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Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Titel: Drahtzieher - Knobels siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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erst nachträglich auf sie aufmerksam, als er dem sich entfernenden Drauschner nachsah, der in der Nähe von Dr. Fyhre vorbeiging und auf eine gegenüberliegende Tür zulief. Nun trennte sich der Vorstandsvorsitzende von seiner Frau und dem Ehepaar und bewegte sich zügigen Schrittes auf die Tür zu, durch die Drauschner soeben verschwunden war. Wanninger begriff, dass jetzt etwas Entscheidendes bevorstand. Er rannte quer durch das Foyer, rempelte eine ältere Dame an, die sich kopfschüttelnd über ihn entrüstete, und drückte schwungvoll die Tür auf, durch die Drauschner und Dr. Fyhre verschwunden waren und die in einen Flur mündete, der ins Parkhaus führte. Er stieß eine grüne stählerne Feuertür nach der anderen auf, die hinter ihm dumpf ins Schloss fielen, und gelangte endlich in ein Treppenhaus, durch dessen Schacht er nach unten blickte und gerade noch gewahrte, dass Dr. Fyhre eine Etage tiefer die Tür in das erste Tiefgeschoss öffnete. Wanninger folgte in sicherem Abstand, öffnete leise die Tür, die der Vorstandsvorsitzende eben passiert hatte, und sah vorsichtig in das weite Parkdeck, dessen Stützpfeiler den Überblick erschwerten. Wanninger tastete sich an der Wand weiter vor, sah niemanden und suchte Fahrzeugreihe für Fahrzeugreihe ab, während er nach vorn schlich und zugleich immer wieder prüfend zurückblickte. An der Decke verliefen isolierte Rohre, dazwischen hingen die Leuchtstoffröhren, die das Parkdeck recht gut ausleuchteten. Wanninger ging auf Zehenspitzen weiter, passierte den nächsten Stützpfeiler – und erschrak.
    Er sah Dr. Fyhre und Drauschner in einer der hinteren Fahrzeugreihen stehen. Sie unterhielten sich, doch Wanninger konnte sie nicht verstehen. Drauschner machte eine Handbewegung, mit der er Dr. Fyhre bedeutete, leise zu sprechen. Wanninger duckte sich und tastete sich an den Autos entlang, kniete sich vorsichtig hin und lugte unter den Fahrzeugen hindurch, sah von Drauschner und Dr. Fyhre nur deren gelackte schwarze Schuhe – und einen schwarzen Lederkoffer. Wanninger pochte das Herz. Er kroch weiter und fand endlich eine Position, von der aus er alles im Blick hatte: Drauschner, Dr. Fyhre und den Lederkoffer. Wanninger griff zitternd zu seiner Digitalkamera. Er beugte sich vor. Seine Muskeln spannten sich. Es bedeutete eine gewaltige Anstrengung für ihn. Die Kamera durfte nicht den Blitz auslösen. Wanninger schaltete ihn mit verschwitzten Fingern aus und blinzelte nochmals vorsichtig auf das Display. Dann drückte er ab. Wanninger wich zurück und beherrschte mühsam seinen Atem. Er hätte keuchen müssen, doch es gelang ihm, still zu bleiben. Er kontrollierte auf dem Display das geschossene Foto. Ja, es war alles deutlich zu sehen: Drauschner, Dr. Fyhre und der Lederkoffer. Es war Wanningers wichtigstes Foto überhaupt. Man hatte ihn nicht bemerkt, als er seitwärts in geduckter Haltung an einem Auto vorbei fotografierte und all das erfasste, was wichtig war. Wanninger entspannte sich, ließ sich zurückfallen und fiel lautlos mit dem Gesäß auf den Betonboden. Er rollte sich zur Seite, sah wieder unter den Autos hindurch und suchte die beiden Männer, doch er sah sie nicht. Er drehte den Kopf, versuchte zwischen den Reifen der geparkten Autos etwas zu sehen und nahm zu spät einen Schatten wahr, der sich langsam über ihn beugte. Wanninger spürte die Mündung einer Waffe an seiner Schläfe.
    Wanninger rührte sich nicht. Er merkte, wie der Schuh der über ihn stehenden Person seinen Kopf zu Boden drückte. Wanningers Mund und Nase pressten sich auf den nackten Beton. Der Schuh drohte ihn zu zerquetschen. Er röchelte auf den Boden. Der Mann über ihm beugte sich zu ihm herunter.
    »Bleib so liegen!«
    Wanninger erstarrte wie befohlen.
    »Um Gottes Willen, was machen Sie denn da?«, hörte er eine Stimme neben sich sagen. Es war die Stimme von Dr. Fyhre.
    »Er ist es«, antwortete Drauschner. »Er hat sich hier versteckt. Gehen Sie wieder nach oben und holen Sie die anderen, Herr Dr. Fyhre. Ich passe auf ihn auf.«
    Der Vorstandsvorsitzende entfernte sich mit hastigen Schritten. Drauschner hielt seinen Schuh auf Wanningers Kopf. Wanninger hörte schwach, dass die Tür zum Treppenhaus geöffnet wurde und dann zuschlug. Jetzt war es wieder still. Wanninger wollte gerade den Kopf langsam zur Seite drehen, als Drauschners Handy klingelte. Er spürte einen Tritt in seinem Nacken. Wanningers Kopf fiel hart auf den Beton zurück. Der Schädel hämmerte. Drauschner

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