Dragon Love 01 - Feuer und Flamme fuer diesen Mann
schieben, und Renaldo rief etwas, das sich anhörte wie ein italienischer Fluch, als er sich auf die Planke stürzte.
Er verfehlte sie nur knapp und musste hilflos zusehen, wie sie ins Wasser fiel. Völlig außer Atem lehnte ich mich an die Kanalmauer und blickte auf die andere Seite, wo Renaldo auf und ab lief und mir finstere Blicke zuwarf. Er atmete noch nicht einmal besonders angestrengt.
„Was ist los, hast du Angst, du wirst nass?“, spottete ich.
Renaldo knurrte etwas und blickte sich nach einer anderen Möglichkeit um, den Kanal zu überqueren. Aber jedes Mal, wenn er zu nahe ans Wasser kam, zog er sich wieder zurück.
„Hat deine Mutter dir eigentlich gar nichts beigebracht?“, fragte Jim. „Es ist nicht klug, einen Drachen zu verspotten.“
Renaldo hielt mit uns Schritt, während wir den Tunnel entlang rannten. Er schrie uns Drohungen hinterher, als wir in einen Seitentunnel abbogen, in den er uns nicht folgen konnte.
Immer weiter rannten wir durch ein Gewirr von Gängen, manche mit offenen Kanälen, manche mit vergitterten, und schließlich hatte ich jedes Orientierungsgefühl verloren.
Ganz zu schweigen davon, dass ich keine Luft mehr bekam.
„Jim, ich muss mich kurz ausruhen“, keuchte ich, als wir erneut an einer Kreuzung ankamen. Eine Maschine mit großen roten Zahnrädern stand auf einem Gerät, das aussah wie eine Draisine. Dahinter war ein schwarzer Tender angehängt, und beide Wagen standen mit Metallrädern auf Schienen.
„Wir können nicht stehen bleiben, sonst kriegen sie uns“, sagte Jim und kroch unter die Kupplung der beiden Wagen. Ich setzte mich auf den Kupplungsmechanismus und schwang meine müden Beine darüber. „Das ist mir egal. Sie können mich ruhig kriegen. Ich kann nicht mehr. Mein Herz platzt gleich.“
„Nur noch ein kleines Stück“, drängte Jim und krabbelte über ein Geländer, an dem ein Warnschild hing: DANGER! INTERDIT AU PURLIC! Ich brauchte kein Französisch zu können, um zu wissen, was das bedeutete.
Gerade wollte ich den Mund aufmachen, um etwas zu erwidern, als ich hörte, wie sich in dem Tunnel, aus dem wir gerade gekommen waren, zwei Männer etwas zuriefen. Rasch klappte ich den Mund wieder zu und hievte mich über das Geländer, das mir bis zur Taille reichte. Ich musste einen überraschten Aufschrei unterdrücken, als ich etwa anderthalb Meter tief fiel. Wir befanden uns in einem kleinen Brunnen, anscheinend eine Art unbenutztes Überlaufmetall, der roten Metallkappe unter unseren Füßen nach zu urteilen.
Leise machten wir uns so flach wie möglich. Weil oben die Maschinen direkt neben uns standen, würden uns Fiats Männer nicht sehen, wenn sie nicht direkt in den Brunnen hineinspähten. Ich schlang meine Arme um Jim und drückte meine Lippen in sein dickes Fell, damit niemand mein heftiges Atmen hörte. Kurz darauf kamen die Männer in den Tunnel und riefen nach Renaldo. Ich wollte es nicht riskieren, mich hinzustellen, um sie sehen zu können, aber obwohl ich kein Wort von dem verstand, was sie sagten - die blauen Drachen schienen hauptsächlich italienischer Abstammung zu sein -, ließ der ärgerliche Tonfall ihrer Stimmen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Sie berieten sich kurz, und dann trennten sie sich, wobei jeder von ihnen einen anderen Bereich des Tunnels durchsuchte.
„Glaubst du, sie kommen zurück?“, flüsterte ich Jim ins dicke Pelzohr.
„Lass das, das kitzelt“, beschwerte sich Jim und hielt mir den Kopf hin, damit ich sein Ohr rieb. Das tat ich auch. Und kraulte es ihm anschließend, was durchaus seine Zustimmung fand.
„Wir müssen weiter“, sagte ich schließlich leise, als ich die Wortfetzen von Touristen vernahm, die sich gegenseitig etwas zuriefen. Der Schall übertrug sich in den Tunnels ohne Kanäle besonders gut.
„Nein! Und ich hatte schon geglaubt, dass wir hierbleiben, bis man dich das Phantom der Kanalisation nennt!“
Ich gab Jim einen Schubs und kletterte mühsam aus dem Brunnen. „Ich bin zu alt für so was. Ich will nach Hause. Soll Drake doch das Auge haben. Was interessiert mich die Welt! Ich will nur noch ein heißes Bad und ein schönes bequemes Bett.“
„Wie egoistisch“, sagte Jim und hüpfte leichtfüßig aus dem Brunnen. „Hier entlang.“
Ich drehte mich um. „Ach, bist du jetzt der große Kanalexperte? Wie kommst du darauf, dass es hier hinausgeht?“
Jim trat an eine Ecke und wies mit dem Kopf auf ein blaues Schild, auf dem AVENUE BOSQUET stand. Ein roter Pfeil
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