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Dragon Sin: Roman (German Edition)

Dragon Sin: Roman (German Edition)

Titel: Dragon Sin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. Aiken
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sich die beiden Sonnen in den Himmel erhoben.
    Rhona wusste, was geschehen würde, wenn sie diese Taverne beträte – abgesehen von einem Rausch.
    Die Tavernentür wurde aufgestoßen, und Rhona ging schneller. Sie hoffte, dass sie das Gebäude hinter sich gelassen hatte, bevor sie …
    »Rhona!«
    Starke Hände packten sie und zerrten sie in die Taverne. Ihre Tanten und Onkel waren nirgendwo zu sehen, aber die meisten ihrer Vettern und vor allem ihrer Cousinen befanden sich in diesem Schankraum.
    Rhona wurde auf einen Stuhl gezwungen und erhielt einen Becher Bier in die Hand gedrückt.
    »Trink!«, jauchzte eine Cousine. »Und berichte uns über die Gewalt an der Front!«
    »Hier ist es unerträglich öde«, beschwerte sich eine andere Cousine. »Seit fünf Jahren macht keiner etwas, und Mum lässt mich nicht ins Tal. ›Du wirst hier gebraucht‹, sagt sie. Aber warum? Soll ich dabei zusehen, wie diese Zwillings-Dämonenbrut mit jedem Tag wächst und immer fieser wird?« Sie beugte sich vor und flüsterte – oder vielmehr: schrie – lallend: »Bei den Göttern, die beiden sind verdammt fies!«
    »Neue Narben?«, fragte eine andere.
    »Dieser Blitzdrache, mit dem du hergekommen bist, ist ein ziemlicher Brocken. Vögelst du schon mit ihm? Wenn nicht, wirst du’s tun? Weil … du weißt schon.«
    Rhona hob den Becher an die Lippen und trank ihn in einem Zug leer. Dann winkte sie der Frau hinter der Theke und verlangte ein weiteres Bier. Ihre Cousinen grölten vor Freude.
    Vigholf geleitete seine Mutter zur Treppe vor dem Rittersaal. Dort hatten sie zu Abend gegessen, danach hatten sie einen Spaziergang um die Burg gemacht und sich stundenlang unterhalten. Heute Nacht würde sie in der Burg bleiben, sodass sie am nächsten Morgen vor seiner Abreise noch miteinander frühstücken konnten.
    Dawon hatte viele Söhne, aber es gelang ihr immer wieder, jedem einzelnen zu zeigen, wie sehr sie ihn liebte. Allerdings wussten sie alle, dass Ragnar in ihrem Herzen einen besonderen Platz einnahm. Doch Vigholf verstand das. Seit Ragnar aus dem Ei geschlüpft war, hatte es sich ihr Vater zur Aufgabe gemacht, dessen Seele zu zerschmettern, anstatt seine Drachenkraft zu fördern. Vielleicht hatte Olgeir von Anfang an gewusst, dass es Ragnar sein würde, der ihn eines Tages zu Fall bringen würde.
    »Ich bin so froh, dass wir diese Zeit miteinander hatten«, sagte Dawon zu ihm, als sie die Treppe hochstiegen.
    »Ich auch. Aber das alles sollte bald vorbei sein.« Vigholf betrachtete seine Schuhe und stellte die Frage, die ihn und seine Brüder umtrieb: »Sobald es vorbei ist … wirst du wieder nach Hause kommen?«
    Dawon sah ihn mit ihren großen blauen Augen an. »Natürlich! Warum nicht?«
    Er zuckte die Achseln. »Du warst nicht aus freiem Willen bei der Horde, Mum. Das weiß ich. Daher könnte ich es verstehen, wenn du nicht zurückkehren möchtest.«
    »Aber ich möchte es. Weil meine Söhne dort sind. Und meine Enkel. Und du und deine Brüder … ihr habt die Lage für mich verändert.«
    »Eigentlich war es nur Ragnar.«
    »Ohne dich, deine Brüder und Meinhard hätte er nichts ausrichten können. Außerdem habe ich die Nordländer nie gehasst. Ich mag es dort. Bloß deinen Vater habe ich gehasst – und der ist jetzt tot.« Gute Götter. Sie klang so … selbstbewusst.
    »Wenn du dir sicher bist …«
    »Natürlich bin ich das. Und jetzt« – sie ergriff seine Hände – »darfst du dir um mich keine Sorgen mehr machen. Ich bin hier in Sicherheit. Ich will nur, dass du zurückgehst und deinem Bruder beim Kampf gegen diese schrecklichen Eisendrachen hilfst.«
    »Das werde ich, Mum. Versprochen.«
    »Gut. Und …« Seine Mutter wandte den Blick ab und zog die Stirn kraus.
    »Was ist los?«
    »Ich glaube, deine schwache kleine Freundin könnte etwas Hilfe gebrauchen.«
    Vigholf schaute den Hof entlang. Am Ende stand Rhona und versuchte ihre weiblichen Verwandten zu einem Seitentor zu führen, das zum nahe gelegenen See führte. Das war allerdings keine einfache Aufgabe, denn andauernd versuchten einige Drachinnen, aus der Gruppe auszubrechen und davonzulaufen.
    »Warte einen Moment, Mum.«
    »Ich gehe sowieso zu Bett. Du kannst dir also Zeit lassen«, lachte sie.
    Rhona erwischte eine weitere Cousine und riss sie zurück zur Gruppe.
    Gute Götter, für so etwas hatte sie keine Zeit. Sie sollte im Bett sein und ein paar Stunden schlafen, bevor die Sonnen aufgingen und sie zu den Armeen ins Tal zurückkehren musste.

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