen von Alsandair. Groß, breit und
sehr, sehr stark.
Noch gefährlicher:
Izzy war ziemlich schön geworden. Und wenn Talaith eine Spielerin gewesen wäre,
hätte sie darauf gewettet, dass sie sich ihrer Schönheit überhaupt nicht
bewusst war. Auch das hatte Izzy von ihrem Vater. Er war atemberaubend
gutaussehend gewesen, hatte aber keine Ahnung davon gehabt und bis zum Tag seines
Todes immer verblüfft gewirkt, dass Talaith ihn so sehr lieben konnte. Er hatte
sich nie für würdig gehalten.
»Hast mich wohl schon
vergessen?« Izzy knallte die Hände flach auf den Tisch, beugte sich vor und
brüllte ihr eine Beschuldigung entgegen, dass die Festungswände erzitterten:
»Weil du mich durch eine andere ersetzt hast?«
Das Gebrüll riss
Talaith aus ihrer Schockstarre. »Wovon zum Teufel redest du da?«
»Du hast es nicht
einmal für nötig befunden, es mir zu erzählen! Bedeute ich dieser Familie so
wenig?«
Talaith zuckte
zusammen, als ihr bewusst wurde, warum ihre Tochter so wütend war, und sah
ihren Gefährten an. Doch der hatte sich umgedreht und ging die Treppe wieder
hinauf.
Er ließ sie im Stich,
dieser Bastard!
»Du hast nie ein Wort
gesagt!«, schimpfte Izzy weiter und ging auf und ab, während ihre Cousine
Branwen hinter ihr stand und ungewöhnlich verstört aussah. »Ihr habt euch alle
verschworen, mich zu belügen!«
»Izzy, du verstehst
nicht …«
»Unterbrich mich
nicht!«
Verletzt – sie war
schließlich immer noch die Mutter dieses undankbaren Görs – stürmte Talaith um
den Tisch zu ihrer Tochter. »Wage es ja nicht, so mit mir zu reden! Ich bin immer noch deine Mutter!«
»Wohl kaum!« Izzy
verschränkte die Arme vor der Brust. »Hast du gehofft, ich würde nicht wiederkommen?«,
fragte sie hochmütig. »Damit du so tun könntest, als hätte es mich nie gegeben?
War ich so eine Last für dich?«
Außer sich vor Wut,
dass diese Göre so etwas behaupten konnte, explodierte Talaith.
»Wie kannst du es
wagen, so etwas zu mir zu sagen!«
»Wie kannst du es wagen, mir nicht die Wahrheit zu sagen!«
»Ich sehe, deine
Abwesenheit hat dich nicht weniger unmöglich gemacht!« , schrie Talaith.
»Wie die Mutter,
so die Tochter, scheint es!« , schrie Izzy zurück.
»Izzy?«, sagte Briec
vom Fuß der Treppe aus, Rhianwen in den Armen. »Willst du deiner Schwester
nicht Hallo sagen, bevor du uns allen Lebewohl sagst?«
Izzy wandte sich ihrem
Vater zu und räusperte sich. »Nein. Will ich nicht.«
»Du bist unmöglich!«,
fuhr Talaith sie an.
» Ich bin unmöglich?«
Briec stand inzwischen
neben Izzy und Talaith.
Und zum ersten Mal,
seit Talaith sich erinnern konnte, schien ihre jüngere Tochter in den Armen ihres
Vaters nicht zufrieden zu sein: Sie streckte beide Arme nach Izzy aus und
zappelte; sie wollte unbedingt von ihr gehalten werden.
»Ich glaube, sie will
nicht bei mir sein«, sagte er leise.
Izzy rieb sich die
Handflächen an den Oberschenkeln und machte einen Schritt rückwärts. Stur wie
immer – Talaith hatte keine Ahnung, wo ihre Tochter das herhatte –, weigerte
sich Izzy schweigend, ihre eigene Schwester zu berühren. Und falls die
Überraschung und der Schmerz auf dem
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