Dragon Fire
warnte ihn. Er bemerkte,
dass sie keine ausladenden Bewegungen machte und ihre Stimme ruhig und
kontrolliert hielt. »Königin Annwyl von den Dunklen Ebenen, ich möchte dir
Ragnar den Listigen vorstellen, seinen Bruder, Vigholf den Abscheulichen, und
ihren Vetter Meinhard den Wilden. Meine Herren … dies ist Königin Annwyl, die
menschliche Herrscherin dieses Landes und die Gefährtin meines ältesten Bruders.
Bevor wir weitergehen, lasst mich nur sagen …«
Die Menschliche hob
die Hand. »Warte. Es tut mir leid. Dein Name ist … Vigholf der Abscheuliche ?«
»Annwyl …«
»Warum haben wir in
den Südländern keine solchen Namen?«
»Er hieß früher
Vigholf der Bösartige«, fügte der Blaue aus unerfindlichen Gründen hinzu, »aber
im letzten Krieg wurde es Vigholf der Abscheuliche.«
»Und ich bin nur
Annwyl die Blutrünstige. Das ist verdammt langweilig. Aber Annwyl die
Abscheuliche? Das klingt hübsch, findet ihr nicht?«
»Annwyl.« Keita
drückte den Unterarm der Frau. »Lord Ragnar und seine Verwandten sind unter
meinem und Éibhears Schutz hier.«
»Wirklich? Obwohl sie
dich entführt haben … und auch noch zweimal? Zuerst der Vater von dem da und
dann er selbst?«
»Ich habe dir doch
schon gesagt, dass er mich vor Olgeir gerettet hat. Und die Götter wissen, dass
wir ihm nicht die Taten seines Vaters vorwerfen können. Du, Annwyl, solltest
das besser wissen als alle anderen.«
»Als ich also gehört
habe, dass er dich entführt hat, um ein Druckmittel gegen deine Mutter zu haben
…?«
»Nichts weiter als ein
dummes Missverständnis und absolut kein Grund zur Verärgerung.«
»Ein dummes
Missverständnis? Ehrlich?« Ein Grinsen breitete sich über das Gesicht der
Königin aus und ließ sie noch wahnsinniger aussehen. »Dann nehme ich an, wir
können all das hier« – sie schwang den Zopf in ihrer Hand – »auch ein dummes
Missverständnis nennen? Hä?«
Sie lachte, küsste
Keita auf die Wange und wartete, bis der Blaue sich zu ihr herabbeugte, damit
sie ihn ebenfalls auf die Wange küssen konnte. »Ich bin froh, dass ihr beide zu
Hause seid. Vielleicht bringt ihr meinen Gefährten ja dazu, nicht so viel zu
brüllen wie in letzter Zeit.« Sie schnalzte mit der Zunge, und ihr Pferd kam zu
ihr. »Ihr müsst unbedingt die Kinder sehen. Sagt Fearghus, dass ich später
komme.«
Die Menschenkönigin
stopfte Vigholfs Zopf in ihren Gürtel, warf sich Schwert und Schild auf den
Rücken und schaffte es irgendwie, auf das Pferd zu steigen, das selbst für
viele Nordland-Männer zu groß gewesen wäre. »Ich freue mich, euch alle beim
Abendessen zu sehen.«
Mit einem weiteren
Lachen gab sie ihrem Pferd die Sporen und ritt davon.
» Das ist eure Menschenkönigin?«, fragte Ragnar wieder. »Die?«
Keita zuckte die
Achseln. »Sie ist launisch.«
»Sie hat meine Haare
gestohlen!« Vigholf trieb sein Schwert in den Boden. »Meine Haare!«
»Mylord.« Keita nahm
Vigholfs Hand und hielt sie zwischen ihren kleinen Händen. »Bitte vergib ihr. Auf
ihr liegt solch eine große Last, und sie hat es nur für mich getan. Ich
verspreche, dass ich alles tue, um das wiedergutzumachen.«
Ragnar wusste, dass es
seinem Bruder eine Menge abverlangte zu sagen: »Es ist nicht deine Schuld, Prinzessin.
Denk nicht weiter darüber nach.« Aber seine Willensstärke war so groß wie die
jedes Nordländers.
»Komm.« Sie zog an
Vigholf. »Wir beruhigen dich wieder.« Sie lächelte den verwundeten Meinhard an.
»Und für dich besorgen wir eine Heilerin.«
»Und was bekomme
ich?«, fragte Ragnar.
»Meine Geduld.«
Und ihre Antwort
brachte ihn zum Lachen.
»Willkommen auf
Garbhán Isle, Mylords«, sagte Keita zu ihnen allen. »Ich kann euch zumindest
versprechen, dass es euch keine Minute langweilig werden wird.«
17 »Schwester!«
Morfyd knirschte mit
den Zähnen. Sie konnte das schaffen. Sie würde das schaffen. Nicht nur weil sie es Brastias
versprochen hatte, sondern weil sie es sich selbst versprochen hatte.
Mit einem gezwungenen
Lächeln auf den Lippen wandte sie sich ihrer Schwester zu. »Keita.«
»Oh, du siehst toll
aus!«
Morfyd setzte
augenblicklich ein finsteres Gesicht auf. »Und was soll das jetzt heißen?«
Keita schaute finster
zurück. »Dass diese faden weißen Gewänder, die du jeden Tag trägst, die dunklen
Ringe unter deinen Augen erst richtig zur Geltung bringen?«
»Schlange.«
»Kuh.«
»Keita.«
Als sie den tadelnden
Tonfall des Sprechers hörte, der hinter Keita stand, lächelte
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