Dragon Sin: Roman (German Edition)
nehme mir Celyn vor«, sagte sie zu ihren Schwestern, während sie sich aufrichtete. »Und ihr beiden kümmert euch um Éibhear.«
»Warum bekommen wir immer Éibhear?«, jammerte Nesta. »Er ist so groß wie ein Berg und passt nicht auf, gegen wen er seine großen Pranken schwingt.«
»Ja«, stimmte Edana ihr zu. »Deshalb gehört er euch beiden. Und jetzt bewegt euren Hintern, bevor Mum etwas bemerkt.«
Rhona kauerte neben einem kleinen Bach, zog den Handschuh aus und führte mit der hohlen Hand Wasser an ihren Mund. Es war kalt und erfrischend und wirkte nach der langen Reise belebend. Sie befand sich noch in den Dunklen Ebenen, war aber weit entfernt von der Schlacht auf der Insel Garbhán, sodass sie ein wenig Zeit zum Nachdenken hatte.
Verharschter Schnee und Eis knirschten hinter ihr. Rhona befand sich noch in der Hocke; sie wirbelte herum und hielt den Speer vor sich. Der Kriegshammer, den ihr Vater geschaffen hatte, schlug dagegen und drückte den Speer zur Seite, riss ihr die Waffe aber nicht aus der Hand.
»Ich bin’s«, sagte Vigholf rasch zu ihr.
»Ich weiß«, erwiderte Rhona ehrlich.
»Und warum hast du mich dann angegriffen?«
Rhona richtete sich zu voller Menschengröße auf, aber sie musste noch immer den Kopf heben, damit sie in das Gesicht des Blitzdrachen schauen konnte. »Warum wohl? Warum bist du überhaupt hier?«
»Was glaubst du denn? Hast du wirklich gedacht, ich lasse dich allein losziehen?«
»Also hast du meinen Onkel belogen. Du bist nicht der Meinung, dass ich allein …«
»Bevor du diesen dummen Satz beendest, sollte ich dir etwas klarmachen. Wenn man mich auf eine solche Reise schicken würde, hätte ich nicht die geringste Lust, mich allein aufzumachen. Ich bräuchte jemanden, der mir den Rücken stärkt. Jemanden, der auf mich aufpasst, egal in welchen Problemen ich stecke. Ich habe also weder deinen Onkel noch sonst jemanden belogen. Ich weiß, dass du das hier allein durchziehen kannst, aber da ich die Zeit habe, dich zu begleiten und dir Schutz zu gewähren, werde ich es tun.«
»Was ist mit deinem Bruder?«
»Was soll mit ihm sein?«
»Wenn Annwyls Armee marschiert, dann rüstet sie sich für die letzte Schlacht – für die Schlacht, die diesen verdammten Krieg beenden und uns zurück in unser normales Leben führen wird.«
»Der Krieg ist für den Nordländer das normale Leben, Sergeantin. Sobald wir die Eisendrachen für euch Feuerspucker erledigt haben, werden wir uns die Stachler aus den Eisländern vornehmen. Zweifellos sind sie inzwischen bereits in unser Territorium eingedrungen, da sie wohl glauben, dass wir für immer verschwunden sind. Daher wartet immer noch ein großes Töten auf mich, wenn ich nach Hause zurückkehre.«
»Aber …«
»Das ist alles!«, unterbrach er sie. »Ich will nichts mehr darüber hören. Ich gehe mit dir. Nimm es einfach hin.«
»Na gut. Dann sollten wir aber ein paar Dinge klarstellen, bevor wir weiterreisen.« Sie rammte den Schaft ihres Speers in den Boden und packte ihn mit festem Griff. »Ich weiß, dass es nur schwer in deinen harten Nordländerschädel gehen wird, aber ich bin eine Soldatin der Drachenkönigin und habe schon mehr als zwei Jahrhunderte überlebt, ohne dass du mich in all meinen Schlachten beschützt hättest. Ich werde es nicht dulden, dass du dich in mein Leben einmischst. Du kannst mir den Rücken frei halten, aber das ist alles. Verstanden?«
»Wir passen auf einander auf, Feuerspuckerin. Ich habe nicht vor, mich in deine Kämpfe einzumischen, wenn es nicht sein muss.« Er deutete auf ihren Speer. »Mit diesem Ding hast du mich schon oft genug gestochen.«
»Ja, aber beim ersten Mal war es ein Unfall. Ich kann nicht versprechen, dass das nicht wieder passiert.«
»Na gut.« Er schaute sich um und zuckte mit den Schultern. »Und was machen wir jetzt?«
»Wir gehen weiter. Je schneller wir zu Morfyd gelangen, desto besser. Es wäre einfacher, wenn wir reiten könnten, aber bei deinen Schwierigkeiten mit Pferden …«
»Was soll das heißen?«
»Du hast gerade eines bewusstlos geschlagen.«
»Ich wollte es ruhigstellen.«
Rhona schüttelte den Kopf, ging wieder in die Hocke und füllte ihre Feldflasche mit frischem Wasser. Als sie damit fertig war, stand sie auf und lief los. »Komm schon, Blitzdrache!«, rief sie ihm zu. »Beweg deinen Hintern. Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit!«
Sie hörte, wie er seufzte und murmelte: »Ich hasse Laufen.« Doch dann war er an ihrer Seite und hielt
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