Dragon Fire
etwas
vor sich, und ich will wissen, was.«
»Geh zurück zu
Meinhard, Junge!«, befahl Ragnar.
Keita hob eine Hand.
»Kommandier meinen Bruder nicht herum!«
»Na schön. Dann lassen
wir ihn halt bleiben.«
»Sprich nicht in
diesem Ton mit mir, Warlord. Ich werde auch ohne deine Hilfe sehr gut mit
meinem Bruder fertig.«
»Mit mir fertigwerden?
Du musst mit mir fertigwerden?«, wiederholte Éibhear.
Mit schwindender
Geduld sagte Keita: »Stopp. Seid alle einfach …« Sie runzelte die Stirn und
neigte den Kopf. »Ren? Was ist los?«
Er deutete auf etwas
hinter Keita. »Kennen wir dieses Pferd nicht?«
Keita warf einen Blick
über die Schulter. »Sieht aus wie Annwyls Pferd«, sagte sie und kratzte sich am
Ohr.
Einen Augenblick
später erstarrte sie bei dem Geräusch von Stahl auf Stahl.
»Ihr Götter!«, sagte
sie zu ihrem Bruder gewandt.
Gemeinsam stürmten sie
auf die nahegelegene Straße zu. Sie rannten zwischen den Bäumen hindurch, und
Keita kreischte auf und fiel auf ihr Hinterteil, als eine Schwertklinge ihr
fast die Spitze ihrer wertvollen Nase abgeschnitten hätte.
Hände hoben sie vom
Boden auf und stellten sie wieder auf die Beine. »Alles klar?« Sie erwartete
Ren, aber es war Ragnar, der besorgt auf sie herabsah.
»Mir geht’s gut. Wir
müssen sie aufhalten.«
»Mein Bruder würde
niemals eine Frau töten.«
»Das ist keine Frau«,
sagte Keita. »Nicht wie man sich das vielleicht vorstellt.«
Meinhard hob seinen
Schild, und das Schwert der Schlampe krachte mit solcher Wucht dagegen, dass er
zurückgedrängt wurde. Ihr Götter! Was für eine Kraft sie hatte!
Und doch war sie ein
Mensch.
Er senkte den Schild
und sah, dass die Frau ihm den Rücken zugewandt hatte und sich mit seinem
Vetter beschäftigte. Meinhard stieß sein Schwert vor und zielte auf ihre Seite.
Er wollte verwunden, kampfunfähig machen, nicht töten. Doch sie drehte sich in
letzter Sekunde um, und seine Klinge stieß an ihr vorbei. Meinhard taumelte
vorwärts. In diesem Moment rammte sie ihm den Ellbogen ins Gesicht und
zertrümmerte seine Nase.
Er brüllte, und sie
duckte sich und rammte ihm den Fuß in die Wade. Zu Meinhards Entsetzen hörte er
Knochen brechen, etwas machte »Knack« in seinem Bein, und er fiel hart auf ein
Knie.
Der Schmerz war
auszuhalten. Der Bruch würde heilen. Aber die Demütigung – die war
unerträglich!
Meinhard sah, wie sein
Vetter die Frau zwang, sich wieder um ihn zu kümmern. Sie war weniger als einen
Fuß entfernt, als er den Schild nach ihrem Rücken schwang. Er traf sie an der
Seite und schleuderte sie gegen einen in der Nähe stehenden Baum. Sie krachte
hart gegen den Stamm, prallte davon ab auf den Boden, rollte sich ab, kam auf
die Beine und ging wieder auf Vigholf los.
Der schwang sein
Schwert, doch sie sprang auf seinen Rücken, ihr kurzes Schwert hoch erhoben.
»Annwyl, nein!« , schrie Prinzessin Keita, während
Éibhear die abscheuliche Frau schnappte und sie von hinten von Vigholf
herunterriss. Gleichzeitig hielt Ragnar Vigholf fest.
Keita stand mit
erhobenen Händen zwischen alledem. »Jetzt beruhigt euch alle mal!«
»Beruhigen?«, wollte
Vigholf wissen. »Diese verrückte Schlampe hat uns angegriffen!«
Meinhard fühlte, dass
Hände ihn berührten, und schaute in das seltsame Gesicht des fremden Drachen
hinauf. Ohne dass sie ein Wort wechselten, erlaubte Meinhard Ren, ihm auf sein
heiles Bein zu helfen.
»Mylord Vigholf«,
sagte Keita beruhigend. Sie drehte sich zu ihm um. »Ich möchte dir …«
Mit weit aufgerissenen
Augen starrte sie Vigholf an, und Meinhard folgte hektisch ihrem Blick, voller
Angst, dass er sehen würde, wie sein Vetter aus einer Wunde verblutete, die sie
nicht bemerkt hatten. Doch es war schlimmer. Viel schlimmer.
Keita schlug sich eine
Hand vor den Mund, die braunen Augen schreckgeweitet. Verunsichert sah Ragnar
seinen Bruder an – und ließ ihn los.
»Oh.«
»Was?«, fragte
Vigholf. »Was ist los?«
»Äh … äh …«
Der arme entstellte
Vigholf schaute an sich hinab. »Was starrt ihr alle so?«
»Vielleicht«, sagte
eine kühle weibliche Stimme, »suchen sie das hier.«
Vigholf hob den Kopf,
als die Menschenfrau den langen Zopf aus violetten Haaren hochhielt, der ihm
einmal gehört hatte.
»Tut mir leid«, sagte
die Frau grinsend. »Ich wollte eigentlich deinen ganzen Kopf. Aber du bewegst
dich viel schneller, als deine Ochsenstatur es vermuten lässt.«
»Ochsenstatur?«
»Keine Sorge.« Sie
schwang den Zopf hin und
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