Dragon Fire
beruhigenden Worte waren, die Auseinandersetzungen
zwischen Vigholfs Verwandtschaft Einhalt geboten hatten. Es war seine Größe.
Blitzdrachen waren bekannt für ihre Größe, auch wenn sie tendenziell langsamer
waren als die kleineren Feuerspucker. Aber der Kleine besaß die Größe der
Nordländer und die Schnelligkeit seiner feuerspuckenden Art. Eine Schande, dass
er kein großer Kämpfer war. Ragnar hatte ihn schon abgeschrieben und wollte ihn
nicht so schnell wieder in die Nordländer schicken. Aber Meinhard arbeitete im
Stillen daran, das zu ändern. Er hatte das übergroße Küken liebgewonnen, auch
wenn Vigholf nicht so recht verstand, warum.
»Ich würde mich nicht
in einen Streit mit Ragnar einmischen, wenn ich du wäre.«
»Wir sollten aber
etwas tun!«
Es war klar, dass der
Kleine das ausdiskutieren wollte, deshalb nahm ihn Vigholf am Arm und zog ihn
zwischen den Bäumen hindurch auf den Weg. »Lass uns hier warten, bis sie fertig
sind.«
Vigholf und Meinhard
durchforsteten ihre Reisetaschen, während der Kleine von einem Wegrand zum
anderen hin und her ging.
»Meinst du, wir können
uns noch ein paar Vorräte beschaffen, bevor wir gehen?«, fragte Meinhard.
»Getrocknetes Rindfleisch wäre hilfreich, wenn wir wieder durch die Außenebenen
müssen.«
»Die Prinzessin hat
versprochen, unsere Vorräte aufzufüllen.«
»Sie streiten immer
noch!« Der Kleine schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht zulassen, dass das so
weitergeht.«
»Warte …«
»Lass ihn gehen,
Meinhard«, sagte Vigholf und stand auf. »Er wird sie unterbrechen, Ragnar wird
ihn im Viereck herumprügeln, und er wird lernen, das nicht noch mal zu machen.«
Meinhard stand
ebenfalls auf und schaute den Weg entlang.
»Was ist?«, wollte
Vigholf wissen. Meinhard machte eine Kopfbewegung, und Vigholf folgte seinem
Blick.
Eine Frau kam den Weg
entlang, in der Hand hielt sie die Zügel eines riesigen schwarzen Pferdes. Sie
blieb stehen und starrte sie an.
Vigholf wünschte sich,
er hätte früher daran gedacht, seinen Umhang anzulegen – er hasste es, Menschen
seine violetten Haare erklären zu müssen, dieser ganze Pferdemist über
tragische Flüche und so weiter –, lächelte und winkte. »Sei gegrüßt«, rief er.
Die Frau, groß und mit
goldbraunen Haaren, ließ die Zügel ihres Pferdes los und kam näher. Sie kniff
die Augen zusammen und reckte den Kopf nach vorn.
»Was tut sie?«,
murmelte Vigholf seinem Vetter zu.
»Keine Ahnung«,
murmelte Meinhard zurück. »Vielleicht hat sie sich verirrt. Oder sie hat
Angst.«
»Oder sie ist
verrückt«, fügte Vigholf hinzu, und wenige Sekunden später zog die verrückte
Schlampe – er hatte recht gehabt, bei den Göttern! – eines der Schwerter, die
sie auf den Rücken geschnallt trug, und ging schweigend zum Angriff über.
»So soll es aber
sein«, sagte Keita zu Ren – schon wieder! Sie wiederholte sich nicht gern, und
nur weil Ren in seinem eigenen verdammten Land ein Adliger war, hieß das nicht,
dass er eher das Recht hatte, nicht auf sie zu hören, als einer der Untertanen
ihrer Mutter.
»Das gefällt mir
nicht. Ich mag ihn nicht.« Ren warf Ragnar einen finsteren Blick zu. »Er sieht
auf dich herab, und er hat dich gerade schon wieder beleidigt.«
»Und das«, sagte der
Nordländer zähneknirschend, »geht dich immer noch nichts an!«
»Was versprichst du
dir davon, Barbar? Vielleicht habt du und Keitas Mutter einen Plan, von dem sie
nichts weiß. Vielleicht hast du vor, sie zu verraten.«
Ragnar hob die Hand,
und Funken sprühten von seinen Fingerspitzen. Ren tat dasselbe, nur dass seine
Flammen loderten. Keita, die es gewohnt war, dass Männer mit sehr viel mehr
Körpereinsatz reagierten, befahl: »Hört auf! Beide! Das ist lächerlich!«
»Was ist hier los?«,
wollte Éibhear wissen, der zu ihnen herübergerannt kam. »Warum streitet ihr
alle?«
Keita warf den beiden
anderen Männern einen Blick zu, zuckte die Achseln und sagte zuckersüß: »Wir
streiten doch gar nicht.«
»Keita!«
»Eine Diskussion ist
kein Streit, Éibhear.«
»Was verschweigt ihr
mir?« Er sah von einem zum anderen. »Was hat Mum vor?«
»Nichts. Sie war nur
wie immer. Du solltest inzwischen daran gewöhnt sein.«
»Lüg mich nicht an,
Keita. Du weißt, dass du mich nicht anlügen kannst.« Er hatte recht. Sie konnte
keinen ihrer Brüder anlügen, denn keiner von ihnen ließ sich von einer zufällig
wirkenden Berührung oder einem geheimnisvollen Lächeln ablenken. »Hier geht
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