Dragons Schwur
streute:
»Schwertgleich teilt Magie die Flamme, Wahrheit über Bryan Lankford sei der Name!«
Mit einem Zischen fraß die Flamme die Mischung auf und loderte so hoch empor, dass Dragon die Hand zurückziehen musste, um sie nicht zu versengen.
Im Tower House of Night hielten fünfzehn Jungvampyre inne. Es war so kurz vor der Dämmerung, dass sieben von ihnen bereits schliefen. Ein Hauch von Lorbeer und Zeder stahl sich in ihre Träume.
Eure Schwärmerei zerbricht:
Dragon Lankfords Zukunft rührt euch nicht …
Sally McKenzie kicherte mit ihrer Mitbewohnerin Isis und erzählte gerade, wie gut Dragon doch aussah, als sie plötzlich den Kopf neigte und sagte: »Ich – ich glaube, wir sollten es uns anders überlegen.
Er ist tapfer – er hat Mut
doch Dragon Lankford tut uns nicht gut.«
Isis hörte auf zu kichern und nickte achselzuckend. Die Mädchen bliesen ihre Kerzen aus und legten sich schlafen. Ganz wohl war ihnen beiden nicht.
Den beiden verliebten Jungen kam der klare Gedanke:
Nie wird Dragon euch berühren,
Sein Verlangen ihn zu andren führen.
Ein Jungvampyr weinte leise ins Kissen. Der andere schaute den Vollmond an und fragte sich, ob er jemals geliebt werden würde.
***
Vier der sechs Jungvampyre, die den Küchendienst verrichteten, zögerten plötzlich. Camellia schaute Anna, Anya und Beatrice an und sagte:
»Ich bin klug und glaube nicht,
dass Dragon mir sein Herz verspricht.«
Anna keuchte auf und ließ die Tasse fallen, die sie gerade in der Hand hielt. Sie zerbrach inmitten des betäubten Schweigens.
»In seinem Bett würd’ Liebe ich nicht finden,
er nützte aus mich und würd’ dann verschwinden.«
Dann sprach Anya, während sie sich bückte, um mit Anna die Scherben aufzusammeln.
»Er strebt nur nach dem Schwerte hin.
Dafür hab ich keinen Sinn.«
Als Nächste erbleichte Beatrice:
»Ein menschlicher Gemahl ist mir bestimmt.
Ein Vampyr nur alles Glück mir nimmt.«
***
In den Gemächern, in denen die Hohepriesterin des Tower Grove House of Night lebte, empfing Pandeia ihre Gemahlin im Bett. Plötzlich wirkte Dianas schönes Gesicht überrascht, und sie sagte:
»Lankfords Schicksal können wir
beide nie erkennen hier.«
»Diana? Geht es dir gut?« Pandeia berührte die Wange ihrer Gemahlin und schaute ihr tief in die Augen.
Diana schüttelte sich wie eine nasse Katze. »Ja. Ich – das war seltsam. Das waren nicht meine Worte.«
»Woran hast du gedacht, bevor du gesprochen hast?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich glaube, ich habe daran gedacht, dass Dragon unserem Haus bei den Spielen Ehre gemacht hat.«
Die Hohepriesterin nickte, jetzt wusste sie Bescheid. »Das ist Anastasias Zauber. Er hat jenen, die an ihn gedacht haben, die Wahrheit über Dragon gezeigt.«
Diana schnaubte. »Ich bin wohl kaum ein verliebter Jungvampyr.«
Pandeia lächelte. »Natürlich nicht, meine Liebe. Das zeigt nur, wie stark der Zauber der jungen Anastasia ist. Wir können sicher sein, dass ihm morgen keine besessenen Jungvampyre mehr nachlaufen werden.«
»Der Junge tut mir beinahe leid.«
»Nicht nötig. Falls einer der Jungvampyre ihn aufrichtig liebt, wird ein wenig Realität die wahre Liebe nicht vertreiben. Außerdem zeigt das, was dir enthüllt wurde, nur, dass Dragon in der Tat eine leuchtende Zukunft bevorsteht.«
Diana kehrte in die Umarmung ihrer Gemahlin zurück. »Zumindest jedoch eine interessante.«
Im House of Night in Chicago, wo vor kurzem die Vampyr-Spiele zu Ende gegangen waren, hielt Aurora, eine wunderschöne junge Vampyrin, mitten in ihrem Brief an jenen inne, der ihr Bett und ihr Herz gewärmt hatte, nachdem er alle Gegner im Schwertkampf besiegt hatte. Dragon Lankford hatte den Titel des Schwertmeisters errungen und damit auch die Zuneigung Auroras. Dennoch legte sie die Feder beiseite und hob das dünne Blatt an die Kerzenflamme. Sie hatte erkannt, wie wahr die Worte waren, die flüsternd durch ihren Geist huschten:
Liebelei war es vor allen Dingen.
Ein andrer Vampyr bringt mein Herz zum Singen.
Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Dragon war eine reizende Ablenkung gewesen, nicht mehr.
***
Und in dem düsteren Ziegelbau, der als Gefängnis von St. Louis, Missouri, diente, trieb das Flüstern mit dem Wind tief hinab … hinab … hinab … in die Eingeweide des Gebäudes und den verborgenen Raum, in dem Sheriff Jesse Biddle vor dem silbernen Käfig, in dem er die Kreatur gefangen hielt, auf und ab schritt. Er sprach nicht
mit
ihr,
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