Dragon Fire
auf
feindlichem Territorium aufzuhalten?«
Dieser Drache grub
nach etwas, und Keita war nicht in Stimmung, ihm zu geben, was er wollte.
Also tat sie, was sie
immer am besten konnte, wenn sie jemanden loswerden wollte …
Sie wurde hinterhältig
wie eine Schlange.
Ragnar wusste nicht,
was ihn im Moment mehr erschütterte. Dass ein Mitglied des Königshauses sich
mit Spionen einließ – höchstwahrscheinlich aus purer Langeweile – oder dass sie
auf sein Ding gewettet hatte? Vielleicht erschütterte ihn beides. Was für eine
Prinzessin verbrachte ihre Zeit damit, Männer zum Spaß zu verführen, wenn sie
nicht gerade Spionengilden in nahegelegenen Städten besuchte? Eine, die die
Loyalität und Begierde nicht verdient hatte, die sie sich anscheinend bei Ragnars
idiotischem Bruder und seinem genauso idiotischen Vetter erworben hatte.
Keitas Klaue glitt
über Ragnars Brust, die Krallen kratzten über seine Schuppen. Erschrocken
zuckte Ragnar ein wenig zusammen, und sein Vogelbesucher flatterte in die
Bäume. Und ließ Ragnar allein – mit ihr.
»Prinzessin …«
Sie strich mit ihrem
Kopf unter seinem Kinn entlang und schnupperte an seinem Hals. »Was willst du
von mir, Lord Ragnar?«, fragte sie mit heiserer Stimme. »Du stellst so viele
Fragen, aber ich weiß nicht, was du willst. Oder vielleicht bin ich auch nur
kompliziert. Vielleicht will ich, dass du die Informationen aus mir
herauslockst.« Sie stellte sich auf die Spitzen ihrer Hinterklauen, ihre
Schnauze streifte noch einmal seine Kehle, ihre Stimme flüsterte ihm ins Ohr.
»Vielleicht wäre es besser für uns beide, wenn du mich fesselst – und mich zwingst , dir die Antworten zu geben. Oder
Ketten«, schnurrte sie, ein wenig atemlos. »Stell dir vor, was wir anstellen
könnten, wenn wir ein paar Stunden allein wären und Ketten hätten.«
Ragnar hielt sie an
den Schultern und war schon dabei, sie an sich zu ziehen, als ihm bewusst
wurde, was er da tat. Wozu sie ihn gebracht hatte. Mit ein bisschen
götterverdammtem Schnuppern und der bloßen Erwähnung von Ketten!
Schlange!
Ragnar schubste sie
von sich weg, und statt wütend zu sein, lachte sie. Ihre Fassade der sexuellen
Hingabe glitt von ihr ab und ließ die abgebrühte Drachin darunter erkennen.
»Was ist los, Warlord? Sind Ketten nichts für dich? Magst du die kokette Naive
lieber? Oder die sich sträubende Jungfrau, die immer ›Nein, nein, nein‹ sagt,
aber eigentlich ›Ja, ja, ja‹ meint?« Ihr Gelächter schallte über den See.
»Was ich mag,
Prinzessin …«
»Nein, nein. Sag es
mir nicht. Ich wette, du magst das ganze Königliche-Majestät-Ding, oder? Den
Schwanz nach oben, den Kopf gesenkt, um es für den Fortbestand der eigenen
Blutlinie zu machen?«
Sie ärgerte ihn, und
er musste gehen. »Um genau zu sein …«
»Das schien mir das zu
sein«, unterbrach sie ihn, und ihr Schwanz hob einen Stein auf und schleuderte
ihn in den See, »was dein Vater bevorzugte.« Sie setzte sich auf die
Hinterbeine und hob die Vorderklauen. »Nicht dass ich es persönlich beurteilen
könnte. Aber ist es das?«, fragte sie. »Ist es das, was du magst?« Sie grinste
anzüglich, ihre braunen Augen musterten ihn von oben bis unten und verweilten
absichtlich auf seiner schwächsten Stelle. »Haben wir ein ›Wie der Vater, so
der Sohn‹-Phänomen?«
Und in diesem
Augenblick zerbrach etwas in Ragnar. Obwohl er eigentlich wusste, dass sie ihn
nur neckte, um ihn von den Fragen abzulenken, die er ihr gestellt hatte, konnte
er seinen Zorn nicht mehr im Zaum halten. Nicht nach dieser Beleidigung.
»Nein, Prinzessin«,
antwortete er mit leiser Stimme. »Was ich mag – was ich immer mochte, ist
jemand mit Denkvermögen, mit Vernunft, mit einem Leben, das man auch noch in
der Zukunft für bedeutungsvoll halten wird. Versteh mich nicht falsch. Ich habe
kein Problem, eine professionelle Hure mit ins Bett zu nehmen, denn ich weiß
jede Frau zu schätzen, die etwas von ihrem Geschäft und vom Wert des Geldes
versteht. Aber eine fade Jungfrau mit nichts im Kopf ist genauso schlimm wie
eine fade Schlampe mit nichts im Kopf. Denn wenn das Vögeln vorbei ist und man
miteinander allein ist, was tut man dann?« Er zuckte leicht mit den Achseln.
»Ich nehme an, du gehst in diesen Fällen. Du weißt
schon, bevor ein Mann zu genau hinsieht – und absolut gar nichts sieht.«
Er erwartete, dass ihm
Krallen ins Gesicht fuhren. Das taten sie nicht.
Er erwartete Tränen,
Beschuldigungen, dass er gehässig sei. Sie
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