Dragon Fire
Er ist seinem Bruder und
seinem Vetter gegenüber sehr loyal. Und er ist mächtiger, als er zugeben will.«
»Also ist er kein
Angeber?«
»Oh nein. Überhaupt
nicht.«
»Oder wie sein Vater?«
»Iiih! Götter, nein!«
»Dann eher wie deine
Mutter?«, fragte die Königin jetzt ihn selbst, während ihr spitzenbewehrter
Schwanz über seine Schulter strich. »Sie hat dich vielleicht besser erzogen.
Ich wusste, dass sie das würde.«
Ragnar musterte die
Königin. »Du kanntest meine Mutter?«
»Ich kannte sie
ziemlich gut. Ihr Verschwinden aus der Höhle ihrer Familie war der Beginn des
Krieges zwischen unseren Völkern unter der Herrschaft meiner Mutter.«
»Das habe ich gehört.«
»Also bist du genauso
Südländer wie Nordländer.«
Ragnar konnte sich ein
Schmunzeln nicht verkneifen. »Wir werden nicht so erzogen. Egal, wo deine
Mutter herkommt, du bist das Kind deines Vaters – ein Nordländer.«
»Mit all den Kodexen
und Regeln und dem Sterben für die Ehre?«
»Und lila Schuppen und
Blitze. Das gehört alles mit dazu.«
Rhiannon lächelte ihn
an. Sie war groß für eine Drachin, fast so groß und kräftig wie er. Ihre
Tochter, die viel kleiner war, stand jetzt neben ihrer Mutter; sie sah im
Vergleich winzig aus, und ihre dunkelroten Schuppen leuchteten neben den
Weißtönen ihrer Mutter.
»Sag mir, Keita … kann
man diesem Nordländer vertrauen?«
Zu Ragnars
Überraschung antwortete Keita, ohne zu zögern. »Ja. Kann man.«
Er konnte nicht
anders, er musste sie fragen: »Wie kannst du das über mich sagen?«
»Weil ich es weiß, und
sei dankbar, dass ich es tue, Warlord. Es ist der einzige Grund, warum du noch
lebst.« Keita wandte sich abrupt an ihre Mutter. »Wie lange weißt du es schon?«
Die Königin legte eine
Kralle an die Lippen, um ihre Tochter zum Schweigen zu bringen, und sagte leise
zu Ragnar: »Versiegle den Raum.«
Ragnar hatte keine
Ahnung, was zwischen Mutter und Tochter vor sich ging, aber er tat, wie ihm die
Königin befahl. Ihre Augen wurden groß vor Überraschung. »Ihr Götter, Kind. Der
Drachenlord ist mächtig!«
»Hab ich dir doch
gesagt.«
»Aye, Tochter, aber
ich dachte, du redest von seinen mächtigen Schultern.« Rhiannon kehrte zu ihrem
Thron zurück. »Wie viel Zeit haben wir, meine dunkle Wolke?«
»Zehn Minuten. Aber
weniger, wenn du unbedingt all diese Spitznamen benutzen musst.«
»Ich liebe deine
Spitznamen, mein wirbelnder Tornado.« Sie setzte sich auf den Thron und sah
ihre Tochter an. »Was war noch mal deine Frage?«
»Wie lange weißt du es
schon?«, wiederholte Keita.
»Über dich?« Die
Königin stieß ein kleines Lachen aus. »Das ist einfach, Kind – ich weiß es,
seit du meinen Bruder umgebracht hast.«
Der Gedanke an Flucht
ging Keita durch den Kopf, aber diese Genugtuung hätte sie ihrer Mutter nie
verschafft.
»Welchen Bruder?«
»Lass uns keine
Spielchen spielen, Kind. Mindestens zwei von ihnen!« Rhiannons Lachen hallte
durch den Saal, und sie klatschte mit den Vorderklauen. »Lass dich nicht von
ihrer Schönheit und ihrem scheinbaren Mangel an Hirn verwirren, Lord Ragnar.
Meine zweitgeborene Tochter ist überhaupt nicht, was sie zu sein scheint.«
»Was ich getan habe, Mami « – und sie liebte es, wie das Auge ihrer Mutter
zuckte, wenn sie sie so nannte – »habe ich getan, um …«
»Ja. Ich weiß. Du hast
es getan, um den Thron zu beschützen. Und mit dem, worum ich dich gerade bitten
wollte, könntest du den Thron weiterhin schützen.«
»Und was wäre das
genau?«
»Jemand wird mit einem
Angebot auf dich zukommen, Tochter. Du wirst es annehmen.«
»Was für ein Angebot?«
Rhiannon grinste. »Die
nächste Drachenkönigin zu werden.«
»Oh.« Keita warf einen
Blick zu Ragnar hinüber und verdrehte die braunen Augen. »Na klar.«
»Du glaubst mir
nicht.«
»Oh nein, nein. Es gibt
eine Menge Leute, die mich als Königin sehen wollen. Das höre ich die ganze
Zeit. Normalerweise kommt das natürlich von betrunkenen Kerlen, die mir an die
Wäsche wollen.«
»Keita, du hast es
geschafft, die Wahrheit über dich sehr gut zu verbergen. Die meisten der
menschlichen Adligen wissen weder, dass du ein Drache bist, noch von deinen
Verbindungen zu Annwyl. Und die Drachen glauben, dass du mich nur zu gern tot
sehen würdest.«
»Na ja …«, begann
Keita, aber Ragnars Schwanz klatschte auf ihren Hintern und unterbrach sie.
»Was ich meine, ist«, korrigierte sie sich eilig und warf ihm einen wütenden
Blick zu, »die Drachen
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