Dragon Touch
fragte Dagmar klar.
»In einer Stunde gibt es Abendessen. Ich habe ein Kleid
für dich. Brauchst du Hilfe beim Ankleiden?«
Immer noch nicht in der Lage, ihre ansonsten doch immer so
ordentlichen Gedanken zu ordnen, war Dagmar dankbar, als Gwenvael ihr
einflüsterte: »Sag ihr ja, aber du brauchst noch zehn Minuten für dich.«
Dagmar schluckte und sagte: »Ja, aber ich mache gerade
noch ein Nickerchen. In zehn Minuten, bitte.«
»Natürlich, Mylady.«
»Danke.«
Sie hörte die Frau nicht gehen, aber der Schatten unter
der Tür verschwand.
Der Drache ließ sie endlich los, und Dagmar zog sofort
ihren Morgenrock über, als er vom Bett kletterte und zur Tür ging. Sie blieb,
wo er sie zurückgelassen hatte – unfähig, sich zu rühren.
»Ich komme später am Abend wieder«, sagte er, als er ging.
»Wer sagt, dass ich hier sein werde?«
Er hielt inne, bevor er die Tür öffnete, und wandte sich
ihr zu. »Du wirst das Fenster für mich offen lassen, und du wirst nackt sein.
Wenn ich zurückkomme, werde ich mir nehmen, was ich von dir will, so oft ich
will.« Er grinste; es war unverfälscht und roh und erstaunlich schön.
»Verstanden, Lady Dagmar?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Du wirst es mir erklären
müssen.«
»Das werde ich. Sogar wenn ich dich ans Bett fesseln und
es dir wieder und wieder erklären muss.« Er ließ noch einmal den Blick über sie
schweifen. »Und spiel nicht mit dir selbst, wenn ich weg bin. Ich will nicht,
dass du etwas abnutzt, bevor ich eine Chance hatte, es zu nutzen.« Mit der Hand
auf dem Türgriff schenkte Gwenvael ihr das wärmste Lächeln, das sie je von jemandem
gesehen hatte. »Abgesehen davon siehst du sehr schön aus, wenn du kommst, ich
will keine Sekunde davon verpassen.«
Dann war er fort, die Tür schloss sich leise hinter ihm.
Ein paar Minuten später, als Fannie mit dem Kleid wiederkam, fand sie Dagmar in
derselben Position vor, wie Gwenvael sie zurückgelassen hatte – auf dem Bett
kniend, den Morgenrock mit den Händen zuhaltend … und keuchend.
»Sie hätte mich warnen müssen, Jack.«
»Aye, Lord Gwenvael. Das hätte sie.«
»Sie hätte mir die Wahrheit über sich sagen müssen.«
»Sehr wahr, Mylord.«
»Alte Jungfer? Alte Jungfer, von wegen! Diese Frau ist ein
Vulkan, Jack. Ein selbstbeherrschter Vulkan, der nur darauf wartet, in die Luft
zu gehen und mir die Schuppen zu zerschmelzen. Und, wie ich hinzufügen möchte,
ein bisschen ein Plagegeist.«
»Klingt so, Mylord. Also dann … bist du dir sicher?«
»Wenn ich das Abendessen überleben will, habe ich kaum
eine andere Wahl. Tu’s einfach.«
»Wie du willst.«
Jack trat zurück und machte ein paar männlichen Dienern
unter seiner Leitung ein Zeichen. Einer nach dem anderen gossen sie das
Eiswasser aus, das sie aus einer tiefen Quelle hochgezogen hatten, die man
entdeckt hatte, kurz nachdem Annwyl Garbhán übernommen hatte.
Sobald das Wasser Gwenvaels menschliche Gestalt traf,
zischte und knisterte es, die großen Eisbrocken schmolzen vollständig bei der
Berührung mit seinem Körper, und nach kurzer Zeit stieg Dampf auf. Zum Glück
wirkte es aber.
Gwenvael lehnte sich in der Badewanne zurück und seufzte:
»Danke, Jack.«
»Sehr gern, Mylord. Kann ich sonst noch etwas für dich
tun?«
»Wenn du mir meine Zurechnungsfähigkeit wiederbesorgen
könntest, wäre das nett.«
»Was das angeht, stehst du allein da, Mylord. Leider
können Diener da nicht viel tun.«
20 Gwenvael
schloss seine Schlafzimmertür und machte sich auf den Weg zur Treppe. Er fühlte
sich jetzt ruhiger. Kontrollierter. Er war es nicht gewöhnt, dass eine Frau ihn
so durcheinanderbrachte. Und was noch schlimmer war: Er wusste nicht, ob ihm
das gefiel.
Als er sich der Treppe näherte, die zum Rittersaal führte,
hätte er es fast nicht bemerkt. Er blieb stehen, blähte die Nasenflügel und
erkannte auf der Stelle all die Gerüche, die aus einem der nahe liegenden Räume
kamen. Er machte mehrere Schritte zurück und klopfte einmal kurz, bevor er die
Tür öffnete.
Seine junge Cousine Branwen lag auf dem Bauch ausgestreckt
auf dem Bett und las. Sie trug immer noch ihr Kettenhemd und die Hose, und ihre
abgewetzten Stiefel standen in Habtachtstellung neben dem Bett, bereit, jeden
Augenblick wieder angezogen zu werden. Wie ihre Mutter schien sich Branwen in
ihrer Kampfkleidung wohler zu fühlen als in den Kleidern, die ihre Schwestern
oft trugen, wenn sie nicht mitten in einer Schlacht waren. Es erinnerte ihn
daran,
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