Dragon Fire
her. »Der wird toll an meinem Helm aussehen, wenn ich
in die Schlacht reite. Lila war noch nie meine Farbe, aber ich glaube, es wird
schon gehen.«
»Du bist ja
wahnsinnig!«, schrie Vigholf, und Ragnar hielt ihn an den Schultern fest,
schaffte es aber kaum, seinen tobenden Bruder zurückzuhalten. Nicht dass er ihm
dafür einen Vorwurf hätte machen können.
»Na komm«, forderte
ihn die Menschliche lachend heraus. »Bringen wir es zu Ende, Blitzdrache .«
Keita trat näher an
die Frau heran und hieb ihr die Hände auf die Schultern. »Hör sofort damit auf!«
Die Frau runzelte die
Stirn und starrte Keita an. Einen Augenblick lang fürchtete Ragnar um die
Sicherheit der Prinzessin, doch dann fragte die Frau: »Keita?« Dann lächelte
sie und schob die Hände des Blauen von ihrer Taille weg. »Keita!« Die Frau ließ
ihr Schwert fallen – den Zopf allerdings nicht –, schlang die Arme um Keita und
drückte sie fest. »Ihr Götter! Ich bin so froh, dich zu sehen!«
Keita atmete auf und
nickte Ragnar kurz zu. »Ich auch, Schwester.«
»Es ist lange her!«
»Und was ist mit mir? Werde
ich nicht umarmt?«
Die Frau wirbelte zu
dem Blauen herum. »Éibhear!« Sie warf sich auf ihn, schlang ihre langen Beine
um seine Taille und die Arme um seinen Hals. »Oh, Éibhear!«
Lachend umarmte der
Blaue sie ebenfalls. »Das ist das Willkommen, auf das ich gehofft hatte.«
»Sie hat mich
verstümmelt!«, beschwerte sich Vigholf bei ihm. Und sehr weit hergeholt war das
nicht. Obwohl kein männliches Wesen in den Nordländern die Haare so lang tragen
würde, wie die Südländer es taten, waren sie dennoch stolz auf das, was sie
hatten. Vor jeder großen Schlacht flochten weibliche Verwandte oder
Gefährtinnen den Drachenkriegern die Haare zu Kriegerzöpfen. Wenn die Schlacht
oder der Krieg vorüber und gewonnen war, gab es dann ein weiteres Ritual, in
dem die Zöpfe gelöst wurden und der lange, einzelne Zopf wieder neu geflochten
wurde. Es war ein schlichtes, schmuckloses Ding, aber es war für viele von
großer Bedeutung.
Doch sie befanden sich
wirklich auf gefährlichem und fremdem Terrain. Es konnte keine Vergeltung für
den Schaden geben, den dieses Weib angerichtet hatte. »Nicht hier, Bruder.
Nicht jetzt«, flüsterte Ragnar.
»Wann dann?«
»Jederzeit,
Blitzdrache«, bot ihm die Frau an, die endlich von dem Blauen
herunterkletterte. »Sofort, wenn du möchtest.«
Vigholf knurrte, doch
Ragnar hielt ihn an den Schultern fest. »Beruhige dich.«
»Halt ihn nicht
zurück. Lass ihn los, damit ich beenden kann, was ich angefangen habe, und
dann« – die Menschliche deutete mit einem Finger auf Ragnar – »erledige ich den
Rest von euch.«
»Was ist bloß los mit
dir?«, wollte Keita von der Menschenfrau wissen. »Warum benimmst du dich so?«
»Glaubst du etwa, dass
ich es nicht weiß? Dass ich nicht gehört habe, was sie dir angetan haben?«
Grüne Augen starrten sie unter ungekämmten Haaren hervor zornig an. »Sie haben
dich entführt, Keita. Sie versuchen, Frauen ihren Willen aufzuzwingen. Und
dafür« – die Frau neigte ihren Kopf von einer Seite zur anderen, dass die
Wirbel weithin hörbar knackten – »verlieren sie den Kopf.«
Sie drängte vorwärts,
und Ragnar wandte sich zu ihr um. Er hatte nicht vor, zuzulassen, dass Vigholf
etwas passierte, und bereitete sich darauf vor, einen Zauber zu entfesseln,
aber wieder schob sich Keita zwischen Ragnar und seine Sippe und dieses
verrückte Weib.
»Nein! Du irrst dich. So
war das nicht.«
Den Blick unverwandt
auf Ragnar gerichtet, fragte die Frau: »Was ist dann passiert?«
Keita räusperte sich.
»Das sind diejenigen, die mich vor Olgeir gerettet haben.«
»Blödsinn.«
»Glaubst du wirklich,
ich würde jemanden schützen, der etwas mit meiner Entführung zu tun hatte?«
»Es waren nicht die
hier?«
»Ich versichere dir,
Annwyl, es waren nicht …«
»Annwyl?«, wiederholte
Ragnar, der sich plötzlich daran erinnerte, dass Keita den Namen schon einmal
gerufen hatte, bevor sie aus dem Unterholz gebrochen waren. »Das ist Annwyl?«
Ragnar musterte die Frau von ihren absurd großen Füßen bis zum Scheitel ihrer
ungekämmten Haare. »Das?«
Diese Menschliche, die
mehr Muskeln hatte, als für irgendein Mitglied des Königshauses nötig schien,
und die ihn und seine Sippe mit einem Blick ansah, den er nur als den
wahnsinnigen Blick eines kranken Tieres bezeichnen konnte.
Keita hob die Hand, um
ihn zum Schweigen zu bringen; ihr eindringlicher Blick
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