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Dragons Schwur

Dragons Schwur

Titel: Dragons Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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Taille fiel. Sie war klein, aber mit üppigen Formen, die er durch die Leinenbluse und den weich fallenden, blauen Rock erkennen konnte. Meist achtete er nicht sehr darauf, wie sich Frauen kleideten – nackt waren sie ihm am liebsten –, doch Anastasias Kleider waren mit Muscheln, Perlen und Fransen verziert. Sie wirkte feenhaft, wie aus einer anderen Welt, was durch ihre Tätowierungen mit den anmutigen Ranken und Blumen noch verstärkt wurde. Sie waren so gut ausgeführt, dass sie vollkommen real wirkten.
    »Na schön. Ich bin bereit. Du auch?«
    Er richtete die Aufmerksamkeit auf den Altar. Es gefiel ihm nicht, dass sie seinen prüfenden Blick bemerkt hatte. »Ich bin bereit. Ich freue mich schon darauf, die Namen der Jungvampyre zu hören, die um den Liebeszauber gebeten haben«, sagte er in herausforderndem Ton und schaute sie eindringlich an.
    Anastasia wirkte ungerührt. »Da du mir bei dem Zauber hilfst, muss ich die Namen der Jungvampyre nicht nennen. Deine Gegenwart verleiht meinem Zauber genügend Kraft, so dass er jeden treffen wird, der von dir abgelenkt wurde.«
    Dragon schnaubte. »Wie gut, dass ich zurzeit kein Liebchen habe. Was wir hier tun, würde sicher alles zunichtemachen.«
    »Nein, das stimmt nicht. Solange dieser Mensch wirklich an
dir
und nicht an irgendeinem übersteigerten Bild von dir interessiert ist.«
    »Bei Ihnen komme ich mir vor wie ein arroganter Esel.«
    »Bist du das denn?«
    »Nein! Ich bin nur ich.«
    »Dann wird dieser Zauber niemanden treffen, der
nur dich
will.«
    »Schon gut, schon gut. Ich verstehe. Bringen wir es hinter uns. Was soll ich tun?«
    Sie antwortete mit einer Frage. »Du hast doch drei Jahre lang Unterricht in Zaubersprüchen und Ritualen erhalten, nicht wahr?«
    Er nickte.
    »Na gut, ich mische die Kräuter für den Zauber in deiner Hand. Halte sie wie eine Schale.« Sie machte es ihm vor. »Genau so. Wenn du die Kräuter berührst, verleiht das dem Zauber besondere Stärke. Meinst du, du könntest einen Teil des Zauberspruchs übernehmen, wenn ich dich dabei führe?«
    Er unterdrückte seinen Ärger. Sie sprach nicht von oben herab, aber so, als käme es ihr gar nicht in den Sinn, dass er Spaß am Unterricht haben und in etwas anderem als dem Schwertkampf gut sein könnte.
    Die Lehrerin für Zaubersprüche und Rituale würde eine Überraschung erleben.
    »Da Sie danach fragen müssen, haben Sie wohl nicht meine schulischen Leistungen bei Ihrer Vorgängerin überprüft«, sagte er in einem Ton, der auf unterdurchschnittliche Noten schließen ließ.
    Die Priesterin seufzte tief. »Nein, das habe ich nicht.«
    »Also wissen Sie nichts über mich, als dass einige Jungvampyre für mich schwärmen.«
    Ihre Blicke begegneten sich, und er bemerkte etwas in ihren kornblumenblauen Augen, das er nicht deuten konnte. »Ich weiß, dass du eines Tages ein Krieger sein wirst, aber das heißt noch lange nicht, dass du einen Zauber wirken kannst.«
    »Ich kann Ihnen nur mein Wort geben, dass ich heute mein Bestes tun werde.« Er fragte sich, warum ihm überhaupt an ihrer Meinung gelegen war.
    Anastasia hielt inne, als legte sie sich ihre Antwort sorgfältig zurecht. Dann aber sagte sie nur: »Ich danke dir, Bryan.« Sie verneigte sich leicht und respektvoll vor ihm.
    »Nennen Sie mich Dragon.« Er wollte sich nicht anmerken lassen, wie sehr ihn dieses kleine Zeichen der Anerkennung berührt hatte.
    »Dragon«, wiederholte sie. »Es tut mir leid, ich vergesse es immer wieder. ›Bryan‹ passt so gut zu dir.«
    »Sie würden erkennen, dass ›Dragon‹ viel besser zu mir passt, wenn Sie einmal mein Schwert auf sich gerichtet sähen.« Er bemerkte, wie arrogant das klang, und fügte hastig hinzu: »Nicht dass ich jemals eine Priesterin angreifen würde. Ich meinte nur, wenn Sie mich beim Schwertkampf erleben könnten, würden Sie meinen Spitznamen verstehen. Im Kampf werde ich zum Drachen.«
    »Was vermutlich nicht so bald passieren wird«, entgegnete sie.
    »Sie mögen mich wirklich nicht.«
    »Es hat nichts mit dir zu tun. Ich mag einfach keine Gewalt. Ich wurde so erzogen –« Anastasia verstummte und schüttelte den Kopf. »Das hat nun wirklich nichts mit dem Anziehungszauber zu tun. Wir müssen uns konzentrieren. Fangen wir an. Du atmest jetzt bitte dreimal tief ein und reinigst deinen Geist.«
    Dragon hatte keine Lust dazu. Er hätte lieber erfahren, wie sie erzogen worden und was mit ihr geschehen war, dass sie Gewalt so sehr missbilligte –, doch drei Jahre

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