Dragon Fire
Vigholfs Kopf geschleudert hatte.
Zu Keitas unendlicher
Überraschung beschwerte sich der Warlord nicht, als sie und Ren endlich aus der
Stadt zurückkamen. Sie hatten sich auf dem Rückweg Zeit gelassen und geplant,
wie sie die nächsten Schritte ihrer Suche nach Esyld angehen sollten. Doch der
Warlord sagte nichts. Genauso wenig wie sein Bruder und sein Vetter. Und
Éibhear kümmerten natürlich nur die neuen Bücher, die sie aus Gorlas’ Laden
mitgebracht hatte.
»Ach, Keita! Du bist
die Beste!«, rief Éibhear und lächelte sie strahlend an.
»Tut mir leid, dass
wir so spät zurückkommen«, sagte Keita süßlich, während sie ihren Fellumhang
und ihr Seidenkleid auszog, damit sie sich verwandeln konnte.
»Kein Problem«,
grummelte Ragnar, und sie war schockiert.
»Was?« Keita war
sicher, dass sie sich verhört hatte.
»Ich sagte: Kein
Problem. Wir haben schon das Nachtlager aufgeschlagen.« Dann ging er und ließ
sie einfach stehen, vollkommen verwirrt. Da schnappte Keita Ren an den Haaren
und zog ihn zu sich her.
»Au!«
»Was heckt er aus?«,
flüsterte sie.
»Ich weiß nicht.
Wahrscheinlich gar nichts. Und lass mich los, Weib!«
Sie gehorchte. »Was
meinst du mit ›wahrscheinlich gar nichts‹?«
»Wahrscheinlich gar
nichts.«
Jetzt sah sie Ren mit
schmalen Augen an. »Was weißt du?«
»In welchem Sinne?«
»In … was? Keine
Spielchen, Ren von den Auserwählten!«
»Es wird dir nicht
gefallen.«
»Ist mir egal.«
Er zog sie weiter weg
von der Gruppe. »Er ist uns heute Nachmittag in die Stadt gefolgt.«
»Er hat was getan?«
»Mach dir keine
Sorgen. Er konnte nichts sehen, und wenn er fragt, warst du in einer hübschen,
sauberen, langweiligen Buchhandlung, und ich habe die
Halskette schätzen lassen.«
»Aber wie kann er es
wagen, mir zu folgen?«
»Lass es gut sein,
Keita.«
»Den Teufel werde
ich!« Und damit folgte Keita Ragnar zum nahegelegenen See.
Er saß auf den
Hinterbeinen am Ufer und schaute auf die friedliche Wasseroberfläche hinaus.
Aber er war nicht allein.
Sie stand ziemlich
lange direkt hinter ihm, bis sich sein ganzer Körper anspannte.
»Du schleichst dich an
mich an, Prinzessin?«, fragte er.
»Das habe ich gar
nicht gemerkt«, log sie. Wie ihre Mutter mehrmals gesagt hatte, wenn sie sie
erschreckt hatte: »Hinterhältig wie eine Schlange, die Kleine.«
Keita trat neben ihn.
»Weißt du eigentlich, dass da ein schwarzer Vogel auf deinem Kopf sitzt?«,
fragte sie.
Er wandte ihr den
Blick zu.
»Ja«, antwortete er.
»Eine Krähe. Ich weiß.«
»Hat sie dich mit
einer Statue verwechselt?«
»Nein.«
Sie sah den Drachen
und den Vogel noch eine Weile an, dann fragte sie: »Willst du sie da oben
sitzen lassen?«
»Sie stört mich
nicht.«
»Aber du hast einen
Vogel auf dem Kopf.«
»Ja. Das hatten wir
schon. Auch wenn ich nicht weiß, warum dich das so überrascht. Du scheinst ja
auch deine Entourage zu haben.«
Als Keita die Stirn
runzelte, deutete er hinter sie. Keita sah nach, was an ihrem Schwanz
schnüffelte. »Oh. Die.«
»Ja. Die. Folgen dir
oft Wolfsrudel?«
»Nur die Männchen.«
»Wie bitte?«
Sie lächelte. »Was
soll ich sagen? Männer lieben mich. Jede Rasse, jede Spezies. Es ist nicht
meine Schuld. Ich tue nichts, um sie anzulocken, aber sie kommen trotzdem.«
Ragnar schüttelte
leicht den Kopf und antwortete kühl: »Verstehe.«
Als er nichts weiter
sagte, dachte Keita daran, mehr aus ihm herauszuholen, entschied sich aber
dagegen. Sie mochte die Stimmung des Warlords nicht. Sie fühlte sich
unbehaglich. Und sie mochte es nicht, wenn sie sich unbehaglich fühlte.
»Éibhear sagt, dass das Essen bald fertig ist«, erklärte sie, bevor sie sich
abwandte und zum Lager zurückging.
»Sag mir eines,
Prinzessin.«
Keita blieb stehen.
»Was hast du in den
Nordländern gemacht, als mein Vater dich erwischt hat?«
Die Frage brachte
Keita aus dem Gleichgewicht, denn sie hatte sie nicht erwartet. Vor zwei Jahren
hatte sie sie erwartet, aber nicht jetzt. Nicht hier. Und was in allen Höllen
hatte das damit zu tun, dass er ihr nach Fenella folgte?
Keita lächelte und
warf sich die Haare aus dem Gesicht. »Ich war einfach rebellisch. Du weißt, wie
Mütter und Töchter sein können.«
»Es gibt zu wenige
Töchter im Norden, als dass sich Eltern leisten könnten, sie zu vertreiben,
aber ich kann es mir ungefähr vorstellen. Trotzdem«, fuhr er fort, als sie sich
noch einen Schritt von ihm entfernte, »war es ein Risiko. Oder nicht? Sich
Weitere Kostenlose Bücher