Dragon Fire
da.«
»Verstehe. Dann ist
sie einfach verschwunden?«
Keita schnaubte. »Eher
geflohen, damit du sie nicht in die Klauen bekommst.«
Rhiannon knurrte ihre
Göre ein bisschen an, aber der Blitzdrache trat rasch vor sie hin. Als sie
hörte, wie Keita nach Luft schnappte und wissen wollte: »Was soll das denn
jetzt?«, musste Rhiannon schwer mit sich kämpfen, um nicht zu kichern.
»Soweit ich sehen
konnte, war Lady Esyld schon eine ganze Zeit lang nicht mehr in ihrem Haus,
Majestät.«
»Gab es nichts, das
dir verraten hätte, wo sie hingegangen sein könnte?«
»Wir haben geschaut.
Da war nichts.«
»Wurde sie gefangen
genommen?«
»Müsstest du das nicht
wissen, Mutter?«, fragte Keita hinter dem Drachenlord.
»Und was soll das
bitte schön heißen?«
Keita ging um Ragnar
herum. »Es soll heißen: Wie lange wusstest du, dass sie dort ist? Wie lange
hast du Pläne geschmiedet, sie töten zu lassen?«
»Majestäten …«, begann
der Blitzdrache, aber Rhiannon unterbrach ihn mit einer erhobenen weißen
Kralle.
»Ich wusste seit dem
ersten Mal, als du sie dort besuchtest, wo sie war. War es das wert?«, wollte
Rhiannon wissen. »Mich für diese verräterische kleine Hure zu hintergehen?«
Die Göre seufzte
höchst gelangweilt. »Ich habe dich nie hintergangen, Mutter.«
»Du wusstest, wo sie
war, Keita. Du hast nie ein Wort gesagt. Nicht einmal zu deinen Brüdern.«
»Ich wusste nicht,
warum ich das hätte tun sollen. Sie hat schließlich niemandem geschadet.«
»Darum geht es nicht,
du undankbares Gör! Du wusstest, wo eine mutmaßliche Verräterin war, und du
hast nichts gesagt. Du hast das Gesetz gebrochen. Du hast dich selbst und deine
Familie in Gefahr gebracht. Warum? Um ein Weib zu beschützen, das mich tot
sehen will?«
»Ach! Wenn du es so
siehst, dann beruf doch den Ältestenrat ein, lass mich des Verrats für schuldig
befinden und in die Wüstenminen schicken.«
»Das sollte ich
wirklich tun. Nichts Geringeres hättest du verdient!«
»Worauf wartest du
dann noch?«, fragte Keita herausfordernd und hielt ihre Vorderklauen hoch.
»Lass mich von deinen Wachen abführen, damit dieses lächerliche Gespräch ein
Ende hat!«
Verärgert, wie nur
ihre verdammte Tochter sie verärgern konnte, schlug Rhiannon Keitas Arme
herunter – und Keita schlug sie auf die Schulter. Mit vor Verblüffung offenem
Mund, dass ihre Tochter so etwas ihrer eigenen Mutter, und dazu der Königin,
antat, stand Rhiannon auf und schlug Keita ebenfalls auf die Schulter. Sie
waren in eine hübsche Prügelei verwickelt, als der Blitzdrache sich zwischen
sie schob.
»Das reicht!« , brüllte er und schob die Frauen auseinander.
» Hört auf
damit, und zwar beide! Ich habe noch nie gesehen, dass sich Mutter und Tochter so benehmen. Ihr zwei
beißt einander wie Schlangen in einer Grube!«
Angeführt von
Bercelak, kamen Rhiannons Wachen in die Kammer gestürmt, aber sie hob eine
Klaue. »Es ist alles gut, mein Liebling.«
»Rhiannon …«
»Es ist gut, es ist
gut. Geh zurück und rede mit deinem Sohn.«
Bercelak verdrehte die
Augen. »Muss ich?«
»Bercelak!«
»Schon gut, schon
gut.«
Ihr Gemahl ging
grummelnd mit dem Rest von Rhiannons Wachen hinaus.
»Du meine Güte«, sagte
Rhiannon, als die drei wieder allein waren, und ging langsam um den Nordländer
herum. »Mein kleiner Blitzschlag hat ein ganz schönes Temperament.«
»Da hast du recht«,
stimmte ihre Tochter zu, die jetzt ebenfalls um Ragnar herumging. Keitas Wut
war wie immer schnell vergessen. Es war eine Gabe, die keiner von Rhiannons
anderen Sprösslingen besaß.
Während sie um den
plötzlich angespannten Drachenlord herumgingen, grinsten die beiden sich an,
als teilten sie ein delikates Geheimnis. Ihre Tochter mochte diesen Kerl
ehrlich, das merkte Rhiannon. »Wenn er wirklich gefrustet ist«, erklärte Keita,
»sagt er schreckliche Sachen. Aber er entschuldigt sich und lässt sich sogar
von einem beschützerischen Bruder ins Gesicht schlagen wie ein wahrer Drache.«
»Das ist sehr schön zu
hören. Nichts ist schlimmer als Leute, die sich nicht entschuldigen. Ich
entschuldige mich natürlich nie, aber das muss ich auch nicht. Ich bin
schließlich die Königin.«
Ragnar war Drache
genug, um zuzugeben, dass ihn die zwei Drachinnen verunsicherten, die ihn wie
einen verwundeten Bär umkreisten.
»Was ist dir noch an
ihm aufgefallen?«, fragte die Königin ihre Tochter.
»Er brütet manchmal.
Aber nicht so sehr, dass er furchtbar langweilig wäre.
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