Dragon Fire
zu
heilen, damit der Junge in einem weichen Bett bleiben konnte, wo Frauen ein und
aus gingen, um nach ihm zu sehen und ihn zu trösten wie ihr verletztes Schoßhündchen.
Aber Ragnar kannte sich ganz einfach nicht so gut mit menschlichen Knochen aus
wie mit den eigenen. Er wartete, solange er konnte, dass Morfyd zurückkam, denn
er wusste, dass ihre Fähigkeiten als Heilerin seine bei Weitem übertrafen, aber
nachdem der halbe Nachmittag vergangen war, beschloss er, nicht länger zu
warten.
»Was brauchst du von
mir?«, fragte Vigholf Ragnar.
»Etwas zu essen. Eine
Kuh müsste genügen.«
»Also gut, ich bin
gleich zurück.«
Ragnar beugte sich
vor. »Hörst du mich, Celyn?«
Der Feuerspucker
nickte.
»Es wird
wahrscheinlich nicht lange dauern, aber es wird wehtun. Sehr. Verstanden?«
»Tu es«, flüsterte er.
»Ich kann etwas tun,
das weniger wehtut, aber es bräuchte länger, bis du wieder ganz gesund bist.
Ein paar Tage musst du aber trotzdem im Bett bleiben.«
Celyn zwang die Augen
auf und sah Ragnar an. »Tu es.«
Ragnar ging auf die
Knie und hob die Vorderklauen über Celyn. Er schloss die Augen und ließ die
Macht, die im Boden unter ihm war, durch seinen Körper aufsteigen. Als er
hatte, was er brauchte, ließ er diese Macht durch seine Klauen in den Körper
des Feuerspuckers fließen.
Celyn knurrte vor
Schmerzen und biss die Reißzähne zusammen, während seine Knochen sich an ihren
Platz ordneten und wieder zusammenfügten.
Manche hätten
vielleicht die weniger schmerzhafte, aber langwierigere Heilungsart bevorzugt,
aber Ragnar wusste, warum dieser hier es nicht tat – Iseabail. Celyn würde
seinen Vetter keine Sekunde länger als nötig mit ihr allein lassen. Zumindest
nicht, wenn er es verhindern konnte.
Ragnar kannte das
alles. Drachen, die um eine Frau kämpften – das endete selten gut.
Nachdem er den letzten
Knochen gerichtet hatte, vergewisserte sich Ragnar noch einmal, dass er nichts
vergessen hatte, das später zu Blutungen führen konnte. Als er sich sicher war,
senkte er die Klauen, und sein Körper sackte nach hinten. Er wäre auf dem Boden
aufgeschlagen, wenn sein Bruder nicht da gewesen wäre, um ihn aufzufangen.
Keuchend nickte er ihm
zu. »Danke.«
»Hier. Etwas zu essen
für dich.«
Vigholf servierte
Ragnar die immer noch strampelnde Kuh und ließ ihn sie erledigen, indem er
seinen Kiefer um ihren Hals legte und ihn brach. Dann aß Ragnar, bis er spürte,
wie seine Kraft zurückkehrte.
Als er den Rest seiner
Mahlzeit seinem Bruder anbot, setzte Celyn sich schon wieder auf. Er war noch
blutverschmiert, und Ragnar war sich sicher, dass er noch tagelang Schmerzen
haben würde, aber er war wieder munter.
»Danke«, sagte Celyn
mit einem Nicken.
»Gern geschehen.«
Der junge Drache stand
auf und taumelte ein wenig.
»Ich helfe ihm besser
zurück.« Vigholf ging mit Celyn in Richtung Burg, und Ragnar blieb zurück und
stocherte sich Kuhfleisch aus den Zähnen.
Er hatte gerade einen
ziemlich großen Rippenknochen entfernt, als Keita auf ihn zukam. Sie hatte sich
ein neues Kleid angezogen, die Haare zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden
und trug immer noch keine Schuhe. Was hatte sie eigentlich gegen Schuhe?
»Hunger?«, fragte er
und bot ihr an, was von dem Kadaver übrig war.
»Nein danke. Wie geht
es Celyn?«
»Besser. Ich habe
seine Knochen gerichtet, und er hat aufgehört zu bluten. Wie geht es deinem
Bruder?«
»Der spielt den
selbstgerechten Herrn des Trübsinns an einem der Seen, mit Morfyd als
liebevollem Kindermädchen.«
Ragnar nahm menschliche
Gestalt an. »Du klingst wütend auf ihn.«
»Bin ich auch. Sehr
wütend. Und ich bin wütend auf Celyn. Dieses Spiel zu spielen, und die arme
Izzy steht zwischen den Fronten.«
»Die ›arme Izzy‹ kann
sich schon selbst behaupten.«
»Das stimmt wohl.«
Sie ging angespannt
auf und ab. »Was ist los, Keita?«
»Nichts.«
»Warum wirkst du dann,
als würdest du am liebsten die Wände hochgehen?«
»Ich weiß nicht. Ich
habe einfach das Gefühl, dass …«
»Etwas auf dich
zukommt? Dass etwas kommt, das alles zerstört, was du liebst?«
Keita blieb stehen und
wandte sich Ragnar zu. »Eigentlich wollte ich sagen, dass ich das Gefühl habe,
dass ich nicht glücklich war, bis ich dich gesehen habe, und ich habe keine
Ahnung, was das zu bedeuten hat.«
»Äh … oh.«
»Aber ich habe das
Gefühl, dieses ›Etwas kommt, das alles zerstört, was ich liebe‹ sollte mich
jetzt mehr beunruhigen, oder was meinst
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