Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dragons Schwur

Dragons Schwur

Titel: Dragons Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
Vom Netzwerk:
Ausbildung in Zaubersprüchen und Ritualen ließen ihn automatisch ihren Anweisungen folgen und mit ihr atmen.
    »Der Kreis wurde bereits beschworen, das müssen wir nicht wiederholen.« Sie nahm das geflochtene, halb verbrannte Gras vom Altar und schaute ihn an. »Weißt du, was das ist?«
    »Duftendes Mariengras.«
    »Gut«, sagte sie. »Weißt du auch, wofür es beim Zaubern verwendet wird?«
    Er zögerte, als müsste er angestrengt nachdenken. »Um negative Energie zu entfernen?« Bryan ließ die Antwort absichtlich wie eine Frage klingen.
    »Ja. Das ist richtig. Sehr gut.« Anastasia sprach mit ihm, als wäre er ein Schüler im ersten Schuljahr. Er unterdrückte ein Lächeln, während sie das geflochtene Gras über die grüne Erdkerze hielt. Es entzündete sich sofort. Dann schwenkte sie es im Uhrzeigersinn um sich herum und sagte:
»Mit duftendem Mariengras werd ich beginnen …«
    Sie schaute ihn erwartungsvoll an.
    »Negative Energie muss spurlos verschwinden.«
Ohne zu zögern vollendete er den Zauberspruch.
    Sie strahlte und lächelte dabei so süß, dass sein Herz einen Sprung machte. Plötzlich war Dragon sehr, sehr froh, dass er in Zaubersprüchen und Ritualen immer gut gewesen war.
    Anastasia legte den glimmenden Zopf wieder auf den Altar und nahm eine Prise Kräuter aus dem ersten Samtbeutel. Sie trat auf ihn zu, und er öffnete die Hand, wie sie es ihm gezeigt hatte. Anastasia streute die zerdrückten Blätter in seine Hand. Der Geruch war ihm vertraut, und zwar nicht nur, weil ihm die Dinger ins Gesicht geweht waren, sondern auch, weil er drei Jahre lang im Unterricht aufgepasst hatte. Als die Priesterin dann:
»Lorbeer klar und achtsam macht«
, sagte und innehielt, antwortete er ganz automatisch:
»Erde, bring uns deine Macht.«
    Sie belohnte ihn mit einem weiteren reizenden Lächeln, bevor sie sich dem zweiten Samtbeutel zuwandte und getrocknete Nadeln über die Lorbeerblätter streute.
»Zeder, mach mich mutig, sicher und gefasst.«
    »Leih uns deine Kraft, auf dass mein Zauber nicht verblasst«
, fügte er rasch hinzu, ohne auf ihre Pause zu warten.
    Diesmal lächelte Anastasia nachdenklich, was ihn sehr zufrieden machte. Ein bisschen selbstgefällig saß er da, weil er wusste, dass die letzte Zutat für den Zauber das Salz sein würde, mit dem die Mischung gebunden wurde. Dann aber schockierte ihn die Priesterin, indem sie die Hand ausstreckte und sanft auf seinen Kopf legte. Er zuckte bei ihrer Berührung zusammen und schaute sie an. Ihre Augen waren ganz groß, und ihre Stimme klang atemlos, als sie sagte:
»Du bringst einen Teil des Zaubers dar …«
    Diesmal konnte er nur dasitzen und schweigen, während sein Herz hämmerte, als ihre Hand über seine Wangen glitt.
»Nur so wird rein er, stark und wahr.«
Ihre schlanken weißen Finger ergriffen einige Haarsträhnen, die aus dem Lederband gerutscht waren. Sie zog kräftig daran und ließ die Haare in seine offene Handfläche fallen.
    Dragon widerstand dem Drang, aufzuschreien und sich die Kopfhaut zu reiben.
    Nun erst wandte Anastasia sich dem dritten Samtbeutel zu und holte die Salzkristalle heraus. Sie streute sie allerdings nicht über die Mischung in seiner Hand, sondern ergriff seine andere Hand und führte ihn weg vom Altarstein. Langsam bewegten sich die beiden im Uhrzeigersinn um die brennenden Kerzen. Anastasias Stimme veränderte sich, als sie zum Kern des Zaubers kam. Dragon konnte ihre Worte nicht vollenden, weil er diesen bestimmten Zauber noch nie gehört hatte. Während sie sprach und sie sich um den Stein bewegten, spürte er die Kraft, die wie eine Welle über ihnen zusammenschlug. Er war in ihren Worten gefangen, fühlte sich von ihnen angezogen, als besäßen sie eine eigene Gestalt.
    »Einen Anziehungszauber wirken wir heut Nacht.
    Klare Sicht ist’s, die er macht.
    Mit Lorbeerblättern wird gezeigt,
    Dass Hochmut keine Liebe zeugt.
    Zedernkraft vor Missetaten schützt,
    Du Mut und Selbstbeherrschung besitzt.«
    Dragon war so vom Klang ihrer Stimme gefangen, dass er erst allmählich die Bedeutung ihrer Worte begriff. Als er verstanden hatte, dass sie ihn soeben als hochmütigen Missetäter bezeichnet hatte, waren sie schon vor der roten Feuerkerze stehen geblieben. Anastasia schaute ihn an, umfing seine Hand, in der er die Kräuter hielt, und fügte das Salz hinzu.
»Mit Salz bind ich den Zauber an mich.«
    Dann hielt sie ihre verschlungenen Hände über die rote Kerze und sagte, während sie die Mischung in die Flamme

Weitere Kostenlose Bücher